Zu feindlichen Ufern - [3]
angeordnet hatte, gut vorangekommen. Respektvoll tippte er an seinen Hut und eilte im nächsten Augenblick davon.
»Bilde ich mir das nur ein, Mr Hawthorne«, wunderte sich Hayden, »oder ist Mr Ransome mit einem Mal der pflichtbewussteste Offizier an Bord meines Schiffes?«
»Es sieht so aus, Sir. Er ist überdies bestrebt, den stellvertretenden Leutnant Wickham auszubilden. Und man kann den jungen Wickham vermutlich nur dadurch beeindrucken, indem man genauso pflichtbewusst und gewissenhaft agiert wie der junge Lord selbst.«
»Verstehe. Aber was genau verspricht er sich nun davon, wenn er versucht, Mr Wickham zu beeindrucken?«
»Ein Zyniker könnte jetzt mutmaßen, es habe etwas mit Mr Wickhams zwei unverheirateten Schwestern zu tun, die beide, wie man hört, hübsch und liebenswert sein sollen und zudem über eine ordentliche Mitgift verfügen.«
»Haben wir derart zynische Menschen an Bord?«
»Mir kam zu Ohren, dass es da den ein oder anderen gibt.«
»Denken Sie, Mr Wickham weiß von Ransomes Absichten?«
»Er ist ein vertrauensvoller junger Bursche, Sir, bei all seinen Fähigkeiten als Seeoffizier.«
»Ja, ich fürchte, Sie haben recht.« Hayden dachte einen Moment nach. »Lassen Sie uns ein Auge auf Ransome haben, damit Wickham nicht alles allein tun muss.«
»Da stimme ich Ihnen zu, Sir.«
»Sie haben gewiss von Mr Barthe gehört?«
»Mr Wickham hat mich stündlich auf den neuesten Stand gebracht, denn er hat, so oft er konnte, nach dem Master geschaut.«
»Das nenne ich pflichtbewusst. Der Doktor glaubt, es ist nur eine Verstauchung. Nichts wirklich Bedrohliches.«
»Wenn ich zu den Zynikern gehören würde, die angeblich an Bord des Schiffes sind, dann würde ich vielleicht denken, dass Mr Wickhams Sorge um Mr Barthe womöglich etwas mit den hübschen Töchtern des Masters zu tun hat, insbesondere mit einer.«
Hayden sah den Leutnant der Seesoldaten mit durchdringendem Blick an. Hawthorne schaute indes unbekümmert aufs Meer hinaus. »Ich hoffe doch sehr, dass Sie scherzen. Der Marquis würde einer solchen Verbindung nie zustimmen.«
»Ich denke, dass Sie in diesem Punkt recht haben, aber das Herz eines jungen Mannes – ganz zu schweigen von seiner Vorstellungskraft – ist sehr geschickt, wenn es darum geht, jedwede Hindernisse des Werbens hinwegzufegen.«
»Nun, da haben wir eine Situation, die zwangsläufig zu Liebeskummer und enttäuschten Hoffnungen führen wird. Weiß Mr Barthe überhaupt von dieser Verbindung?«
»Ich weiß nicht, ob man von einer Verbindung sprechen kann. Vielleicht handelt es sich eher um Verblendung, wie ich meine. Und was Mr Barthe anbelangt, ich vermag nicht zu sagen, ob er davon Kenntnis hat. Andererseits, könnte er sich für eine seiner Töchter eine vorteilhaftere Partie vorstellen? Selbst wenn Wickham nicht dem Adel entstammte, so wird er eines Tages Kapitän sein, wenn nicht gar Admiral. Die Zukunft sieht rosig für ihn aus. Für die Tochter eines Masters gibt es eigentlich kaum eine bessere Partie.«
»Mr Barthe sollte noch einmal vernünftig über alles nachdenken. Dann würde er erkennen, dass es nie zu so einer Verbindung kommen wird.«
»Bei solchen Angelegenheiten, Kapitän, ist das Herz eines alten Mannes – ganz zu schweigen von seiner Vorstellungskraft – sehr geschickt, wenn es darum geht, sämtliche Hindernisse einer vorteilhaften Partie für seine Tochter hinwegzufegen.« Hawthorne sah seinen Kapitän nun an. »Würden Sie sich nicht wünschen, dass Mr Wickham um die Hand Ihrer Tochter anhielt, wenn Sie eine hätten?«
»In der Tat, einen besseren Schwiegersohn könnte ich mir kaum vorstellen. Wie kommt es, Mr Hawthorne, dass Sie so gut über all diese Dinge informiert sind, Ihr Kapitän jedoch nichts davon weiß?«
»Oh, der Kapitän muss seine Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen widmen. Zum Beispiel der Sicherheit des Schiffes und den zweihundert Seelen an Bord. Sie kümmern sich um die Seelen, ich mich um die Herzen.«
»Ich denke, die Seelen sollten wir Mr Smosh überlassen. Wäre das nicht ein Mann, der in eine von Mr Barthes Töchtern vernarrt sein könnte? Hat er sie überhaupt je kennengelernt?«
»Das glaube ich nicht. Und bei allem Respekt unserem guten Priester gegenüber, ich habe das Gefühl, dass er seine Rolle als Schiffsgeistlicher besser spielt als die Rolle als Ehemann.«
»Ganz unter uns, ich stimme Ihnen zu. Ich glaube nicht, dass Mr Smosh für die Beständigkeit der Ehe geeignet ist.« Hayden musste lächeln,
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