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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und schaute sich verzweifelt um, als könne er irgendwo ein Schlüsselbund an einem Haken entdecken.
    Das Hämmern gegen das Schott und die Tür wurde von Augenblick zu Augenblick verzweifelter. Hayden rief den Männern etwas zu, doch offenbar hörten sie ihn bei dem Lärm nicht. Daraufhin schlug er heftig gegen das Holz und hörte, wie Archer und Hawthorne die anderen aufforderten, leise zu sein.
    »Mr Archer!«, schrie Hayden so laut er konnte. »Die Wachen sind mit dem Schlüssel auf und davon, aber ich versuche, Sie alle da herauszuholen. Bleiben Sie ruhig und seien Sie leise, damit Sie mich hören, wenn ich Ihnen etwas zurufen muss!«
    »Aye, Sir!«, rief Archer zurück. Er klang schon ganz heiser vom Rufen. »Aber der Wasserpegel hier drin steigt, Sir. Ich weiß nicht, wie lange wir noch den Kopf über Wasser halten können.«
    »Ich hole Sie da raus, Mr Archer, und wenn ich mir den letzten Knochen breche. Darauf haben Sie mein Wort.«
    »Gott segne Sie, Kapitän.«
    Hayden warf einen Blick auf die Beschaffenheit des Schlosses und der Tür zum Verschlag und wusste, dass er die Kameraden nicht mit bloßen Händen würde befreien können.
    »Wie heißt du, Junge?«, fragte er den Aspirant .
    »Pierre, Capitaine .«
    »Wir brauchen eine Axt, Pierre, oder eine Spake vom Gangspill.«
    Der Bursche, der im kalten Wasser zitterte, schüttelte den Kopf. »Eine Axt …?« Er zuckte die Schultern.
    »Dann nichts wie los zum Gangspill.«
    Die Leiter auf dem halb gefluteten, stark geneigten Deck zu erreichen war nicht einfach, und Hayden machte sich bewusst, dass der Weg zum Gangspill und zurück eine halbe Ewigkeit dauern würde. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Er brauchte ein Werkzeug, um die Planken einzuschlagen. Seine Fäuste reichten dafür nicht, selbst wenn er sich beide Hände bräche, wie er es Archer versprochen hatte.
    Er schob den Jungen vor sich her die Leiter hinauf, an der das Wasser wie aus einem Sturzbach herablief, und kletterte Sprosse für Sprosse hinterdrein. So schnell sie nur konnten eilten sie zum Gangspill und entfernten eine der Spaken. Auf einem Vierundsiebziger waren diese Stangen lang und schwer und aus solidem Eschenholz.
    Sie brauchten einen Moment, bis sie die Spake durch den Niedergang bekamen. Dann kletterten sie beide zurück auf das Deck, auf dem der Wasserpegel dramatisch angestiegen war. Hayden setzte die Spake zunächst als Hebel an, aber als das nichts half, benutzten er und Pierre das Rundholz als Rammbock und hämmerten gegen die Planken. Endlich gab das Holz an einer Stelle nach. Eine Planke barst unter der Wucht der Stöße.
    Geistesgegenwärtig machten sich die Männer von innen an der zersprungenen Planke zu schaffen, und kurz darauf konnte Hayden die Gesichter seiner Kameraden sehen. Erleichterung und Hoffnung lagen in den Blicken der Männer, doch nichts vermochte über die Panik hinwegzutäuschen, die Haydens Kameraden in der Enge des Verschlags erfasst hatte.
    Die nächste Planke erwies sich als hartnäckiger, aber als alle kräftig drückten und Hayden mithilfe des Jungen weiterhin gegen das Holz hämmerte, gab auch diese Planke schließlich nach und löste sich. Als Erste zwängten sich die Midshipmen durch die Öffnung, aber alle anderen Männer waren zu groß – oder zu beleibt. Doch da Wickham, Hobson und Madison jetzt von außen mithelfen konnten, bekam der Rammbock noch mehr Wucht. Einmal verloren sie das Gleichgewicht auf dem rutschigen Deck und fielen alle ins Wasser, das den Männern inzwischen bis zur Hüfte reichte. Da das Schiff bei jeder Welle auf das Riff getrieben wurde, mussten Hayden und die Männer einen Moment warten, bis es sich wieder setzte. Erst dann rammten sie die Spake gegen die Planken.
    Als endlich die dritte Planke nachgab, kletterten die restlichen Männer der Themis aus dem Verschlag, wobei der Master und Reverend Smosh Hilfe brauchten, weil sie es nicht durch die schmale Öffnung schafften. Doch während Hawthorne das Loch noch etwas bearbeitete, gelang es Franks, dem rundlichen Master aus dem Verschlag zu helfen. Der Reverend kletterte hinterdrein.
    »Alle mir nach!«, rief Hayden über das Rauschen des Wassers hinweg. »Und nehmt den Franzosen mit! Als alle anderen aus Angst fortliefen, blieb er bei mir. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft.«
    Erleichtert und dankbar klopften die Männer dem jungen Aspirant auf die Schulter, manche so kräftig, dass man Pierre nicht für einen Offiziersanwärter, sondern für ein Maskottchen

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