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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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dass ich fremde Stimmen im Hintergrund gehört hätte
oder so. Und er hat auch keinen Code benutzt, um mich zu warnen, so wie in den
Fernsehkrimis. Aber da war etwas... etwas, das ich nicht erklären kann.
Und wenn Johnny Angst hat... dann habe ich erst recht welche.«

Freitag, 18. Juli

 
     
     
     
     
    Wir hatten uns zu unserem regelmäßigen
Freitagsmeeting im Konferenzraum versammelt.
    »Hier stehen wir also nach einer
Woche«, sagte ich zu meinen Mitarbeitern. »Irgendwelche Vorschläge?«
    Craig machte sich Notizen auf einem
Schreibblock. Charlotte starrte auf das weiße Flipchart, auf das ich mit rotem
Filzschreiber ein grobes Diagramm und eine Zeitachse gezeichnet hatte. Derek
beugte sich vor und sprach mit Mick, der daraufhin den Kopf schüttelte. Ted
fummelte mit gerunzelter Stirn an einem Kratzer auf dem runden Eichentisch
herum, der wie mein Bürostuhl noch ein Relikt aus unseren Tagen bei der
All-Souls-Anwaltskooperative und von ihm liebevoll restauriert worden war. Und
Julia, zurück nach ihrem Ein-Tages-Urlaub, hatte den Kopf gesenkt und
betrachtete ihre Fingernägel, die weit heruntergekaut waren.
    »Deine Zeitachse reicht nicht weit
genug zurück«, sagte Charlotte.
    »Ach ja?«
    »Sie müsste beginnen, als Alex Aguilar
noch in San Diego wohnte und für Johnny Duarte dealte.«
    Ich verlängerte die Achse nach links
und kritzelte: »A.A. dealt für J.D.«
    »Und du solltest markieren, wann Dan
Jeffers dort unten war.«
    »Stimmt.« Ich schrieb es hin.
    »Wie bedeutend ist Duarte als Dealer?«,
wollte Craig wissen.
    »Laut meinem Verbindungsmann beim
Rauschgiftdezernat hat er den Mission District im Griff.« Mein Verbindungsmann
war mein ehemaliger Geliebter und guter Freund Captain Greg Marcus, der Leiter
der Abteilung.
    »Und wie bedeutend war er in San
Diego?«
    »Geht so. Hat die Universität samt
Umgebung beliefert.«
    »Irgendeine Ahnung, für wen er gedealt
hat?«
    »Nein, aber mein Verbindungsmann
kümmert sich darum.« Ich wandte mich an Julia. »Ist dir noch etwas zu den
anderen Namen auf dem Flipchart eingefallen?«
    Sie schüttelte ein wenig gekränkt den
Kopf. Sie hatte mir bereits heute Morgen mitgeteilt, ihr sei sonst nichts
Privates eingefallen, das die Agentur in Misskredit bringen könnte, und ich
glaubte ihr, aber es gab auch Erinnerungen, die plötzlich und unerwartet
auftauchten. Falls Julia in der Zwischenzeit etwas Rufschädigendes eingefallen
war, könnte sie versucht sein, es für sich zu behalten.
    »Okay. Wir haben Alex Aguilar, der laut
einem Kollegen aus dem Vorstand des Mexican Museum in letzter Zeit gereizt und
angegriffen gewirkt hat. Er reicht Beschwerde gegen Julia ein und bricht zu
einer Einkaufsreise nach Mittelamerika auf.«
    Derek besprach sich erneut mit Mick.
»Na los, sag es schon«, meinte Mick.
    »Derek?«
    Er räusperte sich — ein wenig nervös, weil
er als neuer Angestellter nicht genau wusste, wo sein Platz in unserer eng
geknüpften Gemeinschaft war. »Dieses Import-Export-Unternehmen — da sollte mal
jemand nachhaken. Mittelamerika, die Drogenschiene...«
    »Und genau darum wollte ich Sie bitten,
Derek.«
    Er wirkte erfreut und erleichtert
zugleich. »Ich sehe nach, was ich im Netz herausfinden kann, aber jemand sollte
es auch persönlich überprüfen. Als Ermittler vor Ort habe ich keine Erfahrung.«
    »Ich kümmere mich darum, wenn Sie mir
die Informationen gebracht haben. Dann hätten wir Scott Wagner, der laut
Aussage eines drogensüchtigen Zeugen erschlagen und in eine Schlucht in Marin
County gestürzt wurde. Craig, was hat deine Überprüfung von Wagners Hintergrund
ergeben?«
    »Anscheinend ist seine private Persönlichkeit
mit dem öffentlichen Eindruck identisch. Keine Vorstrafen, mustergültige
berufliche und akademische Entwicklung. Alle Leute, mit denen ich gesprochen
hatte, sagten nur Gutes über ihn. Ein überaus aufrechter Mensch.«
    Was nicht dazu passte, dass man ihn
erschlagen und in eine Schlucht gestürzt hatte.
    »Was ist mit Gene Santamaria?«, fragte
ich weiter.
    »Ganz ähnlich. Tadellose Referenzen,
langjährige ehrenamtliche Tätigkeit an der Nordwestküste, wo er herstammt.«
    »Gab es eine Verbindung zu Aguilar oder
den anderen Leuten, die uns interessieren, bevor er die Stelle im
Ausbildungszentrum übernahm?«
    »Negativ.«
    »Gut, dann hätten wir noch den Zeugen
Dan Jeffers, der den Mörder erkannte und kurz danach verschwand. Irgendeine
Spur von ihm, Craig?«
    »Nichts, seit er seinen Bruder im Juni
besucht hat,

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