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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eher
nervös als betroffen angesichts seines Todes und schaute ständig auf die Uhr.«
    »Also...?«
    »Ich habe die Informationen an San
Mateo County weitergeleitet und gefragt, ob sie eine Überwachung wünschen.
Hielten nicht viel von meinen Ergebnissen und lehnten ab. Also habe ich es
gelassen. Ist ohnehin nicht mein Zuständigkeitsbereich. Ich habe schon genügend
eigene Probleme.«
    Die mir durchaus nicht fremd waren. Wie
jede große städtische Polizeibehörde hatte auch das San Francisco Police
Department mit organisatorischen und politischen Schwierigkeiten zu kämpfen,
doch im vergangenen November hatte ein Vorfall eine Lawine losgetreten.
Angeblich hatten drei Polizisten, darunter der Sohn des stellvertretenden
Polizeichefs, außerhalb der Dienstzeit zwei Männer vor einem Grillrestaurant in
der Union Street angesprochen und aufgefordert, ihnen ihre Tüte mit Steak
Fajitas auszuhändigen. Als sie sich weigerten, kam es zu einem Kampf, die
Beamten flohen, und einer der bedrohten Männer holte die Polizei.
    Der Zwischenfall rief den
Bezirksstaatsanwalt auf den Plan, der der Behörde vorwarf, das Fehlverhalten
gedeckt zu haben, was zu mehreren Anklagen gegen Beamte sämtlicher Stufen der
Polizeihierarchie einschließlich des Polizeichefs führte. Dieser stand kurz vor
der Pensionierung und ließ sich krankschreiben. Als die meisten Anklagen später
fallen gelassen wurden, ernannte der Bürgermeister den Vater des einen
Angeklagten zum amtierenden Polizeichef. Der Sohn wurde aus betrieblichen
Gründen entlassen, doch der Schaden war passiert. Schlimmer kam es noch, als
bekannt wurde, dass ein Police Captain angeblich angeordnet hatte, den Namen
eines mutmaßlichen Verdächtigen in einem Entführungsfall, der zufällig einer
seiner Untergebenen war, geheim zu halten. Die Moral innerhalb der Polizei war
nie sonderlich groß gewesen und befand sich zurzeit auf dem absoluten
Tiefpunkt.
    »Wie läuft es so in der Hall?«, fragte
ich Adah.
    »War schon besser.« Als loyale
Polizistin lenkte sie von dem kontroversen Thema ab. »Leonard wollte mit
Aguilar sprechen und geriet in Panik, als sie dich sah. Warum wohl?«
    »Warum sie mit ihm reden wollte oder
warum sie in Panik geriet?«
    »Beides.«
    »Ich glaube, sie wollte ihn wegen
Duartes Tod warnen. Ihr Verhalten verrät mir, dass Aguilar in dem Laden
Geschäfte mit ihm gemacht haben könnte.«
    »Drogengeschäfte.«
    »Genau. Alles, was mein neuer
Mitarbeiter Derek Ford über die Firma herausfinden konnte, klingt legal, aber
Aguilar unternimmt häufig Einkaufsreisen nach Mittel- und Südamerika. Mag sein,
dass er nicht nur normale Waren, sondern auch Drogen importiert.«
    »Was seinen Sturz bedeuten würde, oder?
Und Ms Leonards ›Karriere‹ beenden. Kein Wunder, dass sie Angst vor dir hatte.
Vermutlich hat sie herausgefunden, wer du bist, und argwöhnt jetzt, dass du
gegen ihn ermittelst.«
    »Ich wollte sie aufsuchen, aber nach
dem, was du erzählst, ist sie womöglich längst über alle Berge.«
    Adah nickte. »Da haben wir Aguilar,
dessen Familie immer sozial engagiert war. Ein Ausrutscher im College, er dealt
ein bisschen. Aber dann zieht er einen Schlussstrich, gründet sein Ausbildungszentrum,
spendet für karitative Zwecke, sitzt im Stadtrat und will als Bürgermeister
kandidieren. Warum sollte er sich wieder mit Duarte zusammentun?«
    »Erpressung. Duarte weiß etwas über
seine Vergangenheit.«
    »Gut. Aber warum sollte Aguilar, falls
er tatsächlich Geschäfte mit Duarte macht, mit falschen Anschuldigungen gegen
Julia die Aufmerksamkeit auf sich lenken?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na ja, das solltest du aber
herausfinden. Denn da liegt der Hund begraben.«
     
    Als ich nach Hause kam, fand ich Hy auf
der Terrasse, den langen schlaksigen Körper auf einer Gartenliege ausgestreckt.
Ralph, der seit dem Insulinfiasko vom Sonntag nichts mehr mit mir zu tun haben
wollte, sah mich hochmütig an, als wollte er mir bedeuten, dass er einen
weitaus besseren Ersatz gefunden hatte.
    »Da bist du ja«, sagte Hy. »Ich habe
mich schon gefragt, ob ich den ganzen Abend mit dieser Kreatur verbringen muss.
Michelle war wegen der Spritze hier und hat mir von seinem Diabetes erzählt.«
Er bewegte die Beine, worauf Ralph hinunterglitt und im Haus verschwand.
    Ich beugte mich vor, um Hy zu küssen.
»Ist das zu fassen? Ein Kater mit Diabetes.«
    »Mittlerweile glaube ich alles.« Er
hörte sich müde an und sah auch so aus. Obwohl sein Ranchaufenthalt eigentlich
als Urlaub

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