Zu gefährlicher Stunde
übrigen Mitarbeitern
zurechtkäme. Er wirkte sehr aufgeregt, als er meine Einladung annahm.
Danach rief ich Marguerite Hayley und
Glenn Solomon an. Nachdem ich Marguerite die Situation erklärt hatte, war sie
bereit, sich mit den Leuten vom BSIS zu treffen und, wie sie es ausdrückte,
»sie mit den Fakten völlig zu verwirren — die, wie du zugeben musst, tatsächlich verwirrend sind.« Glenn berichtete, er wolle sich mit dem stellvertretenden
Bezirksstaatsanwalt treffen, der Julia anklagen würde, und ihn über die
neuesten Entwicklungen informieren. »Ich vermute, die wollen den Fall erst mal
auf Sparflamme kochen und abwarten, was sich sonst noch ergibt.«
»Ich sollte wohl auch Polizei und
Gefängnisbehörde davon unterrichten, dass Dominguez in der Stadt gesehen
wurde.«
»Kann nicht schaden, aber ich
bezweifle, dass von da viel Hilfe zu erwarten ist. Die Polizei ist völlig
überlastet, und der Gefängnisbehörde geht es kaum besser. Sie haben Wichtigeres
zu tun, als einen Mustergefangenen zu jagen, der gegen die Bewährungsauflagen
verstoßen hat.«
»Aber er ist irgendwo da draußen und — «
»Niemand in der Verwaltung wird sich
aus dem Fenster lehnen, um ihn zu finden.«
»Wer denn dann?«
»Wer wohl, meine Freundin? Wer wohl?«
Als ich das Besprechungszimmer betrat,
plauderten Charlotte und Patrick Neilan bei einer Cola light. Er musste ihr
gerade einen Witz erzählt haben, da sie den Kopf zurückwarf und mit dem
texanischen Akzent, mit dem sie sich nur selten erwischen ließ, »Oh, mein
Gott!« rief. Mick, der mit Derek über einem komplizierten Diagramm saß, schaute
stirnrunzelnd auf, bevor er eine Linie mit dem Stift nachfuhr. Craig lümmelte
am Tisch, die Turnschuhe gegen die Kante gestemmt, während Ted eine Schale
Brezeln abstellte und ihn missbilligend ansah. Julia hing saß stumm in ihrem
Sessel und blickte auf ihre Hände hinab.
Ich ging zu ihr. »Gute Neuigkeiten. Wir
haben einen entscheidenden Durchbruch geschafft, und Glenn glaubt, dass er die
Staatsanwaltschaft dazu bringen kann, deinen Fall vorerst zurückzustellen.«
Sie nickte kraftlos und lächelte
schwach. »Das ist schön.«
Wollte sie die Neuigkeiten gar nicht
erfahren? »Jules, du siehst wirklich fertig aus. Was ist los?«
Achselzucken.
»Na gut, wir gehen nachher zu Miranda’s.
Ich gebe dir ein Bier aus, und dann reden wir in Ruhe.«
»Wenn du willst.«
»Ja, ich will.« Ich drückte ihre
Schulter.
Bevor das Meeting begann, heftete ich
das alte und das neue Phantombild von Reynaldo Dominguez an die Tafel. Dann
stellte ich Patrick meinen Mitarbeitern vor und fasste die jüngsten
Entwicklungen zusammen. »Anscheinend bleibt es uns überlassen, Dominguez zu
finden. Die Gegend, in der wir suchen müssen, ist nicht groß. Er befindet sich
irgendwo in der Bay Area, eher noch in der Stadt selbst.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Charlotte.
»Weil er auf Teufel komm raus seine
Rache will. Er wird persönlich zusehen, wie es mit uns bergab geht. Erst
letzten Freitag war er in Aguilars Haus, und ich wette, er ist auch jetzt nicht
weit.« Ich wandte mich an Craig. »Ich möchte, dass du nach San Luis Obispo
fährst. Rede mit den Wärtern im Gefängnis. Finde heraus, mit wem Dominguez
Kontakt hatte. Sprich mit den Leuten oder besorge dir ihre Anschrift, falls sie
bereits entlassen wurden. Überprüfe die Orte, an denen er während der
Bewährungsfrist gewohnt und gearbeitet hat. Wir müssen wissen, ob ihm jemand
Unterschlupf gewährt.«
»Ich fliege heute Abend runter.«
»Gut. Charlotte, du übernimmst die
finanzielle Seite. Kreditkarten, Bankkonten. Er muss ja irgendwie an Geld
kommen. Schließ dich mit Mick kurz, er wird nach weiteren Freunden und
Angehörigen forschen. Derek, Craig hat versucht, Dan Jeffers ausfindig zu
machen. Du übernimmst den Fall von ihm. Und Julia und Patrick, ihr kennt den
Mission District besser als wir alle. Ihr werdet mit mir zusammenarbeiten. Wir
suchen dort jeden Zentimeter nach Orten ab, an denen sich Dominguez versteckt
halten könnte.«
Julia nickte pflichtbewusst, während
Patricks sommersprossiges Gesicht strahlte.
»Willkommen bei McCone Investigations«,
sagte ich zu ihm.
Gary Viner ließ mit seinem Rückruf auf
sich warten. Ich hatte nach der Besprechung mit Julia und Patrick über einer
detaillierten Karte des Mission District gebrütet. Wir teilten sie in
verschiedene Sektoren ein, denen wir bestimmte Farben zuwiesen: Rot für die
wohlhabenderen Gegenden, in denen
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