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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eine
mutlose Reaktion, die in einem entbehrungsreichen Leben wurzelte, das arm an
Hoffnung war. Sophia schien entschlossen, die Schuld für Julias Verletzung auf
sich zu nehmen, das würde ich ihr nicht ausreden können.
    Die Eingangstür glitt auf, und Adah
Joslyn kam herein. Sie schaute sich im Wartezimmer um und winkte mich zu sich.
Sophia war in ein bedrücktes, abwartendes Schweigen verfallen, und ich ließ sie
in Micks Obhut zurück.
    »Bist du offiziell hier?«
    »Ja, ich habe um den Fall gebeten«,
erwiderte Adah.
    »Es ist kein Mord. Noch nicht.«
    »Nein, aber einer der Jungs von der
Spurensicherung wusste, dass Craig für dich arbeitet, und hat mich angerufen.
Ich sagte meinem Lieutenant, dass ich von Anfang an dabei sein will, falls es
ein Mordfall wird. Was war da los, Shar?«
    »Sie hat den Pier etwa fünfzehn Minuten
vor mir verlassen, um einen Tisch im Miranda’s zu besorgen. Ich war unterwegs
dorthin, als ich sie stöhnen hörte. Sie lag zusammengekrümmt am Boden.«
    »Hast du den Schuss gehört?«
    »Nein. Es muss passiert sein, während
ich noch im Büro war. Ich glaube, sie war schon eine Weile dort; alles war
blutgetränkt. Werden die Leute auf den nahe gelegenen Piers systematisch
befragt?«
    »Klar, aber ich bezweifle, dass jemand
etwas gehört hat. Um diese Zeit arbeitet kaum noch jemand in den Büros, und der
Verkehr auf der Brücke und dem Embarcadero übertönt alle andere Geräusche.
Zudem hatte sich der Schütze eine ideale Stelle ausgesucht; dunkel und
verlassen.« Adah sah zu Mick und Sophia hinüber. »Ist das die Schwester?«
    »Ja, Sophia Cruz.«
    »Wie hält sie sich?«
    »Vorhin war sie ziemlich durcheinander;
sie hatten heute Morgen schlimmen Streit, und sie macht sich Vorwürfe deswegen.
Jetzt wirkt sie wie betäubt.«
    »Ist auch besser so. Meinst du, das
hier hat mit dem zu tun, worüber wir am Samstag gesprochen haben?«
    »Ganz bestimmt.« Ich berichtete, wie
ich Reynaldo Dominguez identifiziert hatte.
    »Na ja, das erleichtert mir die Arbeit.
Die Kollegen sollen nach ihm Ausschau halten und unangenehme Fragen stellen.«
    »Ich habe bereits die Polizei und die
Gefängnisbehörde informiert. Sie schienen nicht sonderlich an dem Fall
interessiert zu sein.«
    »Da ging es auch noch nicht um einen
Mordversuch. Du magst zwar keine schlüssigen Beweise gegen ihn haben, aber ich
will um jeden Preis mit ihm reden.«
    »Dann viel Glück. Aber ich glaube,
bloßes Ausschauhalten wird wenig bringen. Er ist clever und hat vermutlich
diverse Verstecke.«
    »Kennst du eins davon?«
    »Wenn ja, würde ich ihn eigenhändig da
rausholen.«
    Adah sah mich prüfend an. »Ist das
wirklich wahr, McCone? Oder willst du die Sache allein durchziehen?«
    »Ich belüge dich nicht, das weißt du.«
    »Ja, das stimmt.« Sie seufzte. »Und ich
weiß auch, welche Frage jetzt kommt: ob es mir etwas ausmacht, wenn wir zusammenarbeiten.
«
    »Macht es dir was aus?«
    »Natürlich nicht. Du hast ein
berechtigtes Interesse an dem Fall — zuerst war deine berufliche Karriere in
Gefahr, nun das Leben deiner Mitarbeiterin. Aber geh es vorsichtig an. Du musst
deine wilden Impulse ein wenig zügeln.«
    »Wilde Impulse?«
    »Seien wir ehrlich, McCone. Du kannst
verdammt wütend und gnadenlos reagieren, wenn du persönlich betroffen bist.«
    »Ich bin wütend, und nach Gnade
ist mir auch nicht zumute, aber ich werde meine Gefühle im Zaum halten. Es
steht zu viel auf dem Spiel.«
     
    Adah verließ das Krankenhaus, um sich
mit ihren Kollegen zu beraten, und ich setzte mich wieder zu Mick und Sophia.
Wir hockten fast eine Stunde schweigend da, während sich das Wartezimmer
allmählich leerte. Endlich kam ein Arzt herein, sprach kurz mit der
Arzthelferin am Empfang und trat dann auf uns zu. Julia habe die Operation
überstanden und werde bald in den Aufwachraum der Intensivstation verlegt. Ihr
Zustand sei kritisch, in einigen Stunden wüssten sie mehr.
    Sophia stand auf und ergriff seine
Hände. »Kritisch — was heißt das wirklich?«
    Der Arzt wirkte todmüde, zwang sich
aber zu einem freundlichen Lächeln. »Darüber können wir uns auf dem Weg zur
Intensivstation unterhalten. Sie möchten doch sicher zu Ihrer Schwester. Ihre
Nähe könnte ihr helfen, auch wenn sie nicht bei Bewusstsein ist.«
    Ich sah ihnen nach. Der Arzt legte
Sophia den Arm um die Schultern. »Mein Gott, das sind die wahren Helden«, sagte
ich zu Mick.
    »Und Leute wie Jules. Sie hat es
geschafft.«
    »Bis jetzt.«
    »Bis jetzt.«
    »Hör mal,

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