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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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täglich ins Landeskriminalamt gepilgert, um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen. Es hatte Morell jedes Mal beinahe das Herz gebrochen, ihr mitzuteilen, dass es nichts Neues gab.
    »Kommen Sie!« Frau Horsky drückte Morell den Trolley in die Hand und begann, die Stiege hinaufzugehen. »Ich habe etwas gefunden, das endlich Licht in die Sache bringen könnte. Monatelang habe ich versucht, Ihre Kollegen von der Wichtigkeit meiner Entdeckung zu überzeugen, aber die wollten nicht auf eine arme, alte Frau wie mich hören. Was für ein Glück, dass Sie wieder da sind und sich darum kümmern. Ich werde gleich morgen im Stephansdom eine Kerze anzünden.«
    Der Chefinspektor holte tief Luft und nahm die Hand der alten Frau. »Es tut mir leid, dass diese Sache Sie immer noch so sehr beschäftigt. Bedauerlicherweise bin ich aber wegen eines anderen Falls hier, und das auch nicht offiziell.«
    »Wie bitte?« Frau Horskys Lächeln verschwand und wich wieder ihrem üblichen verkniffenen Gesichtsausdruck. Sie zog ihre Hand zurück und funkelte Morell mit wässrigen Augen an. »Aber Sie müssen …«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich bin jetzt für einen kleinen Ort namens Landau verantwortlich und habe mit den Fällen aus Wien nichts mehr zu tun. Ich bin nur hier, weil ein Freund von mir, der zufälligerweise bei Ihnen im Haus wohnt, unschuldig im Gefängnis sitzt.«
    »Was? Sie sind extra wegen dieses Herrn Lorentz, dieses unhöflichen, ungezogenen Lümmels hergekommen, und mich wollen Sie einfach im Stich lassen? Mein Sohn war auch unschuldig!« Frau Horsky riss Morell den Trolley aus der Hand. »Wie können Sie nur so herzlos sein?«
    »Ich habe wirklich nicht genügend Zeit, um Ihrem Fall die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die er verdient«, versuchte Morell sich aus der Affäre zu ziehen.
    »Sie könnten es zumindest versuchen«, schluchzte die alte Frau. »Das Schicksal hat Sie doch ganz offensichtlich direkt zu mir und meinem Sohn zurückgeführt.«
    »Das Schicksal ist ein unzurechnungsfähiger Idiot«, brummte Morell leise. »Und sein Bruder, der Zufall, ist ein blinder Depp.«
    »War das ein Ja?« Frau Horsky schneuzte sich und sah den Chefinspektor erwartungsvoll an.
    »Nun«, gab Morell nach, der es nicht länger ertragen konnte, die alte Frau weinen zu sehen, »vielleicht können wir ja morgen einen Kaffee miteinander trinken, und ich schaue mir dabei an, was Sie gefunden haben. Ich kann Ihnen aber nichts versprechen.«
    »Schön, dann kommen Sie doch bitte um zehn bei mir vorbei. Ich backe auch einen Apfelstrudel für Sie.« Sie verschwand in ihrer Wohnung.
    »Bis morgen«, sagte der Chefinspektor und verfluchte wieder einmal seine Gutmütigkeit. Er schloss die Tür zu Capellis Wohnung auf und sinnierte. Was hatte er sich da nur wieder eingebrockt? Die heiße Dusche hatte er sich jetzt redlich verdient. Aber zuerst würde er rasch Bender anrufen, bevor noch was dazwischenkam.

»Wo zu Land wird unser Grab sein?«
    Aristophanes, Die Vögel
    Ungefähr 600 Kilometer weiter westlich kaute Inspektor Robert Bender nervös auf seiner Unterlippe herum. »Der Chef wird mich umbringen«, murmelte er. »Was soll ich nur machen?« Er überlegte einige Minuten, nahm das Telefon und wählte eine Nummer.
    »Hallo?«, meldete sich die raue Stimme von Erich Altmann, dem Landauer Förster.
    »Grüß Gott, hier spricht Inspektor Bender. Ich glaube, ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Was gibt es denn?«
    »Der Chef ist nach Wien gefahren, und ich habe ihm versprochen, auf seinen Kater und die Pflanzen aufzupassen, solange er nicht da ist …«
    »Und jetzt verwelken dir die lieben Blümchen, was?«
    »Äh, nein, nein, die Pflanzen sind nicht das Problem, denen scheint es aus unerklärlichen Gründen gutzugehen. Aber gestern Abend habe ich die Balkontür offen gelassen, um ein bisschen zu lüften, und da muss Fred nach draußen entwischt sein.«
    Der Förster lachte. »Mach dir keine Sorgen, Junge. Der dicke Kater wird schon wieder auftauchen, wenn er Hunger kriegt.«
    »Das dachte ich zuerst auch, aber er ist die ganze Nacht weggeblieben und auch heute Morgen nicht zurückgekommen. Ich habe bereits das halbe Dorf abgesucht, ihn aber nicht gefunden.«
    »Oh, oh.«
    »Sie müssen mir helfen. Sie sind doch viel draußen unterwegs, gerade in den Wäldern – könnten Sie da nach Fred Ausschau halten?«
    »Ist gut«, sagte der Förster. »Ich werde meine Augen offen halten. Du kannst ja in der Zwischenzeit die Polizei

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