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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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anrufen und eine Suchmeldung aufgeben.« Er lachte über seinen Witz, den Bender alles andere als amüsant fand.
    Der junge Inspektor hatte gerade aufgelegt, als sein Handy klingelte.
    »Bender«, meldete er sich.
    »Servus, Robert, ich bin’s Morell. Gut, dass ich dich erreiche. Ich wollte nur kurz nachfragen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Äh … ja … klar doch«, stotterte Bender. Mist, warum war er bloß rangegangen. »Was … ähm … sollte denn nicht in Ordnung sein?«
    Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen, als würde Morell überlegen, ob er da gerade den Hauch eines Zögerns vernommen hatte. »Bist du …«
    »Ich habe mich genau an Ihre Anweisungen gehalten und alles so gemacht, wie Sie gesagt haben«, trat Bender die Flucht nach vorn an. »Die Pflanzen blühen und gedeihen prächtig, sogar der Ficus scheint sich zu erholen, Fred frisst und schnurrt wie ein Weltmeister, und in der Inspektion ist alles so wie immer – sprich langweilig.«
    »Prima, dann bin ich ja beruhigt. Schönen Abend noch, ich melde mich bei Gelegenheit wieder.«
    Bender legte auf und atmete tief durch.
    »Verdammt, Fred, ich hoffe sehr, dass dich kein Fuchs gefressen hat. Falls doch, kann ich mir nämlich einen neuen Job suchen.«

»Seht das ragende Grab des längst gestorbenen Mannes.«
    Homer, Ilias
    Morell ahnte nichts vom ungewissen Schicksal seines Katers und stieß im Flur mit Capelli zusammen.
    »Da bist du ja. Ich habe mich schon gewundert, wo du steckst«, sagte er, während er sich mit einem Handtuch die Haare trockenrubbelte. »Ich wollte uns nämlich gleich was Schönes kochen, es gibt Rösti mit Spargel-Ragout und dazu Feta-Palatschinken-Röllchen. Und, wie war dein Tag? Was hast du gemacht?«
    Die Gerichtsmedizinerin schaute verlegen zu Boden und spielte mit ihrem Autoschlüssel herum. Sie war nicht ganz sicher, wie der gesetzestreue Polizist auf die Tatsache reagieren würde, dass sie trotz Befangenheit eine Obduktion durchgeführt hatte. »Ich … ähm …«, stammelte sie, »ich habe gearbeitet.«
    »Heute schon? Es sollte doch erst nächste Woche losgehen.«
    »Sie hatten was Dringendes, und weil so viele Kollegen krank sind, haben sie mich gebeten, einzuspringen.«
    »Und was war so eilig?«
    »Och, nichts Besonderes«, log Capelli.
    »Nun sag schon.« Morell kam das Rumgedruckse irgendwie komisch vor.
    »Ich mach uns erst mal einen Tee. Magst du auch wieder Baldrian?«
    »Lenk nicht ab, Nina. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du mir was verheimlichst. Was hast du angestellt?«
    Capelli atmete tief ein. »Ich habe Novaks Körper seziert«, nuschelte sie und wollte sich in die Küche verdrücken.
    »Du hast WAS ?!« Morell hielt seine Gastgeberin zurück und starrte sie mit offenem Mund an. »Sag mir bitte, dass ich mich gerade verhört habe!«
    »Nein, hast du nicht. Novaks Körper wurde heute aus der Donau gefischt, und ich habe ihn untersucht.«
    Morell griff sich an den Kopf. »Es ist dir doch hoffentlich klar, dass es dich deinen Job kosten kann, wenn jemand rausfindet, dass Leander dein Freund ist.«
    Capelli seufzte und nickte. »Ich will, dass Leander schnell von diesen Anschuldigungen freigesprochen wird. Dafür würde ich wirklich alles tun.«
    »O Mann!« Der Chefinspektor rieb sich die Schläfen. »Was für ein Tag! Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, ich nehme Baldriantee – ohne den scheint hier gar nichts mehr zu gehen.«
     
    Nachdem Morell sich angezogen hatte, ging er in die Küche zu Capelli, die bereits mit einer Tasse Tee am Tisch saß. Er mochte die Küche: Der massive Esstisch aus hellem Buchenholz, die dazu passenden Regale und Schränke und die bequemen Stühle mit ihren bunten Sitzkissen verbreiteten eine warme, heimelige Atmosphäre und rochen wunderbar nach Holz. Gleich würde es hier noch besser duften, dachte der Chefinspektor und begann damit, Gewürze, die er auf dem Naschmarkt gekauft hatte, auszupacken: Lorbeer, Safran, Kurkuma, Kardamom, Sternanis, Chiliflocken, Liebstöckel und Vanilleschoten.
    Im Rest der Wohnung herrschte nach wie vor Umzugschaos: Kisten wollten ausgepackt, Möbel zusammengebaut und Wände gestrichen werden. All das war dem Chefinspektor aber egal – für ihn zählte nur die Küche. Sie war in seinen Augen das Herz einer jeden Wohnung, eine Ruheoase, ein Ort, an dem man entspannen und Kraft tanken konnte. Und genau das würde er jetzt auch tun – indem er kochte. Während er begann, einen Teig anzurühren, erzählte

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