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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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gut, dass sie jedem Test standhalten. Außer Stimpfl hat es bisher noch keiner bemerkt.«
    »Und wie kam der drauf?«
    Uhl verdrehte die Augen. »Das war wegen Novak, diesem Idioten«, seufzte er. »Novak hat eines schönen Abends Stimpfls Katze überfahren. Als Stimpfl ihn am nächsten Tag deswegen völlig aufgelöst zur Rede stellte, hat Novak es sich nicht verkneifen können, dem Pfarrer zu sagen, dass er doch bitte kein solches Theater wegen einer dummen Katze machen solle. Stimpfl hat daraufhin gemeint, dass ihm seine Worte noch leidtun würden, da die heilige Margareta für Gerechtigkeit sorgen würde. Da ist es Novak dann halt so herausgerutscht.« Er schüttelte den Kopf. »Damals war ich tatsächlich kurz davor, den dummen Kerl abzumurksen.«
    »Eine Sache ist mir noch nicht ganz klar – warum brauchte Stimpfl eigentlich diese Rippe für seine Kirche? Es müsste doch schon längst eine Reliquie im Altar eingelassen gewesen sein, oder?«
    Uhl schüttelte den Kopf. »Stimpfls Kirche samt dem sich darin befindlichen Altar wurde erst vor wenigen Jahren neu errichtet. Stimpfl musste also eine Reliquie auftreiben, um den Altar richtig einzuweihen.« Er grinste. »Und zufällig war nur kurze Zeit zuvor auf wundersame Weise eine Rippe der heiligen Margareta aufgetaucht.«
    Morell ignorierte Uhls Sarkasmus. »Und Stimpfl hat Sie nicht angezeigt?«
    »Stimpfl ist kein Dummkopf. Erstens hätte er niemals beweisen können, dass es sich um eine Fälschung handelt, und zweitens hätte er sich nur ins eigene Fleisch geschnitten. Die heilige Margareta ist nämlich eine sehr lukrative Schutzpatronin. All die schwangeren Frauen oder die, die es gerne werden würden, lassen einiges an Kleingeld im Opferstock liegen. Wenn rausgekommen wäre, dass die Knochen im Altar nicht die der heiligen Margareta sind, sondern von irgendeiner anderen armen Seele aus dem 4. Jahrhundert stammen, hätte er seinen Laden dichtmachen können.«
    »Verstehe.« Morell überlegte. Somit machte natürlich auch Stimpfls Einbruch bei den Novaks Sinn – der Priester wollte um jeden Preis verhindern, dass die Unterlagen über seine Mogelpackung nach Novaks Tod in die falschen Hände fielen. Das erklärte Stimpfls Verhalten, brachte aber leider keinen Hinweis auf Novaks Mörder. »Was können Sie mir über Gustaf Harr erzählen?«
    Uhl, der völlig verdutzt wegen des abrupten Themenwechsels war, schaute Morell ungläubig an. »Wie bitte?«
    »Was können Sie mir über Gustaf Harr erzählen?«, wiederholte Morell seine Frage. »Sie wissen schon – Ihr Grabungsleiter damals am Tell Brak.«
    »Ja, ja, natürlich. Ich erinnere mich.«
    »Dann erinnern Sie sich sicher auch daran, dass ich Sie bei meinem letzten Besuch gefragt habe, ob damals irgendetwas Ungewöhnliches passiert sei. Warum haben Sie mir nichts von Harrs Liebelei und seinem Entschluss erzählt, in Syrien zu bleiben.«
    Uhl kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ich fand das nicht so ungewöhnlich.«
    Morell musterte Crazy Willie. Wahrscheinlich war der komische Kauz tatsächlich so unkonventionell, dass er Harrs Entscheidung nicht wirklich bemerkenswert fand. »Erzählen Sie mir, was genau geschehen ist.«
    »Nun ja, da gab es so ein Mädchen aus einem benachbarten Dorf. Ich glaube, sie hieß Ghada oder irgendetwas in der Richtung. Wie auch immer – Ghada war eine richtige Schönheit, und da hat es natürlich niemanden gewundert, dass Harr sich Hals über Kopf in sie verknallt hat und dann dortgeblieben ist.«
    »Aber hatte Harr denn gar keine Verpflichtungen in Österreich? Familie? Freunde?«
    »Harr war nicht unbedingt ein geselliger Mann und hatte deshalb auch kaum Freunde. Ein paar gute Bekannte vielleicht, aber das war es dann auch schon. Warum hätte er also zurückkommen sollen? Syrien ist ein sehr schönes Land, die Menschen sind freundlich, und das Klima ist angenehm. Hätte die schöne Ghada etwas für mich übriggehabt, wäre ich vielleicht auch geblieben.«
    Morell überlegte. Uhl erzählte dieselbe Story wie Nagy – das konnte also nicht alles frei erfunden sein.
    »Und jetzt? Was werden Sie tun? Werden Sie mich verhaften und meinen Laden schließen?«, unterbrach Uhl Morells Überlegungen.
    Das war eine gute Frage. Morell strich über seinen Bauch. Er war Polizist, und Uhl hatte definitiv eine illegale Handlung begangen – andererseits war er nicht im Dienst, Uhl war nicht sein Fall und fiel auch nicht in seinen Zuständigkeitsbereich.
    »Wir haben keinem

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