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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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mich daran gewöhnt, immer dein Gesicht zu sehen, wann immer ich es will.«
    Er schloss die Augen. »Ich habe so gerade genug Schmerzmittel intus, um das als Kompliment aufzufassen.« Er lag völlig reglos auf dem Bett – als würde ihm die geringste Bewegung wehtun.
    Der Arzt hatte gesagt, dass Joe eine Woche lang nicht auftreten dürfe, dann aber rasch genesen würde. Summer wollte das mit aller Macht glauben, dennoch: Joe wirkte ziemlich abgemagert und hohlwangig und blass. Sein Mund war ein Strich, als ob die Schmerzmittel nicht wirkten, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass sie ständig ganz in seiner Nähe war.
    Sie wollte ihn jedoch nicht allein lassen und setzte sich zu ihm auf die Bettkante.
    »Hallo, Frau«, sagte er, die Augen noch immer geschlossen, und bewegte keinen einzigen Muskel.
    »Brauchst du irgendetwas?«
    »Nee. Ich wollte nur mal hören, ob du auf den Titel reagierst.«
    »Sehr witzig.«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte, die Grübchen blitzten kurz auf. »Man muss sich die Kicks eben holen, wo man kann, wenn man traurig ist«, sagte er leise.
    »Das wirst du nicht lange sein. Hast du Hunger?«
    »Jaaa. Ich möchte einen Big Mac und eine supergroße Portion Pommes frites, mit extra Kalorien und Cholesterin bitte.«
    Er hatte in den vergangenen Tagen abgenommen. Und da er immer noch sehr genau darauf achtete, sich nicht zu bewegen, war seine Bestellung mehr Wunschdenken als alles andere. »Wie wär’s mit etwas Suppe und Tee?«
    Er verzog das Gesicht und wurde dann still.
    Und sie auch. Seit Tagen durchlebte sie diesen Albtraum, dachte immer wieder daran, was alles hätte passieren können. Wie viel schlimmer alles hätte ausgehen können. Joe hätte auch eine Kugel in die Brust oder in den Kopf abbekommen können, und dann würde sie jetzt möglicherweise an seinem Grab sitzen …
    »Willst du mich so lange anstarren, bis es mir besser geht? Das kann nämlich noch ein Weilchen dauern.«
    »Ja«, sagte sie ein wenig zittrig. »Bis es dir besser geht, lass ich dich nicht mehr aus den Augen.«
    »Auch nicht, wenn ich dusche?«
    »Warum nicht? Ich habe schon alles gesehen.«
    »Nicht unter normalen Umständen. Nur wenn du eine Ablenkung gebraucht hast.«
    Sie sah ihn an – und war entsetzt, dass er dies dachte. Aber sie konnte niemanden außer sich selbst dafür verantwortlich machen, denn sie hatte die Beziehung zu ihm ja genau aus diesem Grund begonnen. Als eine Art Ablenkung. »Joe.« Ihre Kehle fühlte sich eng an. »Du weißt doch, was ich für dich empfinde, ja? Du weißt, dass ich …«
    Dafür öffnete er die Augen.
    Aber es war gar nicht so leicht weiterzureden, wenn er sie ansah. Abgesehen davon war es überhaupt schwer, über Gefühle zu sprechen. »Hm …«
    Er hob eine Braue.
    »Ich …«
    Er schnaubte verächtlich und schloss erneut die Augen. »Verletz dich nicht selbst.«
    Gott, sie kam sich vor wie eine Idiotin. Warum konnte sie es ihm nicht einfach sagen? Er brachte sie zum Lachen, bei ihm fühlte sie sich großartig, er machte sie glücklich. Und wenn das bedeutete, dass sich ihre Gefühle vertieft hatten, bis hin … zur Liebe …, dann war es eben so.
    »Mir ist heiß«, sagte er.
    Beschämenderweise dankbar für die Unterbrechung, sprang Summer auf und zog seine Bettdecke zur Seite.
    »Immer noch.«
    »Du hast nur eine Tagesdecke.« Aber sie entfernte auch die, zog sie so zur Seite, dass er sie mühelos wieder über sich ziehen konnte, wenn er es wollte. Er trug nur eine tief auf den Hüften sitzende, verblichene graue Jogginghose. Seine Brust war nackt – bis auf die leichte Behaarung, die von Brustmuskel zu Brustmuskel verlief. Sein muskulöser Bauch hob und senkte sich, wenn er atmete, war aber auch ein wenig eingefallen, weil er seit Tagen nichts gegessen hatte.
    Er hatte sich nicht rasiert, sie blickte auf die Schatten an seinem Kinn. Auf die Schatten unter seinen Augen. Und da wurde alles in ihr weich, schmolz dahin. »Kann ich dir etwas holen?«
    »Einen Holzhammer.«
    »Braucht du mehr Schmerzmittel?«
    »Nein.«
    Er hatte sich gegen Schmerzmittel gewehrt, und sie wusste auch, warum. Er hasste es, nicht alles unter Kontrolle zu haben, hasste es, sich schwach zu fühlen. Sie kam etwas näher und legte die Hand auf seine Brust, dann runzelte sie die Stirn, weil er sich tatsächlich ziemlich heiß anfühlte. »Du scheinst Fieber zu haben.«
    Er wehrte sie ab. Am liebsten wäre sie noch etwas weicher geworden, wäre noch etwas mehr dahingeschmolzen, aber er schob

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