Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Brandstiftung beendet sind, dann werde ich sie ausführen. Sehr oft. Haben Sie ein Problem damit?«
»Sie ist sieben Jahre älter als Sie.«
»Sieben Jahre sind nichts. Sie ist lieb, wunderschön, gütig, und sie macht sich etwas aus mir.«
»Kenny. Sie mag Männer. Das war nie die Frage. Sie mag sie eben nur nicht sehr lange.«
»Ich bin ein großer Junge, Summer. Und überhaupt, haben Sie doch ein wenig Vertrauen in die Macht der Liebe.«
»Der Liebe?«
»Ja, der Liebe«, sagte er fest. »Vertrauen Sie mir.«
Ihm vertrauen. Er war nicht der erste Mann, der sie darum gebeten hatte. Nein, Joe kam diese Ehre zu.
»Möchten Sie wissen, wo Joe ist?«, fragte Kenny.
»Ja.«
»Wollen Sie, dass er noch schlechtere Laune bekommt, oder wollen Sie, dass er einen schönen Tag hat?«
Summer überlegte. Sie würde Joe sagen, wie sehr er ihr in der letzten Nacht gefehlt hatte. Dass sie ihn brauchte. Dass sie ihn vielleicht all die Jahre zuvor geliebt zu haben glaubte, so sehr sie es nur konnte. Dass ihr dies Angst gemacht hatte, sie aber den Grund nicht wusste, weder damals noch heute. »Es könnte eine Mischung von beidem sein«, gab sie zu.
Kenny nickte. »Aus einem kleinen Geschäft ganz in der Nähe des Bahnhofs kam eben eine Bombenwarnung herein. Irgendein kleiner Ganove hat eine Eiergranate durchs Fenster geworfen. Sie glauben, es ist derselbe Arsch, der die anderen drei Einbrüche in diesem Jahr verübt hat. Joe arbeitet mit der Polizei zusammen, untersucht die Indizien.«
»Könnten Sie ihm ausrichten, dass ich vorbeigekommen bin, und ihn bitten, mich anzurufen?«
»Klar, mach ich.«
Summer wandte sich zum Gehen, da wurde die Seifenoper für eine Eilmeldung unterbrochen. »Wir sind hier vor Ort in dem kleinen Laden, in dem heute Vormittag eingebrochen wurde«, sagte ein Journalist. »Der dritte Einbruch in diesem Jahr. Diesmal konnte der Verdächtige kein Geld aus der Kasse stehlen, und er ist verschwunden. Die Polizei glaubt, dass er sich noch in der unmittelbaren Umgebung aufhält. Wir schalten jetzt zu Tom um, der vor Ort ist.«
Die Kamera schwenkte zu einem jungen Reporter, er hielt ein Mikrofon in der Hand und stand vor dem kleinen Laden. Die Fenster waren zersprungen und rußgeschwärzt an den Rändern. In dem Geschäft gingen ein paar Beamte umher.
»Sehen Sie mal«, Summer zeigte auf Joe. Er trug seine übliche Kluft: Jeans und Button-down-Hemd, halb aus der Hose hängend und über die Waffe drapiert. Er war unrasiert und sah mit seinen zerzausten Haaren so unglaublich sexy aus, dass sie am liebsten die Hand ausgestreckt und ihn angefasst hätte.
Kenny seufzte, als sie sich neben ihn auf das Sofa setzte. »Wie oft habe ich ihm schon gesagt: bei Prozessen oder vor Kameras – steck das Hemd in die Hose und kämm dir das Durcheinander auf deinem Kopf …«
Der Reporter begann zu sprechen. »Die Polizei ist sicher, dass sie den Verdächtigen auf der Überwachungskamera hat …« Ein Schuss ertönte; der Reporter riss den Mund auf und drehte sich um, um zu sehen, was sich hinter ihm abspielte.
Ein Mann mit einer Skimaske über dem Kopf und einer Waffe in der Hand sprang hinter einer Grabbelkiste mit Softdrinks hervor. Er wedelte mit der Waffe; als alle nach ihren Waffen griffen, stürzte der Mann, der dem Täter am nächsten stand, auf ihn zu.
Joe. Er versetzte dem Verdächtigen einen Fausthieb in den Magen; beide stürzten zu Boden.
Noch ein Schuss löste sich.
Vier Polizisten warfen sich auf die beiden, so dass die Kamera nichts von dem Geschehen einfangen konnte
»Bleib weiter mit der Kamera drauf, Ed!«, schrie der Reporter. »Einfach draufbleiben!«
Aber Ed, dem Kameramann, war die Sicht versperrt, dafür schrien und redeten zu viele Menschen durcheinander, standen ihm vor der Linse.
»O mein Gott, haben Sie das gesehen?«, schrie Summer und sprang auf. »Joe hat sich direkt auf ihn gestürzt. Ist er angeschossen? Konnten Sie das erkennen? Ich konnte es nicht sehen!«
Grimmig und mit angespannter Miene drückte Kenny ihr die Hand, dann lief er zur Tür. »Ich rufe Sie vom Tatort aus an …«
»O nein, das werden Sie nicht. Ich werde nämlich direkt neben Ihnen stehen …«
Sie mussten getrennt fahren, weil Kenny in offizieller Funktion zum Tatort gerufen worden war, Summer war dagegen nur eine unter vielen in der verzweifelten Menge.
Und sie war tatsächlich verzweifelt. Das Herz klopfte ihr in der Brust wie ein Tischtennisball, das Blut rauschte ihr in den Ohren, als sie die Szene
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