Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Unschuld gestärkt gefühlt und härter denn je gearbeitet hatten.
Summer schniefte, sah sich um und blickte in gütige, freundliche Mienen. »Ich hab’s vermasselt.«
»Wie bitte? Schätzchen, das hast du nicht. Du hilfst uns, hast du das ganz vergessen? Du leistest tolle Arbeit.«
»Mit Joe. Ich habe eine große Sache mit Joe vermasselt, nur weil ich Schiss habe.«
»Oh.« Camille stieß einen langen Atemzug aus und verstummte dann, wie immer angesichts tiefer Gefühle.
»Ich bin auch mal vor einer großen Sache davongelaufen«, sagte Tina und strich Summer übers Haar. »Ich hatte zu viel Angst, mich dafür zu entscheiden.«
»Wer?«, wollte Chloe wissen.
Tina schaute ihre Tochter an. »Dein Vater.«
Chloe bekam den Mund nicht wieder zu. »Ich dachte, er hätte dich sitzenlassen! Er war Künstler. Er hat dich verlassen und ist nach Frankreich gegangen.«
»Er wollte, dass ich mitkomme.« Tina seufzte. »Ich habe nichts stärker bereut.«
»Ich habe auch einmal eine große Sache gebrochen.«
Alles blickten entsetzt zu Camille hin, die das gesagt hatte.
Sie lächelte etwas unsicher. »Zweimal, ehrlich gesagt.«
» Zweimal? «, fragte Summer.
»Dein Dad musste hinter mir herjagen.«
»Einmal«, sagte Tina. »Er ist einmal hinter dir hergewesen. Da warst du fünfzehn.«
»Beim zweiten Mal ging es nicht um Tim. Die Sache liegt kürzer zurück.« Sie heftete den Blick auf Summer.
Und da wurde ihr klar, um wen es ging. Kenny. Sie hatte Kenny verlassen.
»Und ich bereue es zutiefst«, gab Camille zu und strich Summer sanft über die Haare. »Lebe nicht mit Reuegefühlen, Schätzchen. Das ist es einfach nicht wert.«
»Madeline und ich haben dich ja gewarnt, dein Horoskop war gar nicht gut«, sagte Diana. »Weißt du noch?«
Madeline nickte, ihre Zwillingsschwester desgleichen. Ja, sie hatten Summer gewarnt.
»Ihr habt mir nur eine Warnung gegeben: Ich sollte nicht aus dem Bett steigen.«
»Weil sonst etwas Schlimmes passieren würde. Was ja auch zutraf.«
Es hatte keinen Sinn, mit Diana zu streiten.
»Ich bereue nichts.« Chloe zeigte ihnen den kleinen Goldreif an ihrem Finger. »Das ist ein Freundschaftsring. Braden will wieder zur Schule gehen und Steuerberater werden. Wir werden ein gemeinsames Leben führen, egal was passiert.«
Gregg nahm Stellas Hand. »Es geht hier nicht um Reuegefühle. Sondern darum, wie man damit umgeht.«
»Und wie man daraus lernt«, sagte Stella leise, drückte Gregg die Hand und lächelte ihn an. »Wir haben viele Fehler gemacht und hoffentlich viel daraus gelernt.«
»Ich habe Kekse«, sagte Madeline, woraufhin alle sie erstaunt ansahen, weil sie sonst nie etwas sagte. »Haferkekse mit Rosinen. Habe ich selbst gebacken. Nichts heilt ein wundes Herz schneller als Haferkekse.«
Also setzten sich alle an den Tisch, aßen Kekse und tranken geeisten Kräutertee. Summer ging es hinterher zwar nicht besser, aber immerhin fühlte sie sich nicht mehr ganz so allein. Am Nachmittag unternahmen Madeline und Diana etwas mit ihr. Diesmal ging es nicht zu einer Uni-Party oder ins Einkaufszentrum, sondern sie machten eine Fahrradtour am Strand. Zum Schluss legten sich die drei in den Sand, aalten sich in der Sonne, aßen Eis und redeten über die männliche Spezies. Diana beichtete, ein Auge auf einen Jungen geworfen zu haben, der in der Kunstgalerie neben »Creative Interiors« arbeitete, und Madeline auf den Studenten, der im Sandwichladen gegenüber der Galerie jobbte.
»Das liegt daran, dass er gemeinsam mit dir raucht«, sagte Diana angewidert.
Summer war in Sekundenbruchteilen aufgeschreckt. »Du rauchst?«
»Ich bin fast achtzehn«, sagte Madeline trotzig. »Au ßerdem ist es mein Körper.«
Diana verdrehte die Augen. »Und meine Lunge.«
Summer hielt zwar den Mund, blickte aber trotzdem kurz auf Madelines Füße – und stellte erleichtert fest, dass sie mit Sicherheit nicht Schuhgröße vierundvierzig hatte.
Am Abend ging Bill nach Geschäftsschluss zusammen mit Summer zur Bank. Seitdem die Unregelmäßigkeiten entdeckt worden waren, leisteten sie die Einzahlungen zu zweit. Summer hatte erst an der Oberfläche gekratzt, noch wusste niemand, wie viel Geld fehlte, ganz zu schweigen davon, wer es gestohlen hatte. An dem Ergebnis waren viele Personen interessiert.
Natürlich Camille und Tina, außerdem Joe, die Polizei und die übrigen Mitarbeiter. Es war wie eine große, schwarze Wolke, die über ihnen allen hing. Ein neuer Albtraum.
»Kommst du weiter mit den
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