Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
In sich zusammengesunken saß Hischam da, hatte den Kopf in die Handteller gepresst und weinte. Weinte wie ein Kind.
Wenig später stand al-Manßur vor Subeiha. »Ich habe mit dir allein zu sprechen, Mutter des Kalifen.«
Subeiha gab den Frauen, die um sie waren, keinen Wink, und doch verzog sich eine nach der ändern, als letzte Marjam, mit einem Blick voll Wut auf den Verhassten.
»Nun lauschen sie hinter den Türen«, sagte er, drückte auf die Feder, die in der Tapete verborgen war, und zog die Eingeschüchterte in das versteckte Gelass.
»Du hast das Tischtuch zwischen uns zerschnitten!«
Er warf ihr den Brief, den mein im Ölkrug gefunden hatte, vor die Füße.
Unwillkürlich bückte sie sich danach, hob ihn auf und hielt ihn vor die Augen, obwohl sie genau wusste, was darin stand. Lange sprach keiner von ihnen ein Wort. Dann fragte Subeiha tonlos: »Was ist mit Merwe?«
»Sie hat es gut. Ich habe sie töten lassen. Nun liegt sie neben unserm Sohn und ruht von allen Leiden und Demütigungen des Lebens aus.« »Sie hat mich verraten?«
»Sie hat sich gerächt auf ihre Art - an dir und an mir.«
»Und du - du rächst dich nun an mir auf deine Art?«
»Jawohl. Auf meine Art. Ich habe deinem Sohn die Augen geöffnet. Er will dich niemals wieder sehen. Den Staatsschatz gibt er in meine Verwahrung. Hier ist das von ihm unterzeichnete Dekret. Doch was du benötigst, Subeiha, zum Bau von Moscheen, zum Spenden von Almosen, zu allen Werken, die Allahs Wohlgefallen finden, will ich dir gerne bewilligen. Denn es will mir scheinen, dass du seiner Barmherzigkeit sehr bedürftig bist.«
Damit ließ er die Frau, die am ganzen Leibe zitterte, stehen und trat aus dem Gelass, ohne wie bisher darauf zu achten, ob er dabei gesehen würde. Doch niemand stand in dem angrenzenden Zimmer, zu groß war die Furcht, die er um sich verbreitete.
Er rief nach Marjam. Auch ihr flackerte die Angst in den Augen, als sie vor ihm stand.
»Dein Gatte hat dich verstoßen«, sagte al-Manßur. »Du erhältst Morgengabe und Mitgift zurück und bist eine reiche Frau. Wenn du willst, kannst du zu Romeileh gehn und sie mit deinem Geld unterstützen. Ihr Vater ist schon vor Jahren gestorben, und sie ist sehr bedürftig.«
»Wenn du denkst, dass es mir Kummer bereitet, nicht mehr die Gattin des Kalifen zu sein, so irrst du, al-Manßur b’illah! Keine Stunde bin ich froh gewesen in seinen Armen. Das einzige Glück, das er mir je verschafft hat, ist, dass er mich freigibt.«
»Ich wusste das. Und deshalb habe ich ihn dazu veranlasst. Geh nun zu deinem Sohn. Und sei meinem Neffen eine gute Mutter.«
Den Vizekönig von Mauretanien beschied al-Manßur nach Cordoba. Ziri lachte, als er diesen Befehl erhielt, und rief: »Der Fuchs glaubt wohl, dass ein Berglöwe in seine Falle geht?« Er lachte aber nicht mehr, als er die Heerscharen sah, die der Großwesir übers Meer geschickt hatte, um ihn zu bekriegen.
Der Idriside wehrte sich tapfer. Doch aller Mut half ihm nicht gegen das Messer, das ihm von hinten in den Leib fuhr, als die Reihen seiner Feinde schon zu wanken anfingen. Einer seiner eigenen Krieger hatte zugestoßen, ein Neger, dessen Bruder Ziri einst im Zorn erschlagen hatte und der dachte, dass der Zahltag für diese alte Rechnung nun gekommen sei.
Als Abdallah von all diesem erfuhr und auch, dass Ziri seinen Wunden erlegen sei, sagte er zu Welid: »Nun fürchtet mein Vater auf der ganzen Welt nur noch mich allein.«
Und Welid antwortete: »Wenn du dich über die Pyrenäen in Sicherheit bringen willst, werde ich dich begleiten.«
»Ach, mein Freund«, antwortete Abdallah, »seinem Schicksal kann keiner entrinnen. Doch möchte ich nicht, dass es mich von hinten beschleicht - ich möchte ihm lieber in die Augen sehn.«
Al-Manßur hatte es dem Grafen von Kastilien nicht verziehen, dass er seinem abtrünnigen Sohn Zuflucht gewährte. Im nächsten Frühjahr griff er ihn mit großer Heeresmacht an, schlug ihn im freien Feld, nahm eine Festung nach der anderen ein, zum Schluss die beiden wichtigsten, Osma und Alcoba, sodass der Weg nach Burgos für die Moslems frei war. Da blieb dem Grafen nichts anderes übrig, als um Frieden zu bitten.
Abdallahs Freunde, die das Unglück kommen sahen, rieten dem Jüngling zur Flucht.
»Was soll ich tun, Oheim?« fragte er Welid — er gab dem Milchbruder seines Vaters gern diesen vertrauten Namen -, »der Graf hat mein Wort, dass ich ihn nicht ohne seine Erlaubnis verlasse.«
»So bitte ihn um
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