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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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im Himmel und auf Erden ist«, sagte er. »Ihn preisen die sieben Himmel und die Erde, es gibt keinen Gott außer ihm. Er hat uns den Sieg verliehen, ihm sei Dank und Ehre.« Und er zog Ghalib zu sich heran und küsste ihn.
    Der Ruf: »Allah hat uns den Sieg verliehen, ihm sei Dank und Ehre!« pflanzte sich fort nach allen Seiten. Moßchafi, der an Hakams Seite geritten war, machte es seinem Herrn nach und umarmte Ghalibs Adjutanten, und als sich alles wieder auf die Pferde geschwungen hatte, ritten Hofbeamte und Offiziere, allen voran Hakam und Ghalib, in Cordoba ein. Es war ein Triumphzug ohne Ende. Die Brücke hallte und bebte vom Hufschlag der Pferde. Die Städter hatten ihre Häuser mit bunten Teppichen geschmückt, warfen Blumen aus den Fenstern, winkten mit Tüchern und Fahnen, schrien und jubelten.
    Abu Amir ritt mitten unter dem Gefolge. Er hatte sich nicht in die ersten Reihen gedrängt, stand auch im großen Festsaal bescheiden im Hintergrund und ließ den Graubärten die Ehrenplätze. Aber Hakam trat auf ihn zu und sagte: »Ich weiß, was ich dir verdanke«, und wies ihm einen Platz zwischen den höchsten Würdenträgern an.
    Als Abu Amir sich niedersetzte, fing er den Blick auf, den Fajik seinem ihm im Haremsdienst zugesellten Gefährten Dschaudhar zuwarf - und mit einem Mal wusste er, wem er den gefährlichen Auftrag zu verdanken hatte, über wen er nun triumphierte und vor wem er auf der Hut sein musste.

    Hakam kostete den Sieg, den er über die Söhne des Idris errungen hatte, aus, indem er Großmut übte. Er überhäufte sie mit Geschenken, wies ihnen Paläste als Wohnungen an und gab ihnen reichliche Mittel, dort mit ihren Familien ein ihrem fürstlichen Stande gemäßes Leben zu führen. Nur mussten sie versprechen, Cordoba nicht zu verlassen.
    »Wir denken gar nicht daran«, erwiderte Ibn Kennun. »Was sind die Viehweiden des Atlas gegen die bewässerten Felder von Andalus? Wo findet man Moscheen und Paläste gleich den euren? Wo einen Fürsten, dem sich zu unterwerfen so ehrenvoll wäre?« Und er sah seine Verwandten an, die ihm eifrig beistimmten.
    »Diese Heuchler«, flüsterte Ghalib Abu Amir zu, »wir müssen sie im Auge behalten.«
    »Das Wichtigste ist«, gab Abu Amir ebenso leise zurück, »sie von ihren Kriegern zu trennen. Rate dem Kalifen, die Berber, die sie mitgebracht haben, in seinen Sold zu nehmen, und wirf sie gegen die Ungläubigen an die nördliche Grenze. Vor allem jene tapferen Siebenhundert des Ibn Kennun. Du wirst es nicht bereuen.«
    »Ein guter Rat«, sagte Hakam.
    »Er stammt nicht von mir«, erwiderte Ghalib, der zu stolz war, ein Lob zu ernten, das einem andern gebührte, »sondern von Abu Amir. Der junge Mann hat das Zeug zu einem Soldaten.«
    »Da willst du ihn mir wohl ausspannen?« Hakam lachte gutmütig. »Daraus wird nichts. Subeiha hat sich zu sehr an seine Dienste gewöhnt!«

    Der Sieg in Mauretanien war das letzte glückliche Ereignis in Hakams Leben. Kurze Zeit danach berührte ihn Allahs Hand und drückte ihn zu Boden. Das geschah inmitten seiner Tischgenossen, als er sich mit Moßchafi über den Diwan des Baschar ibn Burd unterhielt.
    »Ich mache mir nicht viel aus seinen Versen«, sagte Hakam. »Sie sind gekünstelt, seine Vergleiche zieht er an den Stirnhaaren herbei, will bedeutsam sein und ist nur ausgefallen.«
    »Der Herrscher der Gläubigen hat recht«, antwortete der Wesir, der selber ein eifriger Dichter war, »Ibn Burd verachtet Talent und Naturanlage und denkt, er sei groß, weil er die Wurzeln der Gedanken, die Fundgrube der Erkenntnisse, die Treffsicherheit der Vergleiche mit dem Verstand zu fassen versucht. Und doch zittert auch ihm manchmal die Seele, und dann gelingen ihm Verse wie diese:
    »O Tochter, unerwünscht kamst du ins Haus.
    Doch warst du kaum fünf Jahre,
    da ruhtest du vom Atemholen aus,
    und mir zersprang das Herz an deiner Bahre.
    An deiner Wiege habe ich gemurrt.
    Nun steh ich an dem Grabe
    und weiß, du wärest besser als ein Knabe,
    der morgens trinkt und in den Nächten hurt.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Hakam aufschrie, mit den Händen in die Luft griff und wie ein Sack zu Boden fiel.
    Man rief nach dem Leibarzt. Er kam und schickte alle, die sich um den Kranken drängten, hinaus, außer den beiden Leibdienern, denen er Anweisungen gab, wie: »Nehmt ihm die Kopfbedeckung ab.« - »Löst ihm die Kleider.« - »Tragt ihn auf sein Lager.« - »Bettet ihn hoch.« - »Legt ihm einen Eisbeutel auf die Stirn.« Und

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