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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Unterwarfen sie sich, zahlten sie Kopfsteuer, durften sie Handel treiben im ganzen Reich. Ihre Priester nicht unterdrückt, ihre Kirchen nicht geschlossen. Unterwarfen sie sich nicht - versuchten sie in meinem Lande Aufruhr -, wurde Vergeltung geübt, Männer, Frauen und Kinder zu Sklaven gemacht.
    -Für alle Zeiten?
    »Schreib, Fajik: Fünfhundert Sklaven und Sklavinnen sollen in Freiheit gesetzt werden. Keine Alten, die sich ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen können, sondern junge Männer und Frauen, die sich der Freiheit noch erfreuen.«
    Dschaudhar und Fajik, die beiden Eunuchen, waren die einzigen, die der kranke Kalif um sich duldete. Sie lösten sich im Dienst ab und waren Tag und Nacht um ihn. Seine anderen Würdenträger empfing er nicht mehr - selbst keine seiner Frauen. Er wollte nicht, dass ihn jemand in seinem hilflosen Zustand sah.
    »Man soll mich nicht behelligen mit dem, was weltlich ist. Schreib, Dschaudhar: Alle Regierungsgeschäfte lege ich in Moßchafis Hand. Seine Worte und Befehle sind so gut, als ob sie meine wären.«
     
    Als Welid davon erfuhr, sagte er zu Abu Amir: »Das gibt ein Unglück fürs ganze Land. Ich kenne Moßchafi, er war ein häufiger Gast in Achmed ben Sukkarahs Garten. Er ist so eitel, dass mein ihn mit der plumpsten Schmeichelei für sich gewinnen kann. Er machte Gedichte zu seinem eigenen Lob und ließ sie von unseren Sängerinnen vortragen. Dann stöhnte er, spreizte die Beine, verdrehte die Mundwinkel gleich einem gekitzelten Weib. Und dabei ist er nicht fähig, einen Entschluss zu fassen, bietet auf eine Sklavin, zieht sein Angebot zurück, weil ihm eine andere besser gefällt. Und so einer soll das Land verwalten? Seine Regierungskunst wird darin bestehen, alle seine Söhne, Brüder, Neffen und Vettern mit Ämtern zu versorgen. Schon ist sein Sohn Othman, dieser Raffer, der noch viel schlimmer ist als sein Vater, zum Präfekten der Hauptstadt ernannt worden.«
    »Ich weiß.«
    Ja, Abu Amir wusste, was auf Andalus zukam. Der Kalif todkrank, sein Sohn Hischam ein Kind. Kann auch ein Unmündiger als Stellvertreter des Propheten über die Gläubigen herrschen? Das war in vierhundert Jahren noch nicht ein Mal vorgekommen.
    Und Hakam hatte Brüder. Wäre es nur einer gewesen, so wäre die Sache einfach - mein würde ihn zum Kalifen machen und es ihm überlassen, mit dem Neffen fertig zu werden. Aber Abderrachmans Lenden waren sehr fruchtbar gewesen, mehr als ein Dutzend Söhne hatte er hinterlassen. Welcher war am geeignetsten, den Thron zu besteigen?
    Adhari? Ein Greis, kaum jünger als Hakam selbst. Obaidallah? Ein Gartennarr, der die Palmen in seinem Palast alle auf gleiche Höhe zustutzen, ihre Schäfte mit Teakholz umkleiden ließ, das von vergoldeten Metallreifen zusammengehalten wurde - der sich Pomeranzenbäume aus Indien beschaffte, deren Früchte weniger bitter sein sollten als die hier bekannten - der Versuche mit Pfropfungen machte, Mandelbäume auf Aprikosenreiser setzte, Rosen züchtete, deren Blütenblätter halb rot und halb weiß waren (der Teilstrich in der Mitte wie von einem Schreibrohr gezogen!), und auf dessen Teichen gelber Lotos blühte, den es sonst in ganz Andalus nirgendwo gab. Vielleicht gelang es ihm sogar, die schwarze Rose zu züchten, der schon so lange sein Bemühen galt! Die Regierung eines großen Landes aber in festen Händen zu halten, würde ihm niemals gelingen, ihm, der sich sein Lebtag um nichts gekümmert hatte, was außerhalb seiner Gärten lag!
    Oder etwa Moghira, der Jüngste? Ein Mann, der bei seines Vaters Tode erst dreizehn Jahre alt gewesen war, den seine Mutter verzärtelt und verweichlicht hatte, ein Genussmensch, der mit Lustknaben umging?
    Ja, die Bedeutung des großen alten Kalifen lastete auf seinen Söhnen wie ein Fluch. Keinen hatte er mit Geschäften betraut, weil er nichts so sehr fürchtete wie den Rivalen, der sich aus ihren Reihen erheben könnte. So selbstherrlich war er gewesen, dass er nicht einmal einen Großwesir neben sich duldete, sondern die Regierungsgeschäfte allein leitete und seine Wesire nur geringfügige Entscheidungen treffen ließ. Selbst Hakam hatte sich all die Jahre neben seinem Vater in sein Bücherhaus vergraben müssen.
    Da aber keiner von Hakams Brüdern sich durch hervorragende Eigenschaften auszeichnete, die ihn zum Nachfolger des Kalifen vorherbestimmt hätten, würde jeder von ihnen meinen, er sei genauso gut wie ein anderer dazu berufen, die Hand nach der Herrschaft

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