Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
einem der ersten Häuser des Landes entstammt, wird sie die höchste Bildung besitzen, die wir unseren Töchtern zukommen lassen. Dazu ist sie jung! Keine siebzehn Jahre! Ich will sie umwerben, will sie lieben, sie mir gefügig machen bis in die letzte Faser ihres Wesens. Merwe, du warst schon von Hand zu Hand gegangen, ehe du zu mir kamst - Asma aber ist Jungfrau. Und da sollte es mir nicht gelingen, die erste Stelle in ihrem Herzen einzunehmen, vor ihrem Vater, ja selbst vor ihren Söhnen?
Niemals hatte Subeiha die geringste Eifersucht verspürt, wenn Hakam eine andere Frau seines Harems besuchte. Ihres Einflusses auf ihn war sie sich sicher, und nach seinen Zärtlichkeiten trug sie, je älter er wurde, desto weniger Verlangen. Aber als sie erfuhr, dass Abu Amir sich eine Frau nehmen wollte, die fünfzehn Jahre jünger war als sie selbst, vermochte sie nicht ihre Eifersucht zu verbergen, so sehr sie sich auch Zwang antat.
»Ich freue mich, zu hören, dass Ghalib dir seine Tochter zur Ehe geben will«, sagte sie, als er ihr seine Aufwartung machte, und es gelang ihr sogar, sich ein Lächeln abzuzwingen. Zugleich aber gab sie ihm das verabredete Zeichen, dass sie ihn allein zu sprechen wünsche. Und in dem versteckten Stübchen, dessen Zugang nur ihnen beiden bekannt war, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
Er ließ sie eine Weile weinen, dann legte er ihr die Hand auf die Brust. »Unseretwegen muss es geschehn!«
Sie fuhr zusammen und bäumte sich auf gegen seine Liebkosung. »Unseretwegen?«
»Ja. Meinst du, wir könnten uns dieses Moßchafis entledigen und zusammen das Land regieren, wenn Asma die Frau seines Sohnes würde?«
»Ich denke, du hast belastendes Material genug beisammen, um ihnen den Prozess zu machen.«
»Was nützt da belastendes Material? Mache du einem Mann den Prozess, dessen Schwiegervater über die Kriegsmacht des Landes verfügt. Und außerdem-wie können wir dem Gerede, das über uns im Schwange ist, besser die Nahrung entziehen als dadurch, dass du meiner Braut die Hochzeit veranstaltest ...«
»Niemals!«
»... deinen Sohn veranlasst, Ghalib mit Asma einzuladen, ihn auszuzeichnen ...«
»Niemals!«
»... meine Braut schmückst, ausstattest, mir zuführst ...«
»Das kannst du nicht von mir verlangen.«
»Doch. Als einen Beweis deiner Liebe. Wenn du willst, dass mein Fuß noch die Schwelle übertreten kann, die zu diesem Raume führt ...« »Und wenn ich es nicht mehr will?«
Mit einer herrischen Bewegung zog Abu Amir ihren Kopf zu sich heran, las in ihren Augen, wie sehr sie es wollte, presste seine Lippen so heftig auf die ihren, dass sie einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte, und sagte, als er sie losließ: »Dann brauche ich Asma nicht zu heiraten. Dann sag deinem Sohn, dass er mir den Befehl über ein paar Regimenter an der nördlichen Grenze übertrage, und ich werde im nächsten Feldzug meinen Tod zu finden wissen.«
Hischam unterschrieb einen Brief ein den Feldherrn Ghalib, in dem dieser mit seiner Tochter in den Palast des Kalifen eingeladen wurde. Nie hat Cordoba einen prächtigeren Hochzeitszug gesehen als den, der sich mit Abu Amirs Braut von es-Sachra, der Residenz, nach Roßafa in den Wesirpalast begab. An der Spitze Ghalib, umgeben von seinen Offizieren, hinter ihm Asma, umgeben von Sklaven und Sklavinnen, nach ihr die Hofleute in unabsehbaren Reihen. Weiß war der Zelter, den Asma ritt, weiß ihre Schleier, weiß die Perlenkette, die ihr Subeiha eigenhändig umgehängt hatte, weiß die wehenden Mäntel der Reiter, weiß ihre Pferde. Bunt nur die Teppiche, die man vor der Braut ausbreitete, da Winter war und mein nicht genug Blumen hatte, ihren Weg zu bestreuen. Doch der Palast Abu Amirs war mit blühenden Kirschzweigen geschmückt, die hatte Hakams Bruder Obaidallah, der Gartenliebhaber, eigens zu diesem Zweck schon im Herbst schneiden und in einem geheizten Raum in großen, mit Wasser gefüllten Kübeln zur Blüte treiben lassen.
So suchte jeder, der Rang und Würde hatte, sich an diesem Tag dem Wesir durch eine Aufmerksamkeit in Erinnerung zu bringen, und sogar Moßchafi war zu feige, das nicht zu tun. Er selbst zwar erschien nicht zum Fest mit der Entschuldigung, dass er krank wäre, doch schickte er ein wertvolles Geschenk.
Das half ihm jedoch nicht mehr. Wenige Wochen später hielt Abu Amir die Zeit für gekommen, ihn und all seine Verwandten, die er zu Amt und Würden gebracht hatte, gefangen zu setzen und ihnen den Prozess
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