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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Soldaten heben dich nicht alle gleich hoch auf ihren Schild. Die Truppen, die du dem Dschaudhar abgeworben hast, haben nichts über dich zu klagen, aber die Araber, die den Hundertschaften angehören, meinen, dass ihr Einfluss ständig sinke ...«
    »Ja, und er soll bald ganz verschwinden. Ich werde das Heer neu einteilen, Welid, und die Regimenter so durcheinanderwirbeln, dass immer ein unsicheres und zwei mir völlig ergebene zusammengefasst werden.«
    »Am unzufriedensten sind die Fakihs und ihre Studenten. Sie sagen, du seiest ein lauer Moslem, der die frommen Übungen nur äußerlich verrichte, im Herzen aber ein Freigeist sei und insgeheim die Schriften der Philosophen eifriger lese und sie höher schätze als die der Koranausleger und der Rechtslehrer.«
    »Das ist gefährlich, Welid. Wenn die Fakihs gegen mich sind, werden sie bald das Volk aufgewiegelt haben. Ich habe lange genug zu ihren Füßen gesessen und kenne ihre Macht und ihren Einfluss zu genau, um ihn gering zu schätzen.
    Aber ich wüsste ein Mittel, sie mir gewogen zu machen: Wenn ich ihnen Hakams Haus der Weisheit ausliefere und ihnen erlaube, alle Bücher, die ihnen verdächtig erscheinen, zu entfernen.«
    Welid starrte den Freund an. »Das ist doch nicht dein Ernst! Die Schätze, die Hakam herbeigeholt hat von allen Enden der Erde: Philosophie, Astronomie, die Werke al-Kindis, al-Farabis, dazu den Diwan Jachjas selbst, der auf der Welt nur in einem einzigen Exemplar vorhanden ist ...«
    »Doch, Welid, es ist mir sehr ernst. Fühlst du denn nicht, auf welchem Boden wir stehen? Sogar dieses Kind auf dem Thron fühlt es, zittert und betet - und ich, der ich die Hand über ihm halte, darf ich zittern davor, etwas zu tun, was notwendig ist? Ich brauche die Gunst dieser Fakihs, ich kann sie nicht entbehren! Wahnsinnig müsste ich sein, wenn ich dächte, mich gegen alle gleichzeitig stemmen zu können: gegen die Eunuchen, gegen die Sklaven, gegen die Hundertschaften, gegen die alten Höflinge, die mit Moßchafi und seinem Anhang verbunden sind, gegen den Kalifen, gegen seine Mutter - denn auch das kommt, auf mich zu, wenn ich nicht irgendwo Stütze und Rückhalt habe. Also geh und hole mir die angesehensten Fakihs und Ulemas herbei: Akili, Ibn Dakwan, Zobaidi und wie sie alle heißen, sie sollen prüfen und sichten und alle Schriften, von denen sie meinen, dass sie Irrtümer und verbotene Lehren enthalten, ausmerzen.«
    Nie war Welid ein Verstandes- und Büchermensch gewesen, hatte sich niemals mit den Spitzfindigkeiten von Lehrmeinungen eingelassen - ein schöner Vers, in eine einschmeichelnde Melodie gefasst, berührte ihn mehr als alle Schulweisheit. Doch als er nun zu den Fakihs ging, schrie eine Stimme in ihm: Wozu du die Hand reichst, ist schlimmer als Meuchelmord!
    Umkehren? Abu Amir ins Gewissen reden? Ihm den Gehorsam verweigern? Er kannte seinen Milchbruder viel zu gut, um nicht zu wissen, wie wenig das fruchten würde.
    Selbstständig handeln? Wenigstens das Wertvollste retten? Aber wie? Da kreuzte Jachja ben Jezid seinen Weg. Den sandte ihm Allah!

    An einem der nächsten Tage ging Welid zu seinem Schwiegervater, um ein Schmuckstück abzuholen, das Abu Amir bei Hani ben Taifur bestellt hatte. Er ging zu Fuß und war allein - das Schmuckstück war für Subeiha bestimmt, und es sollte kein Aufheben davon gemacht werden.
    Plötzlich hörte er einen Aufschrei. Er wandte sich um und sah einen Mönch am Boden liegen. Welid eilte auf ihn zu. Als er sich bückte, um dem Ordensbruder aufzuhelfen, flüsterte dieser erregt: »Stütze mich und folge mir!« Welid prallte zurück, doch irgendetwas zwang ihn, dem Mönch zu gehorchen.
    Er ließ sich in eine Kapelle, die abseits von der Straße in einem von Tamarisken und Akazien bestandenen verwilderten Garten lag, führen. Nachdem sich der Mönch vergewissert hatte, dass sie allein waren, warf er die Kutte ab.
    »Merwe!« rief er, erschrocken machte sie ihm ein Zeichen, leise zu sein, dem er gehorchte und im Flüsterton fortfuhr:
    »Um Allahs willen, Merwe, was willst du von mir?«
    »Du musst fliehen.«
    »Fliehen - weshalb?«
    Sie warf ihm die Mönchskutte um. Und zog ihn in den dunkelsten Winkel des Raumes, hinter das große Kruzifix.
    »Jachja ben Jezid hat dich verraten.«
    In abgerissenen Sätzen erzählte sie ihm, was sich zugetragen hatte. Die Fakihs waren bei ihrer Suche nach gotteslästerlichen Schriften auf Lücken gestoßen, hatten Nachforschungen gemacht, sogar bei Mondhir selbst, und

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