Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
wegen Unterschleifs, Bestechung und Veruntreuung von Staatsgeldern zu machen. Als Richter amtete Ibn as-Salim. Und dieser hütete sich, seinem Freunde beizustehn.
Die Kerkertüren hatten sich kaum hinter den Unglücklichen geschlossen, als Abu Amir zum Großwesir ernannt wurde.
Asma enttäuschte Abu Amirs Erwartungen nicht. Sie war nicht weniger schön als die Tscherkessin, ihr Körper war geschmeidiger und ihre Bewegungen so anmutig, dass selbst Merwe ihr darin nachstand. Hinzu kam die Beweglichkeit ihres Geistes. Höchst schlagfertig war sie in ihren Reden, konnte ihn mit treffenden Bemerkungen zum Lachen bringen, ohne jemals die Grenzen, die ihr die Ehrfurcht vor dem Gatten zog, zu überschreiten. Zwanzig Jahre älter war er als sie, feind sie bildsam und bildete sie sich völlig nach Wunsch. Und er verwandte mit so viel Wohlgefallen seine Zeit auf diesen Unterricht, dass seine übrigen Frauen sich untereinander über die Vernachlässigung bitter beklagten. Asma selbst hielt ihm das vor, aber er fragte lächelnd: »Was steht im Koran, in der Sure »Die Frauen« im hundertachtundzwanzigsten Vers?«
Und ohne zu zögern antwortete sie: »Nimmer ist es euch möglich, in gleicher Billigkeit gegen eure Frauen zu verfahren, auch wenn ihr danach trachtet. Doch wendet euch nicht gänzlich ab von der einen oder anderen.«
»Meinst du nicht, Asma, dass Allah diese Worte dem Propheten offenbarte, weil er wusste, dass eines Tages du in mein Haus kommen würdest, Frau meines Herzens?«
Die Kunde von der übermäßigen Aufmerksamkeit, die Abu Amir seiner jungen Gattin widmete, drang auf den seltsam verschlungenen Wegen, die solche Dinge nehmen, aus seinen Frauengemächern bis in den Kalifenpalast, und sie bereitete Subeiha Qualen der Eifersucht. Aber auf alle ihre Vorhaltungen antwortete Abu Amir ihr stets mit demselben Satz: »Dir zuliebe geschieht das alles.« Und nichts quälte sie so sehr wie gerade diese Worte. Sie wollte ihnen so gerne Glauben schenken, aber sie vermochte es nicht mehr.
Abu Amir spürte ihre Qual, und sie erhöhte ihm die Lust an seiner jungen Gattin. Und das war das Einzige, was ihm die Besuche bei Subeiha noch erträglich machte, denn er sehnte sich danach, sich von ihr zu befreien. Doch die Stunde dazu war noch nicht gekommen.
Sie kam jedoch schneller, als er erwartet hatte, und wieder waren es seine Feinde, die ihm auch diesen Dienst leisteten.
Moßchafi hatte, so tief er auch gesunken war, noch immer Anhänger, besonders unter den Dichtern, deren Umgang er dem der Beamten stets vorgezogen hatte. Er selbst schrieb im Gefängnis rührende Verse, und es gelang ihm, sie seinen Freunden zukommen zu lassen, die keine Mühe scheuten, sie zu verbreiten.
So bildete sich bald ein Kreis Unzufriedener, dem sich eine ganze Reihe angesehener Fakihs anschloss. Sehr bald erhielt auch Dschaudhar Wind davon.
Dieser Eunuch, der, seitdem er seinen Einfluss verloren hatte, ein kümmerliches Dasein führen musste, kannte kein anderes Streben als das, wieder zu Macht und Ansehn zu kommen. Und obgleich Moßchafi seinen Fall bewirkt hatte, nahm er nun keinen Anstoß daran, sich mit dessen Anhängern zu verbinden. Er führte bald eine Verschwörung all der Missgestimmten herbei, was ihm um so leichter gelang, als er selbst die Hauptlast des Unternehmens auf sich nahm: den Kalifen zu ermorden. Wenn das geschehen war, wollte man einen ändern Enkel Abderrachmans des Dritten, den Sohn Obaidallahs, der gleichfalls den Namen Abderrachman trug, auf den Thron setzen.
Der Fehler Dschaudhars war, dass er zu viele Menschen in sein Komplott hineinzog. Er gedachte, sich dadurch größere Sicherheit zu verschaffen, stürzte sich aber nur um so sicherer ins Verderben, denn Abu Amir bezahlte seine Späher gut.
Der Großwesir gewährte Dschaudhar die Audienz beim Kalifen, um die jener bat. Er ließ ihn auch nicht auf Waffen untersuchen, ehe er den Saal betrat. Einen einzigen Mann hatte er eingeweiht, der dem Eunuchen, sobald der nach dem Dolch griff, in den Arm fallen sollte - dann hatte mein ihn auf frischer Tat ertappt und konnte ihn und seine Mitverschworenen unschädlich machen. Alles geschah, wie der Großwesir es berechnet hatte. Die Verschwörer, die mit Dschaudhar in den Palast gekommen waren, um gleich nach Hischams Tod bei der Hand zu sein und Abderrachman zum Kalifen auszurufen, wurden im Nu überwältigt und abgeführt. So überraschend geschah das, dass keinem die Flucht gelang. Abu Amir, der die Drähte, an denen
Weitere Kostenlose Bücher