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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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erotische Schnitt ihres griechischen Gewandes.
    Hannah trank einen Schluck von ihrer Limonade. Gott sei Dank, dass sie Marc nach Hause fahren und daher nüchtern bleiben musste. Keinesfalls durfte sie ihrerseits zu viel preisgeben.
    »Richten Sie ihm bitte einen Gruß von mir aus.«
    »Gehen Sie doch ans Telefon und machen es selbst.«
    Da blitzte wieder die alte Louise hervor. Gerade und widerspenstig wie die Felsen von Coniston.
    »Vielleicht irgendwann.«
    »Ich bin sicher, dass er Sie ohnehin bald anruft. Möglicherweise braucht er Ihre Hilfe.«
    »Wohl kaum. Ein Dozent, der in Oxford gelehrt hat ...«
    »Sie sind doch Expertin, was das Thema Mord angeht, oder?«
    Hannah riss die Augen auf. »Mord?«
    »Wussten Sie nicht, dass das seine neueste Leidenschaft ist? Der Grund, weshalb Arlo Denstone ihn als Programmdirektor für das Thomas-de-Quincey-Festival angeheuert hat? Es geht um die Betrachtung von Mord als Kunstwerk.«
    »Sie meinen ...«
    In diesem Augenblick schrie eine Frau auf - ein Laut, in dem sich Wut und Schmerz mischten. Hannah wirbelte herum und sah gerade noch, wie die Hitchcock-Blondine ihr volles Rotweinglas hob und über ihren Gesprächspartner schüttete.
    Arlo Denstone behielt sein sardonisches Lächeln bei und zeigte weiter seine weißen Zähne, obwohl ihm Wein von Wangen und Kinn auf sein weißes Jackett tropfte.
    Die Frau gab einen erstickten Laut von sich, als würde sie gewürgt, und rannte zur Tür.
    Ein paar Sekunden lang standen alle stumm und wie versteinert. Stuart Wagg reagierte als Erster. Nachdem die Tür hinter der Frau ins Schloss geknallt war, lief er hinter ihr her. Ein gut aussehender Inder oder Pakistani im Maßanzug folgte ihm. Die flinken, geräuschlosen Schritte der beiden Männer erinnerten
    Hannah an zwei Panther, die ein Beutetier verfolgen.
***
    Die Nacht explodierte. Eine Rakete nach der anderen knallte wie ein Gewehrschuss und zerbarst zu roten, weißen und goldenen Sternen. Manche formten sich zu bunten, in der Dunkelheit schwimmenden Fischschwärmen, andere zerfächerten zu silbernen Schlangen, die sich über den schwarzen Himmel wanden.
    Stuart Wagg stand auf einer niedrigen Steinmauer am Rand der Terrasse vor seinen Gästen, die das Feuerwerk bewunderten. Über den Glastüren angebrachte Scheinwerfer strahlten ihn an. In der Hand hielt er ein Mikrofon wie ein Sänger auf der Bühne. Das kleine Drama vor einer halben Stunde schien nie geschehen zu sein. Arlo Denstone trug einen von seinem Gastgeber geliehenen, gestreiften Blazer und bewunderte das Feuerwerk, als könnte ihn nichts auf der Welt aus der Ruhe bringen. Stuart führte sich auf wie ein mildtätiger viktorianischer Gutsbesitzer, der einer Versammlung von Pachtbauern vorsaß.
    Crag Gill wurde in ein ständig wechselndes farbiges Licht getaucht. Für Hannah sah das Anwesen eher nach einem Raumschiff als nach einem Heim aus. Bei einem Blick über die Schulter entdeckte sie Louise Kind, die ein wenig abseits der Menge von einem Fuß auf den anderen trat. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Rückschluss auf ihre Gedanken zu, jedoch genoss sie es im Gegensatz zu ihrem Liebhaber offenbar nicht, im Rampenlicht zu stehen.
    Stuart hob sein Champagnerglas und dröhnte ins Mikrofon: »Glückliches neues Jahr!«
    Während die Leute einander zuprosteten und die Feuerkaskaden über ihren Köpfen bestaunten, entdeckte Hannah Marc. Sein Gang war unsicher, und er konnte sein Champagnerglas kaum gerade halten, als er in Schlangenlinien über den Rasen auf sie zukam.
    »Liebling!« Himmel, auch seine Sprache wurde bereits undeutlich, und das, obwohl er später gekommen war als die meisten anderen Gäste. Er war kein abgehärteter Trinker, und es brauchte nicht viel, um ihn betrunken zu machen. »Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr.«
    Sie schwenkte ihr Glas und hielt ihm ihre Wange zu einem Kuss hin. Stattdessen begann er jedoch, ihre Kehrseite zu befummeln.
    »Schon gut, Marc. Ich glaube, du hast genug.«
    »Warum musst du immer ein solcher Spielverderber sein?« Sein Atem, dicht an ihrem Hals, fühlte sich heiß an. »Außerdem können wir jetzt noch nicht gehen. Es sähe einfach zu unhöflich aus.«
    Hannah musste die Stimme heben, um sich bei dem Getöse des Feuerwerks verständlich zu machen. »Ich will vermeiden, dass du gleich irgendwann umkippst. Wir hatten heute Abend schon einen unangenehmen Vorfall.«
    Er kicherte. »Das war echt klasse.«
    Eine Reihe bunter Hörnchen schoss in den Himmel und entfaltete sich

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