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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Ihnen.«
    »Ich habe ihr erzählt, dass ich eine andere Frau kennengelernt hätte.«
    »Um wen handelte es sich?«
    »Ich behauptete, es wäre ein Mädchen aus einer meiner Poesievorlesungen. Das entsprach allerdings nicht der Wahrheit.«
    »Sie haben also eine neue Freundin erfunden, weil Sie Bethanys überdrüssig geworden waren?«
    »Es war nicht ...« Nathan verstummte. »Nun tun Sie doch nicht so schockiert! So etwas passt einfach nicht zu einer hochrangigen Polizistin!«
    »Ich bin nicht schockiert, Mr Clare. Trotzdem erscheint es mir reichlich herzlos.«
    »Genau genommen habe ich der armen Kleinen lediglich einen Gefallen getan.«
    »Ach ja?«
    »Es wäre doch viel grausamer gewesen, ihr zu sagen, dass sie mich schlicht langweilte, oder? Ich kann Ihnen versichern, dass es mir nicht schwerfiel, ihre körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber darüber hinaus klammerte sie, und zwar ständig. Sie hatte eine geradezu panische Angst vor Zurückweisung.«
    »Was glauben Sie, woher das kam?«
    »Bin ich etwa Psychiater?«
    Hannah wartete.
    »Wenn ich etwas zutiefst verabscheue, dann eine Frau, die klammert. Meine Freiheit ist mir immens wichtig.«
    Durch die halb geöffnete Küchentür konnte Hannah ganze Stapel schmutzigen Geschirrs erkennen. Der Boden sah aus, als sei er seit Wochen nicht mehr gewischt worden, und es roch nach sauer gewordener Milch.
    »Sie waren noch nie verheiratet?«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Nicht, dass es mir an Gelegenheiten gemangelt hätte - das kann ich Ihnen versichern.«
    Und obwohl er ein wahres Ekelpaket war, fürchtete Hannah, dass seine letzte Aussage der Wahrheit entsprach. Sicher gab es viele Frauen, die der Meinung waren, ihn ändern zu können. Deprimierend!
    »Tatsächlich?«
    »Sarkasmus steht Ihnen nicht, meine liebe Hannah. Und falls Ihre Gedanken in eine andere Richtung gehen sollten - ich hege keinerlei Interesse für mein eigenes Geschlecht. Bethany hat es nie geschafft, mich vom Sinn der Ehe zu überzeugen. Ich tue gern Dinge, die mir Spaß machen; eine Ehe aber erschwert eine solche Lebensweise. Die Rückzahlung eines Wohnungsbaudarlehens ist doch weiß Gott Verpflichtung genug.«
    Am liebsten hätte Hannah ihm ins Gesicht geschlagen. Sicher waren im Lauf der Jahre viele Frauen dieser Versuchung erlegen. Aber Hannah brauchte Informationen.
    »Wie endete Ihr Streit mit Bethany?«
    »Ich versprach ihr, sie ein paar Tage später anzurufen. Ich wollte ihr Zeit geben, sich zu beruhigen. Nichts sprach dagegen, Freunde zu bleiben.«
    »Wenn sie solche Angst vor Zurückweisung hatte, war sie doch sicher außer sich. Vielleicht sogar wütend?«
    »Solche Gespräche sind niemals angenehm. Welche feministischen Vorurteile Sie auch immer gegen mich hegen mögen, Hannah: Ich bin kein Monster. Aber unsere Beziehung hatte sich nun einmal totgelaufen. Früher oder später wäre Bethany über mich hinweggekommen. Vermutlich dann, wenn sie jemand anderen kennengelernt hätte.«
    »Erschien Sie Ihnen irgendwie mutwillig? Durchgedreht? Hat sie Sie bedroht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Hannah schaute ihn mitleidig an.
    »Natürlich war sie verstört. An diesem Abend habe ich sie zum Essen ausgeführt, in eine wirklich nette kleine Trattoria, die leider letztes Jahr geschlossen wurde. Bethany glaubte, dass ich mit ihr über einen romantischen Urlaub in Italien sprechen wollte. Aber dann sagte ich es ihr. Sie war kein bisschen unvernünftig. Nur ... unglücklich.«
    Das ursprüngliche Ermittlungsteam hatte mit dem Personal der Trattoria gesprochen. Es war ziemlich laut zugegangen, und Bethany hatte herzzerreißend geweint. Wie ein Kind hätte sie geheult, berichtete einer der Kellner. Allerdings gab es nicht den geringsten Beweis, dass sie Nathan in irgendeiner Form bedroht oder ihm Rache geschworen hätte, und noch viel weniger, dass sie Nathan durch ihr Verhalten zu einem Mord hätte treiben können.
    »Meinen Kollegen haben Sie erzählt, dass Bethany vermutlich Selbstmord begangen habe.«
    »Ich dachte, sie würde über die Trennung hinwegkommen, aber ...«
    »Glauben Sie, sie war so deprimiert, dass sie keinen Sinn mehr in ihrem Leben sah?«
    »Gibt es eine andere Erklärung für ihren Tod? Natürlich hatte Bethany ihre Schwächen - aber eines war sie ganz sicher: absolut harmlos. Welcher vernünftige Mensch hätte ihr also etwas antun sollen?«
    Ben Kind hatte sich die gleiche Frage gestellt. Vielleicht war ja doch alles ein unwahrscheinlicher Zufall. Eine

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