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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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befürchten Sie also, dass er noch irgendwie die Kraft hatte, ein Stück zu laufen, ehe er bewusstlos zusammenbrach?«
    »Oder verblutete.«
    »Aber er lag doch nicht auf dem Gelände von Crag Gill.«
    »Wer weiß, vielleicht ist er ja in eine dunkle Ecke gekrochen. Ich war leider nicht ausreichend ausgerüstet, um im Dunkeln ein paar Tausend Quadratmeter Garten akribisch abzusuchen.«
    »Ich vermute eher, dass er zu einer gemütlichen Bergwanderung aufgebrochen ist, nachdem Louise aus dem Haus gerannt war.«
    »Ohne abzuschließen?«
    »Marc hat vierzehn Tage vor Weihnachten auch vergessen, unser neues Haus abzuschließen. Ich war nicht gerade entzückt, zumal die Polizeibehörde gerade ein Vermögen für eine Kampagne ausgibt, mit der Eigentumsdelikten vorgebeugt werden soll. Aber jeder macht mal einen Fehler. Crag Gill besitzt ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Wagg konnte schließlich nicht wissen, dass es einen Stromausfall geben würde.«
    »Aber er ist Anwalt und damit von Natur aus vorsichtig.«
    »Also ehrlich, da kenne ich ganz andere Exemplare! Haben Sie auch nachgeschaut, ob sein Wagen noch in der Garage steht?«
    Daniel errötete leicht. Hannah vermutete, dass er sich Vorwürfe machte, weil er ein wichtiges Detail übersehen hatte.
    »Er fährt einen Aston Martin DBS. Marc behauptet, dass er schon allein vom Hinschauen ein Schleudertrauma bekommt. Wenn Wagg wirklich nicht mehr leben sollte, dann eher, weil er eine Kurve zu schnell genommen und weniger Glück dabei hatte als Ihre Schwester bei ihrem Unfall.«
    »Okay, Hannah, Sie haben gewonnen. Ich habe nicht richtig nachgedacht.«
    Sie gestattete sich ein Lächeln. »Ihr kleines Geheimnis ist bei mir sicher. Wagg kann Ihnen dankbar sein, dass Sie hinter ihm abgeschlossen haben. Im schlimmsten Fall haben Sie ihn ausgesperrt. Es könnte ja sein, dass er seine Schlüssel vergessen hat, als er aus dem Haus stürmte. Trotzdem dürfte er sich darüber wohl kaum beschweren.«
    »Ich frage mich allerdings noch immer ...«
    »Es gibt etwas, worauf Anwälte ganz versessen sind - und das sind Beweise. Wo ist der Beweis, dass Ihre Schwester Stuart Wagg verletzt hat? Es gibt nicht den geringsten Hinweis. Hätte Sie sich Ihnen in ihrer Verzweiflung über die miese Behandlung nicht anvertraut, wüsste kein Mensch etwas davon. Sollte ihm wirklich etwas passiert sein, gehe ich jede Wette ein, dass es eher daran liegt, dass er oben auf den Langdale Pikes vom Weg abgekommen ist.«
    »Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit vergeudet habe.«
    »Hey, Sie haben doch nicht meine Zeit vergeudet!« Sie beugte sich über den Tisch. »Ich fühle mich ganz mies, weil ich mich nicht mehr bei Ihnen gemeldet habe, als Sie in den USA waren. Ich hätte Ihre letzte Mail beantworten sollen.«
    »Sie arbeiten doch ununterbrochen! Ich war jedenfalls nicht überrascht.«
    »Aber ich wollte wirklich den Kontakt aufrechterhalten. Seit Louise mir erzählt hat, dass Sie wieder im Lande sind, habe ich mir sowieso schon überlegt, ob wir uns nicht einmal wieder treffen sollten.«
    »Und dank Stuart Wagg haben wir es tatsächlich geschafft.«
    »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken besorgen?«
    »Marc wird sich fragen, wo Sie abgeblieben sind.«
    »Glauben Sie mir - er fragt sich höchstens, welches Fertiggericht er in die Mikrowelle packen soll. Ich habe ihm angekündigt, dass es bei mir spät wird. Im Polizeidienst ist so etwas alltäglich, und er ist daran gewöhnt.«
    »Sie sind schon sehr lang zusammen.«
    Beinahe hätte sie gesagt: »Zumindest fühlt es sich so an.«
    Doch die Illoyalität hatte ihre Grenzen. Vorsicht und eine gewisse Neugier legten einen Themenwechsel nahe.
    »Miranda ist also wieder in London?«
    »Wir haben erst vor ein paar Tagen miteinander telefoniert. Der Lebensstil hier im Lake District war einfach nichts für sie. Man kann sie zwar aus London herausholen, aber man wird es nie schaffen, London aus ihr herauszubekommen.«
    »Schade.«
    »Trotzdem bin ich froh, dass sie mir zum Kauf von Tarn Cottage geraten hat. Das Haus gefällt mir einfach, auch wenn Miranda nicht mehr da ist. Für mich ist Tarn Fold eine Art Paradies, sogar mitten im Winter. Diese Stille! Dieser Frieden! Es ist einfach wundervoll, morgens aufzuwachen und absolut nichts zu hören!«
    »Waren Sie nie in Versuchung, in Amerika zu bleiben?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Ich mag Amerika, aber auf Dauer möchte ich nicht dort leben. Ich glaube, ich bin dem Lake District verfallen, aber ich genieße diesen

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