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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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verändernden Bedürfnisse der Touristen im Lake District angepasst. Abgesehen von dem Pub gab es noch eine kleine Brauerei und ein Gourmetrestaurant. Marc hatte sie einmal zum Geburtstag hierher ausgeführt, doch die Preise entsprachen eher den Geldbörsen amerikanischer und japanischer Touristen oder reicher Geschäftsleute mit Zweitwohnsitzen in den schickeren Teilen des Lake District als denen des Besitzers eines Bücherantiquariats.
    Hannah widerstand der Versuchung, ihre Hände am offenen Kamin zu wärmen oder in der Nähe der Tür zum Restaurant den Duft von gebratenem Wild und Perlhuhn zu genießen. In einer Ecke des Raums befanden sich zwei abgetrennte Sitznischen, in denen man sich ungestört unterhalten konnte. Bei leiser Klaviermusik von Debussy im Hintergrund entschied sich Hannah für einen Platz hinter einem Pfeiler. Von hier aus konnte sie jeden sehen, der das Lokal betrat, ohne gleich selbst gesehen zu werden. Im Lake District pflegten sich Gerüchte wie Lauffeuer zu verbreiten. Sie selbst hatte sich schon oft auf das Hörensagen verlassen und war sich des Potenzials bewusst. Und auch wenn sich Lauren noch so salbungsvoll über moderne, technologiebasierte, aufklärungsbewusste Polizeiarbeit ausließ - die Kriminalbeamten verließen sich immer noch lieber auf die gute, alte Gerüchteküche als Grundlage für ihre Aufgaben.
    Daniel kam kaum fünf Minuten zu spät. Als er den Blick suchend durch den Raum schweifen ließ, hob Hannah eine Hand. Mit forschen, athletischen Schritten ging er auf sie zu, und plötzlich hatte Hannah Flugzeuge im Bauch. Dabei war sie der Meinung gewesen, sie hätte ihre Gefühle längst betäubt und unter Kontrolle. Sie hatte geglaubt, dieses alberne Begehren zu den Akten gelegt zu haben, ein Begehren, das sie noch nicht einmal sich selbst gegenüber hatte eingestehen wollen. Aber die Betäubung funktionierte nicht mehr, und sie konnte nichts dagegen tun.
    »Hannah!« Daniel war außer Atem, als wäre er gerannt. »Tut mir leid, aber unterwegs war ein Baum auf die Straße gestürzt.«
    »Kein Problem. Sie sind gar nicht so viel zu spät dran.«
    »Ich kann nicht dafür garantieren, dass ich nicht die eine oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten habe - aber das sollte ich einer Polizistin vielleicht lieber nicht gestehen, oder?«
    »Ich bin schließlich nicht im Dienst.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie so überrumpelt habe.«
    »Gehört zum Service.« Eine viel zu verfängliche Antwort, schalt sie sich, noch während sie es aussprach. Immer wieder brachte er es fertig, dass sie das Erstbeste aussprach, das ihr in den Sinn kam.
    »Was möchten Sie trinken?«
    Sie entschied sich für Limonade und sah ihm nach, wie er an die Bar ging. Das Mädchen am Tresen sah Daniel forschend an und wechselte einige Worte mit ihm, bevor er mit zwei Softdrinks an ihren Tisch zurückkehrte.
    »Das Mädchen kannte Sie aus dem Fernsehen«, sagte Hannah. »Habe ich recht?«
    »Sie studiert Geschichte im ersten Semester und verdient sich hier in den Semesterferien etwas dazu. Und Sie sind eine ausgezeichnete Detektivin«, gab er zurück. »Ich habe Bücher geschrieben, die sich zu Tausenden verkauft haben, aber nie hat mich jemand auf der Straße angesprochen. Wie groß die Reichweite des Fernsehens ist, weiß ich erst, seit ich selbst dort meinen Auftritt hatte.«
    Ein weiterer Hinweis darauf, dass sich angesichts von Daniels Bekanntheitsgrad ihr Treffen in Windeseile herumspräche, falls die Leute sie bemerkten. Hannah lehnte sich ein Stück zurück. Wieder ein Grund mehr für ihre Paranoia.
    »Wahrscheinlich fragen Sie sich längst, warum ich Sie unbedingt sehen wollte.«
    Sie widerstand der Versuchung einer koketten Antwort. »Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    Er runzelte die Stirn und starrte nach unten, als fasziniere ihn die Holzmaserung in der zwischen ihnen liegenden Tischplatte.
    »Stuart Wagg ist verschwunden.«
***
    »Mache ich vielleicht aus einer Mücke einen Elefanten?«, murmelte er zehn Minuten später.
    »Nein«, gab sie leise zurück. »Es war richtig, dass Sie es mir gesagt haben. Aber um Louise brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Selbst wenn sie in einem unbeherrschten Augenblick auf Wagg eingestochen hat, kann sie keinen großen Schaden angerichtet haben. Sie sagten ja selbst, dass Sie in seiner Küche kein Blut gefunden haben und dass auch die Schere nicht fleckig ist.«
    »Aber das muss doch nicht bedeuten, dass er nicht ernsthaft verletzt sein kann.«
    »Dann

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