Zu Staub Und Asche
gescheffelt und seine Angestellten ins Messer laufen lassen?«
»Niemand scheint ihm deswegen so böse gewesen zu sein, dass er ihm ans Leder wollte. Das Geschäft wurde von seinem Vater gegründet, und George hat über fünfundzwanzig Jahre weiter expandiert. Sein Ruf war tadellos, weil er sich nie der üblen Tricks der Branche bedient hat. Heutzutage gibt es massenhaft böse Jungs, die über Strohmänner Immobilien unter Preis erstehen und sie zum regulären Preis weiterverkaufen. Natürlich ist es leicht, so ans dicke Geld zu kommen. George Saffell aber konzentrierte sich auf die qualitative Seite des Marktes und verkaufte riesige Villen mit sieben Schlafzimmern an reiche Säcke aus dem Süden, natürlich gegen eine fette Kommission. Da kam ein gehöriger Batzen zusammen, aber alles blieb moralisch relativ einwandfrei.«
»Relativ?«
»Wäre ich Premierminister, würde ich ein Gesetz auf den Weg bringen, das einheimischen Erstkäufern eine Chance gibt. Ich hasse es, dass Häuser als Anlageobjekt gehandelt werden, während sich Leute aus der Gegend nicht mehr leisten können, dort zu wohnen, woher ihre Familie stammt. Aber das ist nur meine Meinung. Auch wenn jeder behauptet, dass Saffell eine Art Heiliger war, bin ich ehrlich misstrauisch. Sein Sozialleben drehte sich hauptsächlich um den Rotary Club und den Golfplatz, gähn, gähn. Zumindest bis zum Tod seiner ersten Frau. Sie war seine Sandkastenliebe und erfreute sich des schönen Namens Jennifer. Sie haben jung geheiratet und bekamen eine Tochter, Lynsey. Lynsey hat Medizin studiert und lebt heute mit ihrem Mann und ein paar Kindern in Neuseeland. Jennifer starb, kurz nachdem ihre Tochter ausgewandert war, und Saffells heile Welt lag in Scherben.«
»Bis er dann die glamouröse Wanda ehelichte.«
Fern stopfte sich ein Riesenstück gebratenes Brot in den Mund. Ein kurzer Rülpser unterstrich ihre offensichtliche Haltung gegenüber jeglichem Glamour. »Jennifer war angeblich so durchschnittlich wie ihr Name. Beim zweiten Versuch entschied er sich für das Kontrastprogramm.«
»Er muss ein richtiges Schnäppchen gewesen sein. Ein reicher, nicht unansehnlicher Mann, dessen Einsamkeit einer Tragödie und nicht etwa einer Scheidung zu verdanken war.«
»Wenn du es so hinstellst, hätte ich selbst in Versuchung kommen können. Seine langweilige Art und die staubigen alten Bücher scheinen plötzlich keine Rolle mehr zu spielen, wenn ich mir vorstelle, ohne finanzielle Obergrenze shoppen gehen zu dürfen.«
Die Türglocke läutete, als sich die Tür öffnete und Les Bryant und Greg Wharf den Laden betraten. Statt einer Begrüßung nieste Les vernehmlich, aber Greg kam auf ihren Tisch zu und starrte auf Ferns Teller.
»Morgen Ma'am!« Er grinste Fern an. »Schön, eine Kennerin der herzhaften Schweinswurst zu erleben.«
Fern bedachte Gregs unreife Zweideutigkeit mit dem vernichtenden Blick, den er verdiente, biss die Wurst halb durch und kaute heftig und vernehmlich.
»DCI Larter informiert mich gerade über den Fall Saffell«, warf Hannah ein. »Es könnte eine Überschneidung mit unserem Fall geben. Ich werde Ihnen später Bericht erstatten.«
»Aber gern, Ma'am.« Greg grinste sie unverschämt an und gesellte sich mit federndem Schritt zu Les, der bereits in der Schlange stand.
»Frecher Kerl«, sagte Fern. »Aber irgendwie gefällt er mir.«
»Lass lieber die Finger von ihm«, erwiderte Hannah. »Man müsste ihm einen Warnhinweis auf die Stirn kleben; jedermann sagt, dass er nichts taugt.«
»Aber er soll ein guter Kriminalist sein, wie ich gehört habe. Keine Sorge, ich interessiere mich nicht für Männer, die mein Sohn sein könnten. Altersmäßig ist er dir jedenfalls näher als mir.«
»Vielleicht zwei oder drei Jahre. Aber du spinnst wirklich, wenn du denkst, dass einer wie er mich je anmachen könnte.«
»Apropos, wie geht es Marc?«
»Gut. Wir haben Weihnachten bei seiner Familie verbracht.«
»Und da sprecht ihr noch miteinander? Nachdem ich das letzte Mal Weihnachten bei der Familie meines Mannes verbracht hatte, wäre ich beinahe zur Amokläuferin geworden. Und weiter? Besteht die Möglichkeit, dass Marc dich vielleicht in diesem Jahr zu einer ehrbaren Frau macht, nachdem ihr jetzt schon das tolle neue Haus gekauft habt?«
»Lass gut sein, Fern.« Hannah biss eine Ecke des verkohlten Toasts ab und kaute wütend. »Erzähl mir lieber von deiner Hauptverdächtigen.«
»Wanda? Sie hat George kennengelernt, nachdem ihr Unternehmen die
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