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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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einem Informanten?«
    »Nicht ganz.« Beinahe hätte sie ihm gesagt, dass sie mit Daniel Kind verabredet war, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Vielleicht wollte sie nur nicht, dass das Gespräch abschweifte. »Weißt du schon, dass Stuart Wagg tot ist?«
    Er nickte seufzend. »Das ist dann jetzt schon der Zweite, der unter mysteriösen Umständen ins Gras gebissen hat.«
    Ohne es zu wissen, hatte er ihr den Einstieg erleichtert. »Du meinst doch sicher: der Dritte.«
    »Wieso der Dritte?«
    »Bethany Friend zählt ebenfalls dazu.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich Bethany kenne?«
    »Willst du es etwa leugnen?«
    »Was denn leugnen?«
    »Dass du Bethany gekannt hast?«
    Hannah kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie hatte ihn immer wieder auf den Gesichtern von Politikern gesehen, die auf Zeit spielten, während sie nach einer passenden Formulierung suchten, um direkte Lügen zu vermeiden.
    »Nein, das habe ich nie geleugnet.«
    »Aber du hast auch nie gesagt, dass sie für dich gearbeitet hat. Weder als sie starb, noch als wir an Silvester am Schlangenweiher über sie gesprochen haben. Willst du etwa behaupten, du hättest das vergessen?«
    »Ich war traurig, als das mit ihr passierte. Es hat mich wirklich deprimiert. Sie war ein nettes Mädchen, und ich möchte sie gern im Gedächtnis behalten, wie sie war. An ihren Tod mag ich nicht denken.«
    »Mein Gott, Marc! Wir haben den Fall wieder aufgerollt - wäre es da wirklich zu viel verlangt, dass du mir erzählst, was du über sie weißt?«
    »Da gibt es nichts zu erzählen.«
    »Sie war verliebt in dich.«
    Er bleckte die Zähne. »Du hast offensichtlich deine Hausaufgaben gemacht.«
    »Hast du sie gevögelt?«
    »Nein.«
    Sie starrten einander an. Sein Blick blieb standhaft. Hannah beschloss, davon auszugehen, dass er vermutlich die Wahrheit sagte.
    »Okay. Was war dann?«
    »Was willst du sonst noch wissen? Sie war ein süßes Mädchen; trotzdem habe ich keinen Schimmer, warum sie Selbstmord begangen haben könnte oder warum jemand sie umgebracht hat. Zufrieden?«
    »Warum warst du mir gegenüber nicht ehrlich?«
    Er drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Treib es nicht zu weit! Jeder hat sein kleines Geheimnis - auch du!«
    Hannah erstarrte. »Was redest du da?«
    »Wo willst du heute Abend hin? Zu deinen offiziellen Terminen trägst du nie Lippenstift. Eigentlich siehst du eher aus, als hättest du ein Stelldichein mit einem Mann.«
    Hannah unterdrückte einen wütenden Aufschrei und riss ihre Jacke von der Garderobe neben der Tür. Der Reißverschluss klemmte, und als sie daran herumfummelte, sprang der Schieber ganz heraus. Typisch! Alles ging irgendwie zu Bruch.
    Sie schnappte nach Luft. »Wenn du es genau wissen willst - ich treffe mich mit Daniel Kind und mache daraus nicht das geringste Geheimnis. Seine Schwester und er haben Stuart Waggs Leiche gefunden.«
    »Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass du im Fall Stuart Wagg ermittelst!«
    Obwohl er ihre empfindlichste Stelle getroffen hatte, zwang sie sich nach Kräften, ruhig zu bleiben. »Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen Saffell und Wagg und vielleicht sogar mit dem Fall Bethany Friend.«
    »Eine Frau, die vor sechs Jahren gestorben ist?« Seine Stimme wurde laut. Er war ein Meister der vorgetäuschten Empörung und benutzte sie im Streit gern als Waffe, doch in diesem Fall hielt Hannah seine Verblüffung für echt.
    »Sie hat sowohl für Saffell als auch für Wagg gearbeitet. Hat sie auch mit ihnen geschlafen?«
    »So ein Blödsinn! Bethany war einigermaßen konfus, was ihre eigene Sexualität anging. Ganz bestimmt war sie kein Flittchen. Ich halte es für verrückt, Verbindungen zwischen den drei Todesfällen zu suchen.«
    Wanda Saffell ist eine dieser Verbindungen, dachte Hannah. Und bestimmt gibt es noch andere. Aber sie hielt den Mund. Im Grunde hatte sie schon mehr gesagt, als gut war. Der Haken dabei war nur, dass Marc ihr Schweigen als Schwachpunkt auslegte und wild entschlossen versuchte, die Initiative zurückzugewinnen.
    »Los, Hannah! Gib es ruhig zu.«
    Hannah verdrehte die Augen zur Decke. Sie musste dringend verputzt werden, doch so, wie es im Augenblick aussah, würde wohl irgendwann ein anderes Paar diese Arbeit übernehmen.
    »Was soll ich zugeben?«
    »Das ist dein zweites lauschiges Rendezvous mit Daniel Kind innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Worüber habt ihr denn gestern Abend gesprochen? Ihr habt doch Stuart Waggs Tod nicht schon vorausgesehen,

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