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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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angekratzt.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Ich habe ihn für ein paar Sekunden wirklich gehasst. Vielleicht habe ich sogar Hass in mir angesammelt, um ihm wirklich wehzutun. Aber seit sich der rote Nebel verzogen hat, fühle ich mich ganz mies. Als hätte ich ihm den Tod gewünscht.«
    »Trotzdem ist es nicht deine Schuld. Wer immer ihn getötet hat, hat es aus eigenem Antrieb getan.«
    »Niemand verdient, auf eine so schreckliche Weise zu sterben. Gerade für ihn gab es nichts Schlimmeres, als in Kälte und Einsamkeit und ohne Hoffnung auf ein Entkommen in einem engen Raum gefangen zu sein. Du hast ja die steilen Wände des Brunnens selbst gesehen: Er hätte niemals genügend Halt gefunden, um hinaufzuklettern - selbst wenn er nicht am Kopf verletzt und der Brunnen nicht abgedeckt gewesen wäre. Seine Klaustrophobie muss alles noch schlimmer gemacht haben. Noch nicht einmal im eigenen Büro nahm er den Aufzug - er lief immer die Treppen hoch. Ich kann nur beten, dass er nicht mehr bei Bewusstsein war, als man ihn in den Brunnen geworfen hat. Wenn nicht, dann hat er entsetzlich gelitten.«
    »Jemand muss ihn wirklich abgrundtief gehasst haben.«
    »Unmöglich. Niemand hasste Stuart.«
    »Spinnst du? Hör mal - wo er so vielen auf die Zehen getreten ist!«
    »Schon richtig, aber immer, wenn er jemandem etwas Übles antat, schaffte er es, sich herauszuwinden und den Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Ich habe es oft genug miterlebt. Eine Entschuldigung, eine aberwitzig großzügige Geste, die sein schlechtes Gewissen beweisen sollte - er war einfach genial, was seine Schuldbekenntnisse anging. Er brachte es immer fertig, sich versöhnlich zu zeigen. Und er war nie nachtragend.«
    Plötzlich hatte Daniel wieder das Bild des toten Stuart Wagg vor Augen. Er musste lernen zu vergessen - sonst würde ihn diese Szene Nacht für Nacht ebenso verfolgen wie Aimées Sprung vom Turm.
    »Aber irgendwer scheint ihm etwas nachgetragen zu haben.«
    Bevor Hannah das Büro verließ, sprach sie noch mit Fern Larter. Die Führungsriege hatte es sich leicht gemacht und Fern kurz entschlossen den Fall Stuart Wagg ebenfalls zugeteilt. Nicht nur, weil möglicherweise ein Zusammenhang mit dem Tod von George Saffell bestand, sondern auch, weil der Virus alle anderen infrage kommenden leitenden Beamten außer Gefecht gesetzt hatte.
    Die einzige Verletzung, die der Leichnam aufwies, war eine Schürfwunde an der Schulter. Damit war Louise Kind aus dem Schneider. Das war zwar nicht weiter überraschend, doch zumindest brauchte sich Daniel diesbezüglich keine Sorgen mehr zu machen.
    Fern hatte sich vorgenommen, am folgenden Morgen mit der Befragung von Stuart Waggs Partnern zu beginnen, doch Hannah mutmaßte, dass Raj Doshi und die anderen zusammenhalten und mauern würden. Sie berichtete kurz zusammengefasst von ihrer Anhörung in Ambleside, ohne allerdings zu erwähnen, was Wanda über Marc gesagt hatte. Sie wollte lieber erst selbst mit ihm reden und seine Sicht der Dinge in Erfahrung bringen.
    »Wanda hat nicht nur mit Bethany Friend zusammengearbeitet«, grübelte Fern, »sondern sie war mit einem der Toten verheiratet und hat auf der Party des anderen eine Szene gemacht.«
    »Aber warum hätte sie Stuart Wagg töten sollen?«
    »Weiß der Himmel!«
    »Glaubst du, dass es wichtig sein könnte, dass Bethany sowohl für George als auch für Stuart gearbeitet hat?«
    »Unwahrscheinlich.« Fern runzelte die Stirn. »Ich sehe dir zwar an, dass du nicht meiner Meinung bist, aber denk doch mal nach! Bethany war Zeitarbeitskraft. Die Kanzlei und die Agentur befanden sich in unmittelbarer Nähe ihrer Arbeitsstätte. Es wäre mindestens ebenso überraschend gewesen, wenn sie nicht bei ihnen vorstellig geworden wäre.«
    »Sowohl Saffell als auch Wagg waren keine Kostverächter, wenn es um hübsche junge Mädchen ging. Möglicherweise haben sie ihr Glück bei Bethany versucht.«
    »Selbst wenn - würde uns das irgendwie weiterbringen?« Fern schüttelte den Kopf. »Eher nicht. Aber ich verspreche dir, wenn es irgendwelche heimlichen Affären gegeben haben sollte, werde ich es herausfinden.«
    Im Lake District war es schwierig, Geheimnisse zu bewahren, dachte Hannah, als sie in die Lowbarrow Lane einbog. Ein Kriminalbeamter musste eigentlich nur die richtigen Fragen stellen. Cumbria bestand aus so vielen kleinen, eng miteinander verwobenen Gemeinden, dass irgendwer immer seine Nase tiefer in die Angelegenheiten anderer Leute steckte, als eigentlich

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