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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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keine Angst, die sie vor der Tür des Violetten Raumes innehalten ließ. Margle war zwar tot, doch sie verspürte einen Drang, ihm dennoch zu gehorchen.
    »Hast du es dir anders überlegt?«, fragte Yazpib. »Das ist gut. Denn du solltest da wirklich nicht reingehen.«
    Nessy legte die Hände gegen die Tür. Sie spürte nichts von der Gefahr, die sie von Der Tür Am Ende Des Flurs ausgehen gespürt hatte, und das überraschte sie keineswegs. Würde ein guter Dämon seine Dunkelheit nicht verbergen? Es machte die Verführung sehr viel leichter.
    Sir Thedeus, der sich an ihre Schulter klammerte, flüsterte: »Wenn düs dir überlegst, Mädel, würde keiner schlecht von dir denken.«
    »Hol die Kette.«
    Der Flughund flatterte zu dem Wagen, schnappte sich einen langen, dolchartigen Zahn an einer Kette und ließ sie um ihren Hals gleiten.
    »Bist du sicher, dass sie das schützen wird, Zauberer?«
    »Ein Zahn vom Körper des Dämons selbst müsste ihn davon abhalten, sie körperlich zu verletzen.« Er runzelte die Stirn mit dümpelnden Augen. »Aber bei Dämonen sind es nicht die körperlichen Bedrohungen, um die man sich Sorgen machen muss. Man hat Glück, wenn sie einen töten.«
    Nessy hielt den Reißzahn mit beiden kleinen Händen. Er war so lang wie ihre Schnauze. Aber sie war fest entschlossen. Und griff nach der Türklinke.
    Yazpib brodelte. »Warte. Wenn du schon darauf bestehst, das zu tun, dann lass mich dir wenigstens ein paar Ratschläge geben.«
    »Ich dachte, du wüsstest nichts über Dämonen.«
    »Ich verstehe schon ein bisschen was davon. Nur ein bisschen.« Er sammelte seine Gedanken. »Ich erinnere mich hauptsächlich daran, dass Dämonen nie etwas umsonst tun. Falls er dir also tatsächlich hilft, und ich wäre überrascht, wenn er es täte … aber falls er es tut, dann wird er auch irgendeine Art von Bezahlung von dir verlangen. Und was auch immer er verlangt, gib es ihm nicht. Denn es wird zwar vollkommen harmlos erscheinen, aber das wird es nicht sein.«
    »Aber du hast mir doch gerade gesagt, er würde mir nicht helfen, wenn ich ihm nicht etwas gebe«, wandte Nessy ein.
    »Ja, aber egal, was er als Erstes verlangt, gib es ihm nicht.«
    »Okay, dann gebe ich ihm das Zweite.«
    Yazpib lachte trocken auf. »Oh, ich weiß jetzt schon, dass das keine gute Idee ist. Du kannst ihm seine zweite Forderung nicht erfüllen. Denn die wird sogar noch harmloser erscheinen, aber sie wird tatsächlich noch gefährlicher sein.«
    »Dann macht sie also, was er als Drittes will?«, fragte Sir Thedeus.
    »Bist du verrückt? Das Dritte wird zwar weniger tückisch sein als das Zweite, aber noch schlimmer als das Erste.«
    »Dann soll sie also machen, was er als Viertes verlangt?«
    »Natürlich nicht! Nicht, wenn ihr ihr Leben und ihre unsterbliche Seele etwas bedeuten.«
    »Was soll sie denn dann tun?« Sir Thedeus’ Stimme wurde piepsig vor Ärger.
    »Sie soll gar nicht erst da reingehen.« Seine Augen wirbelten nervös um sein Gehirn herum. »Du musst wissen, Nessy, dass mein Bruder grausam und hinterhältig war. Aber du bist so praktisch veranlagt, zuverlässig und direkt. Bewundernswerte Charakterzüge, außer wenn man einen Tausch mit einem Dämonenherrscher eingehen muss. Aber ich kann auch erkennen, dass du stur bist, wenn du einmal eine Entscheidung getroffen hast. Also sei bitte vorsichtig.«
    »Ja, Mädel. Wie sollen wir denn sonst ohne dich unsere Flüche brechen?«
    »Ist das alles, worum es dir geht? Dieses tapfere Wesen ist dabei, sich in Gefahr zu bringen, und du denkst nur an deinen Fluch.«
    Sie fingen an, sich zu zanken, aber Nessy hörte nicht zu. Sie streichelte das Horn des Nurgax’, befahl ihm, hierzubleiben und betrat den Violetten Raum. Klickend schloss sich die Tür hinter ihr. Das Nurgax jaulte leise.
    »Viel Glück, Nessy, Mädel.«
    Yazpib schoss mit solcher Wucht einen angewiderten Blick auf Sir Thedeus ab, dass die Augen fast aus seinem Glas sprangen und auf den Boden rollten. »Ja. Viel Glück, wahrhaftig.«
     
    * * *
     
    Der Violette Raum war gar nicht violett. Er war pechschwarz. Nessy fürchtete die Dunkelheit aber nicht. Sie besaß die Gabe, auch blind herumlaufen zu können. Wenn man sie in eine unbeleuchtete Kammer voller Gefahren und mit nur einem Ausgang steckte, hätte sie in den meisten Fällen den Weg nach draußen und in die Sicherheit gefunden. Manchmal schloss sie die Augen und rannte so schnell sie konnte durch das Schloss. Nur, um in Übung zu bleiben, sollte sie

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