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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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ein Teppichboden lag, und er behielt das ganze Jahr über eine angenehm milde Temperatur bei. Mehrere Wasserspeier schmückten die Regale, zu reinen Dekorationszwecken und fluchfrei. Außerdem hing ein toter Mann von einem Lüster neben dem Bereich, der zum Lesen vorgesehen war.
    Der Gehenkte würgte einen Gruß heraus, als sie eintraten. Er konnte nur deutlich sprechen, wenn er sich die Mühe machte, sich aus seiner Schlinge hochzuziehen. Aber seine Arme waren welk und mumifiziert und er plagte sich normalerweise nicht mehr damit ab.
    Nessy war besonders stolz darauf, dass die Regale tadellos aufgeräumt waren. Sie in Ordnung zu halten war nie das Problem gewesen. Sie erst einmal in Ordnung zu bringen hatte die wahre Herausforderung bedeutet. Margle stellte niemals etwas an seinen richtigen Platz, und er hatte einen kleinen Berg von verlegten Büchern gehabt. »Räum die auf. Mach es schnell, und wenn ich auch nur ein Buch am falschen Ort finde« - er hatte auf den Gehenkten gedeutet -, »knüpfe ich dich neben dem letzten Schwachkopf auf, der dämlich genug war, einen Nekromantie-Leitfaden in die Aichemieabteilung zu stellen.«
    Es war ihre erste Aufgabe in seinem Dienst gewesen, und als sie damit fertig war, hatte Margle ihr das erste und einzige Kompliment in der ganzen Zeit ihrer Beschäftigung bei ihm gemacht. »Hat ja lange genug gedauert, Straßenköter.« Es waren weniger die Worte, sondern mehr sein Lächeln, das sie als Lob betrachtete. Auch wenn es weniger ein Lächeln als eher ein zufriedenes Knurren war.
    Nessy fragte den Gehenkten nach dem besten Buch über Monster. Er zog sich lange genug hoch, um ausspucken zu können: »Stokers Verzeichnis der Entsetzlichkeiten.«
    »Danke.«
    Er würgte ein ersticktes »Gern geschehen« heraus.
    Nessy ging zu den Zoologie-Regalen und fand den Text. Aus irgendeinem Grund liebten Zauberer riesige Bücher: nicht nur dicke, sondern absurd proportionierte. Weil sie so klein war, musste sie das Buch auf ihrem Rücken zum Lesebereich tragen. Sie legte es mit einem dumpfen Aufprall ab. Mit einiger Mühe stemmte sie den abgenutzten Ledereinband auf und fuhr mit dem Finger über das Inhaltsverzeichnis.
    Das Buch knallte zu und klemmte beinahe ihre Hand ein.
    »Ich hätte dich warnen sollen«, haspelte der Gehenkte. »Es wird nicht gern gelesen. Und es ist manchmal ein bisschen langatmig.«
    »Bin ich nicht!«, rief das Buch.
    Der Gehenkte sah aus, als wolle er diskutieren, aber seine Arme versagten, also zuckte er nur die Achseln.
    Das Buch räusperte sich, auch wenn ihm zum Räuspern theoretisch eine Kehle fehlte. »Professor Stoker, größter Monsterkenner der ganzen Welt, zu Ihren Diensten, Sir.«
    »Sie ist weiblich«, sagte Morton.
    Stokers Seiten bebten. »Natürlich. Ich hätte es besser wissen müssen. Der weibliche Kobold hat größere Ohren, dichter beieinanderstehende Augen und - dürfte ich Ihre Zunge sehen? Ach ja, blau gesprenkelt. Bitte vergeben Sie mir den Irrtum. Ich kann Ihnen versichern, niemand auf dieser Welt weiß mehr über die untermenschliche Flora und Fauna als ich. Aber mein Spezialgebiet sind gefährliche und widerwärtige Bestien, keine so harmlosen Kreaturen wie Sie. Damit möchte ich Ihre Spezies nicht herabsetzen, meine Liebe, aber selbst Sie müssen doch zugeben, dass Kobolde nicht die bedrohlichsten aller Kreaturen sind.«
    »Langatmig ist noch untertrieben«, flüsterte Morton in Nessys Ohr.
    Olivia, die auf Nessys anderer Schulter thronte, stimmte ihm zu: »Belegbare Bewunderung für seine bloße Bassstimme.«
    Nessy unterbrach sie. »Entschuldigen Sie bitte, aber wir müssen ein Monster identifizieren.«
    Stoker räusperte sich wieder. »Gewiss doch, Miss. Sie werden keinen größeren Experten in der Erforschung von Monstern, Bestien, Kreaturen und Gräueln finden, seien sie nun Zweibeiner, Vierbeiner oder Sechsbeiner.«
    Olivia ließ den Kopf hängen. »Meine Resistenz gegen mein Ruhebedürfnis reduziert sich.«
    Nessy versuchte, das Buch zu öffnen, doch es blieb zu. »Das brauchen wir nicht«, murmelte es zwischen fest zusammengekniffenen Seiten. »Ich kann Ihnen alles, was Sie wissen wollen, schneller sagen, als Sie es selbst finden könnten. Beschreiben Sie es einfach.«
    »Ich würde tun, was er sagt«, spuckte der Gehenkte. »Es wäre einfacher.«
    Stoker murrte: »Ich habe den größten Teil meiner Zeit auf diesem Regal verbracht. Ich denke, es ist nicht zu viel verlangt, dass man mir erlaubt zu sprechen, wenn ich es

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