Zu viele Flueche
lange ich schon in dieser violetten Zelle herumflattern muss?«
Also war der Violette Raum wirklich violett. Auch wenn man wohl die Augen eines Dämons brauchte, um es in dieser Dunkelheit sehen zu können.
»Nein.«
»Ich auch nicht. Die Zeit und ihr Vergehen bedeutet mir nichts, weil ich immer war und immer sein werde. Aber das ist kein Segen. Jede Stunde hier drin ist für jemanden wie mich wie ein Jahr. Jede Minute eine Ewigkeit in sich.« Das Glühwürmchen kletterte Nessys Hals hinab und setzte sich auf ihre Schulter. »Zahllose Ewigkeiten der Einsamkeit, in denen ich darauf warte, dass Margle zu Besuch kommt und etwas von mir verlangt, Ewigkeiten, in denen ich ihm zuhören muss, wie er redet und redet und redet. Ach, Dämon, ich will das. Ach, Dämon, teile mir deine Geheimnisse mit. Vergiss nie, Dämon, dass ich dich vernichten kann. Vergiss nie, ich kenne deinen wahren Namen. Als ob er mich gelassen hätte.« Sie flüsterte in Nessys Ohr. »Als ob ich könnte.«
Die Flamme des Glühwürmchens loderte zu einem langen, weißen Schwanz auf. Es flog in flüchtigen Mustern durch die Luft, sein Schweif malte in lebendigen Leuchtspuren ein vergängliches Gemälde in die Schwärze. Von Margles langem, schmalem und höhnischem Gesicht. Die Dämonin heulte und schickte damit ein Zittern durch sämtliche Haare an Nessys pelzigem Körper. Margles Bild verzog sich zu einem gequälten Schrei, bevor es sich auflöste. Das einzige Licht war jetzt wieder der zarte Schwanz des Glühwürmchens, der in einem warmen und sanften Blau glühte.
»Aber genug von mir. Auch wenn ich es zu schätzen weiß, dass du mir dein Ohr leihst. Eines Tages werde ich meine Rache bekommen, aber nicht heute. Heute sprechen wir über dich. Darüber, was du willst. Darüber, wie ich dir helfen werde.« Das Feuer nahm eine kalte, purpurrote Färbung an. »Und wie du mir helfen wirst.«
Nessy schluckte ihr Unbehagen hinunter. Sie hatte keine Zweifel, dass die Dämonin sie noch als Insekt ganz leicht töten konnte. Sie umklammerte ganz fest den Zahn, der sie beschützte.
»Was willst du?«, fragte Nessy.
»O nein. So funktioniert das nicht. Zuerst musst du deine Bitte vorbringen. Dann nenne ich dir den Preis. Dann verhandeln wir, bis wir eine Vereinbarung finden, die uns beiden angemessen erscheint. Und wenn das nicht möglich ist, verzehre ich ganz einfach deine Seele.«
Nessy wich zurück.
Das Glühwürmchen kicherte. »Ich scherze, Nessy.
Du kannst jederzeit gehen, kannst mich jederzeit zurücklassen und den Violetten Raum nie wieder betreten. Warum sollte ich dir etwas tun und mich damit selbst meiner Einsamkeit überlassen? Wie könnte ich dich verletzen, so ein süßes, entzückendes, leckeres Mädchen? Der Vorteil liegt ganz auf deiner Seite, wie man deutlich sehen kann.«
»Du versuchst, mich hereinzulegen.« Nessy wusste nicht, warum sie das sagte. Sie merkte nur, dass sie die Neigung hatte, das zu sagen, was sie dachte.
»Ich versuche nicht, dich hereinzulegen. Noch nicht. Ich werde es tun, wenn der Handel in einer Sackgasse steckt. Das wissen wir beide, und ich werde dich nicht beleidigen, indem ich es leugne. Aber der Handel muss trotzdem abgeschlossen werden, und das wird er nicht, bis du mir sagst, was du brauchst.« Der Dämon flog nahe an Nessys Augen heran, und obwohl es schwierig war, im Gesichtsausdruck eines Käfers zu lesen, meinte Nessy, ein gefährliches Lächeln auf dessen Mundwerkzeugen zu sehen. »Dann können wir mit den Betrügereien anfangen.«
Nessy machte einen Schritt rückwärts. »Im Schloss gibt es einen Höllenhund.«
Das Glühwürmchen flitzte herum. »Der Höllenhund ist frei, losgelassen, um alle unangemessen verstorbenen Dinge zu verschlingen, die herumstreunen.«
»Du wusstest es also?«
»Ich weiß viele Dinge. Hatten wir das nicht schon mal? Geheimnisse sind meine Berufung, genau wie das Schloss zu hüten deine ist. Ich habe den Höllenhund hergebracht. Auf Margles Befehl hin und obwohl ich ihm davon abgeraten hatte. Sie sind sehr schwer im Zaum zu halten.«
»Kannst du ihn auch wieder zurückschicken?«
»Wenn es doch nur so einfach wäre, Nessy. Wäre es doch nur so einfach! Aber ich habe nur Kontrolle über die Bestie, wenn sie sich in meiner Gegenwart befindet. Wenn du sie zu mir bringen könntest, könnte ich sie zurück verbannen - dorthin, woher sie gekommen ist. Wenn ich aus meinem eigenen Gefängnis befreit wäre, könnte ich sie für dich aufspüren und wegschicken. Aber keines von
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