Zu viele Flueche
Tür hinter sich. Das Glühwürmchen schwebte schweigend eine oder zwei Minuten iii der Luft, vielleicht auch eine Stunde oder drei. Manchmal war das so schwer zu sagen.
Die Tür ging wieder auf, doch Nessy setzte keinen Fuß hinein. Sie warf einen Klumpen Kohle über die Schwelle.
»Danke, Nessy.«
»Gern geschehen, Dämon.«
»Und denk daran, sei vorsichtig mit dem Höllenhund. Es würde mir wirklich leidtun, wenn dir etwas passierte.«
Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken.
Das Glühwürmchen schwebte über der Kohle. »Was für ein liebenswertes Geschöpf. Ich könnte sie wirklich mögen.«
Ein zweites Licht leuchtete neben ihr auf. »Binde dich nicht zu sehr an sie. Wenn die Zeit kommt, wird sie sehr wahrscheinlich versuchen, sich mir in den Weg zu stellen.«
Ein drittes Insekt leuchtete auf. »Wirklich schade. Hätte ich ein Herz, dann würde es jetzt schwer werden.«
»Was für ein Glück für mich«, sagte ein viertes, »dass ich keines habe.«
Eines nach dem anderen verscheuchten tausend Glühwürmchen die Dunkelheit. Das Flügelschlagen des Schwarms schwoll zu einem Tosen an.
Geschlossen löschten die Glühwürmchen ihre Lichter. Ihr Grollen verklang. Der Violette Raum war wieder dunkel. Und in dieser Dunkelheit kicherte leise ein Dämon.
SIEBEN
Viele Jahrhunderte zuvor, in einem Königreich, das schon lange aus der Erinnerung verschwunden war, » hatte es einen Bruch zwischen dem Land der Lebenden und dem Reich der Verdammten gegeben. Monster aus der Unterwelt schwärmten ins Reich der Guten aus und drohten, es zu zerschlagen. Und von dort aus vielleicht den ganzen Rest der Welt. Aber diese entsetzliche Zerstörung ereignete sich wegen einer Zauberin und eines Schmiedes doch nicht.
Der Schmied schuf ein Schwert von solch erlesener Schönheit und makelloser Handwerkskunst, wie er später kein zweites mehr würde herstellen können. In diesem Wissen betrat er nie wieder eine Schmiede. Die Zauberin versah das Schwert mit all ihrer Magie, legte all ihre Macht in einen ewigen Zauber. Dann setzten sich der Schmied und die Zauberin zur Ruhe, züchteten Schafe und warfen fette, glückliche Kinder in die Welt. Aber nicht, ohne das Schwert vorher einem würdigen Krieger zu übergeben und ihn loszuschicken, die Welt zu retten.
So bewaffnet schlug der Krieger die Dämonen tatsächlich zurück, trieb sie wieder in ihre Hölle und versiegelte das Portal. Das Königreich war zwar gerettet, doch es gab immer noch Ungerechtigkeiten auszuräumen und böse Kreaturen zu vernichten. Der Krieger hielt an dieser noblen Aufgabe fest, bis er schließlich tödlich verwundet wurde. Sterbend trieb er seine Waffe in einen Felsblock ganz in der Nähe und sprach seine Prophezeiung.
»Ich versenke diese Klinge in diesen Stein, und hier soll sie bleiben, bis ein Held von Mut und Ehre, stark an Leib, erfahren im Kampf, der das Böse in all seinen Formen hasst, sie wieder herausziehen wird.«
Und dann starb er.
Und das Schwert wartete. Männer kamen, um seinen Wert zu testen: Ritter und Barbaren, Mörder und Paladine, Könige und Bauern. Tausende wurden für unwürdig befunden, aber im Lauf der Zeit fand sich dann doch eine verdienstvolle Hand. Und die Waffe wurde aus dem Stein gezogen, um ihren endlosen Kampf gegen das Böse fortzusetzen.
Doch auch wenn das Schwert unvergänglich war - seine Trägerin war es nicht. Diese zweite großartige Kriegerin wurde erschlagen, während sie knietief im schwarzgrünen Blut einer Dämonenlegion stand.
Doch noch bevor sie starb, trieb sie das Schwert in einen Baumstumpf ganz in der Nähe.
»Ich versenke diese Klinge in diesen Stumpf, und hier soll sie bleiben, bis ein Held von Mut und Ehre, stark an Leib, erfahren im Kampf, der das Böse in all seinen Formen hasst, sie wieder herausziehen wird.«
Dann starb sie.
Und das Schwert wartete. Irgendwann kam ein neuer Held, und die Waffe wurde aus dem Baumstumpf gezogen. Noch mehr epische Schlachten wurden ausgefochten. Noch mehr Dämonen wurden vernichtet. Helden starben. Das Schwert wurde immer wieder aufs Neue versenkt und herausgezogen. Bis eines schicksalhaften Tages sein letzter sterbender Held es wieder einmal in das nächstbeste Objekt stieß.
»Ich versenkte diese Klinge in diesen … Kohlkopf? O verdammt!« Und dann starb er.
Bald darauf bemächtigte sich Margle des Schwerts Im Kohl. Alle Versuche, seine heilige Magie zu missbrauchen, scheiterten. Also schlief das Schwert.
Und das Schwert wartete.
* *
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