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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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    Margles Waffenschrank war eigentlich eher ein Museum. Der Zauberer konnte wenig mit Schwertern und Speeren, Rüstungen und Schilden anfangen, aber er hatte schon immer gern um des Sammeins willen gesammelt. Seine Waffensammlung war höchst beeindruckend- in einem eigenen Flügel untergebracht, neben seinen angehäuften Schätzen und der Kunsthalle. Selbst für die hingebungsvolle Nessy war es zu viel, alles poliert auf Hochglanzniveau zu halten. Dafür hatte Margle einen Silbergnom geschaffen.
    Sein Name war Gnick, und er war nicht verflucht. Nicht im eigentlichen Sinne. Aber wie jeder Silbergnom war er verpflichtet, jedem Hausherrn zu helfen, der ihm ein Stück Brot, ein Glas Wein und ein Strohlager anbot. Als Gegenleistung für diesen Hungerlohn war er gezwungen zu polieren, zu polieren und zu polieren. Das war der Kodex aller Silbergnome. Er durfte seinen Lohn, so mager er auch war, erst erhalten, wenn er fertig war. Und er war niemals fertig, denn es wären hundert emsige Gnome nötig gewesen, um jede Waffe, jedes Stück Rüstung und jeden Schild gleichzeitig zum Glänzen zu bringen. Also hatte sich Gnicks Brot auf seinem Teller in Schimmel verwandelt. Sein Wein war zu Essig geworden. Und sein Strohlager blieb unberührt. Und Gnick, der also niemals aß, niemals trank und niemals schlief, sondern nur polierte, war sehr, sehr schlecht gelaunt.
    Als Nessy, Sir Thedeus und das Nurgax in der Waffenkammer ankamen, war Gnick gerade ins Polieren einer angelaufenen Rüstung vertieft. Sie begrüßte ihn mit einem fröhlichen Hallo, aber er war zu beschäftigt, um zu antworten. Einen finsteren Blick warf er ihr allerdings doch zu.
    Es gehörte zu ihren Grundsätzen, zu allen Bewohnern des Schlosses freundlich zu sein, gleichgültig, wie gereizt sie waren. Größtenteils hatten sie gute Gründe. Sie wartete höflich, bis er mit der Rüstung fertig war, und fragte ihn dann nach dem Weg, bevor er mit der Lanze daneben begann.
    »Entschuldige bitte, aber ist das Schwert Im Kohl immer noch links? Oder hat Margle es wieder woanders untergebracht?«
    Gnick spuckte auf die Lanze. Nichts ließ Stahl so schön glänzen wie Gnomspucke. »Nein. Immer noch links.«
    »Danke.«
    Bevor sie einen Schritt machen konnte, sprang ihr Gnick in den Weg.
    »Du willst doch wohl nichts anfassen, oder?«
    »Nur das Schwert Im Kohl.«
    Gnick sah sie finster an und gab sich die größte Mühe, drohend auszusehen. Aber er war sehr dünn, sehr müde und ungefähr einen Fuß kleiner als sie. Deshalb wirkte es nur verdrießlich. Wie alle Feen war er unsterblich, aber Jahrzehnte ununterbrochener Arbeit - ohne Mahlzeiten, ohne Pausen - hatten ihren Tribut gefordert. Er hatte seine gnomenhafte Rundlichkeit und die Sprungkraft seines Bartes verloren.
    »Warum willst du nicht gleich mit deinen fettigen Fingern über alle Klingen reiben, wenn du schon mal dabei bist?«, grummelte Gnick. »Das würde auch gar nichts mehr ausmachen, so wie du haarst. Letztes Mal, als du hier warst, sind hier noch wochenlang überall Haare rumgeflogen.«
    Nessy fand seine Konsternierung ein kleines bisschen fehlgeleitet. Sie haarte vielleicht ein wenig, ja, aber sie konnte den Schaden, der darin bestand, nicht erkennen. Gnicks Aufgabe war endlos, und ein Schmierfleck hier und ein Haar dort konnten seinen Dienst nicht noch immerwährender machen. Aber sie schob solch logische Argumente beiseite, weil sie ganz genau wusste, dass seine Laune nichts mit ihr zu tun hatte.
    Sir Thedeus war da weniger höflich. »Geh aus dem Weg, du Wichtel. Wir haben wichtige Sachen zu erledigen.«
    »Und du, du kleine fliegende Pelzkugel, wenn ich auch nur einen einzigen Köttel in meiner Waffenkammer finde, dann …«
    »Ich hinterlasse keine Köttel!« Der Flughund beugte sich auf Nessys Schulter vor. »Ich habe niemals Köttel hinterlassen! Auch wenn ich in diesem Fall womöglich bereit wäre, eine Ausnahme zu machen.«
    Gnick schob seinen spitzen Hut in den Nacken. »Das würdest du nicht wagen.«
    »Oh, ich weiß auch nicht. Heute Morgen hatte ich grad Mango. Vertrag ich irgendwie nie so recht, diese Mangos.« Er grinste und entblößte seine winzigen Eckzähne.
    Nessy schritt ein: »Ich verspreche, wir fassen nichts an - außer dem Schwert Im Kohl. Und ich werde mein Bestes tun, das Haaren meiner Haare einzuschränken.«
    »Und der Flughund?«
    »Ach, na gut. Keine Köttel. Du hast mein Wort als Ehrenmann.«
    Gnick schnaubte. Nessy hatte den Verdacht, er stelle Sir Thedeus’ Fähigkeiten

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