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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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schloss seine winzigen Fäuste um den Griff. »Tut mir leid«, sagte das Schwert. »Nicht mal annähernd.«

ACHT
     
    Nessy kam nur selten in die Eingangshalle. Es gab keine Monster darin, keinen einzigen fluchbelegten Bewohner, eigentlich überhaupt nichts - außer einem langen, abgetretenen Teppich. Außerdem gab es wenig, das gepflegt werden musste. Abgesehen von dem Teppich war die Halle leer. Margle hatte die Vordertür nie benutzt, und er hatte auch niemals Besucher gehabt. Nessy selbst hatte die Tür nur ein einziges Mal benutzt, als sie sich für ihre Anstellung beworben hatte. Danach war sie geschlossen und verriegelt worden, und seither hatte sie sie nie wieder offen gesehen.
    Sie erkannte die Türklingel nur, weil sie sie am ersten Tag selbst benutzt hatte. In den Jahren seither war sie still gewesen. Obwohl Nessy nie besonders neugierig gewesen war, faszinierte sie ihr gedämpftes Dröhnen. Auf dem langen Weg zur Eingangshalle schwieg die Klingel ein oder zwei Minuten, bevor sie weiterläutete.
    Der Eingangsbereich war ein kleiner Raum, den seine hohe Decke und Kargheit höhlenartig erscheinen ließen. Heute war er allerdings voller Schlossbewohner, die alle genauso neugierig wirkten wie Nessy. Die Versammlung von Nagern, Vögeln, Reptilien, Feen und anderen seltsamen Kreaturen (inklusive ein oder zwei Geistern) tobte.
    »Wer ist das? Wer kann das sein?«, fragte eine kleine weiße Wolke.
    »Es ist Margle!«, schrie eine Boa Constrictor. »Es ist Margle, und er ist gekommen, um uns alle umzubringen! Er will Rache üben!«
    »Aber wir haben ihn nicht umgebracht«, stöhnte ein Gespenst mit bebender Stimme. »Es ist nicht unsere Schuld.«
    »Als ob das etwas ausmachen würde«, sagte eine kräftige Ratte. »Zauberer definieren sich über ihre unverhältnismäßige Rache. Würde mich nicht überraschen, wenn er uns alle in Nacktschnecken verwandelte.«
    »Das nehme ich übel«, erwiderte eine Nacktschnecke.
    »Warum sollte er die Vordertür benutzen?«, fragte eine Schnake, obwohl keiner sie hörte.
    »Eine Nacktschnecke zu sein ist nicht das Schlimmste, was einem passieren kann«, sagte die Nacktschnecke.
    »Du bist schleimig und eklig«, konterte die Ratte. »Du verfügst nicht einmal über die Würde, die ein Schneckenhaus verleiht.«
    »Immerhin bin ich nicht krank.«
    »Das ist doch ein Märchen! Die Flöhe sind krank, nicht ich!«
    »Wie könnt Ihr es wagen, Sir!«, schrie ein Floh, der es sich auf der Schulter der Ratte bequem gemacht hatte.
    »Ist doch wenig sinnvoll, wenn er die Vordertür seines eigenen Schlosses benutzt«, sagte die ungehörte Schnake. »Selbst wenn er von den Toten zurückgekommen ist.«
    Nessy bellte ein paar Mal, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es dauerte eine Weile, bis die Versammlung verstummte.
    »Was willst du tun?«, fragte die Wolke.
    »Ich sehe nach, wer es ist«, sagte Nessy. »Und jetzt seid bitte still.«
    »Wenn es Margle sein sollte«, flüsterte die Ratte, »dann lass ihn nicht rein. Ich will keine Nacktschnecke sein.«
    Die Nacktschnecke, deren Bedarf an Beleidigungen gedeckt war, stürmte aus dem Raum, so schnell sie es auf ihrem einzelnen Fuß schaffte. Sie war schon über einen Zentimeter weit gerannt.
    »Und selbst wenn er die Vordertür benutzen würde«, dachte die Schnake laut, »glaube ich nicht, dass er klingeln würde. Wahrscheinlich würde er einfach direkt hereinkommen.«
    Bethany, die Todesfee, wehklagte: »Pass auf, wohin du trittst, Nessy! Du wirst stolpern und dir das Schienbein zerschrammen!« Ihre kreischende Stimme erfüllte den ganzen Raum, und alle hielten sich die Ohren zu. Zumindest die, die das konnten. »Zerschraaammmmteeees Schiiiiieeeenbeeeeiiiiin!«
    »Danke, Bethany. Und jetzt sei bitte still.«
    Die Todesfee zuckte die Achseln. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Sir Thedeus klammerte sich an Nessys Schulter. »Meinst du, es ist eine gute Idee, die Tür zu öffnen?«
    »Es klingelt schon seit zwanzig Minuten. Wer auch immer da draußen stehen mag, er wird wahrscheinlich nicht weggehen. Vielleicht ist es nur ein fahrender Musikant, der sich ein paar Münzen verdienen will. Oder ein fliegender Stiefelhändler.«
    »Aye, Mädel.«
    Keiner von ihnen glaubte dies. Jeder im Umkreis von tausend Wegstunden wusste, dass er das Schloss besser mied.
    Nessy kletterte auf den Rücken des Nurgax und öffnete den Schlitz in der Tür. Sie sah in brennend rote Augen. Buchstäblich die Flammen konnte sie darin tanzen

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