Zu viele Flueche
viel kühler. Wenn du möchtest, schrubbe ich dir gern den Rücken.« Sie lächelte schief und streckte ihre gierigen, klauenähnlichen Hände aus.
»Lass dich einweichen, blödes Weib!«
Auf dem Weg ins Bad hatte Nessy Yazpib den Prächtigen eingesammelt. Der in sein Einmachglas gesperrte Zauberer (das bisschen, was von ihm übrig war) bedeutete ihre erste Wahl als Ratgeber. »Ich glaube, wir haben dringendere Probleme als staubiges Fell. Bist du sicher, dass es Tiama die Narbige war, die du kennengelernt hast? Ich kann gar nicht glauben, dass mein Bruder so arrogant war, sie einzuladen.«
Nessy nahm ein Stück Seife. »Sie hat das Schloss betreten. Niemand tut das ohne ausdrückliche Einladung.«
Sir Thedeus kratzte sich sein juckendes Fell. »Du hast von dieser Hexe gehört?«
»Zauberin«, korrigierte Yazpib. »Und ich glaube, ich kann sagen, dass es keinen lebenden Zauberer gibt, der nicht von ihr gehört hätte. Die Hälfte glaubt nicht, dass sie existiert. Die andere Hälfte glaubt, sie tut es doch, wünscht sich aber, es wäre nicht so. Es ist furchtbar. Absolut furchtbar.«
»Wir machen das schon, Mann.« Sir Thedeus kratzte sich heftig hinter den Ohren. »Wir sind schließlich auch mit Margle fertiggeworden, oder?«
»Verglichen mit Tiama war Margle ein Amateur. Mein Bruder war überaus mächtig, aber trotzdem konnte ihm ein rutschiger Boden und ein bisschen Pech zum Verhängnis werden. Doch selbst das Schicksal verneigt sich vor einer Zauberin von Tiamas Rang. Ich habe gehört, dass alles, was sie berührt, zugrunde geht. Alles. Selbst Dinge, die schon tot sind, werden wiedererweckt, damit sie noch einmal sterben können.«
»Das erscheint mir ziemlich sinnlos«, bemerkte Nessy.
»Genau. Wenn sie so viel Macht für Belanglosigkeiten verschwenden kann, könnt ihr euch ja vorstellen, was sie tun könnte, wenn sie sich erst konzentriert.«
»Die Hexe ist nicht unser einziges Problem«, sagte Sir Thedeus. »Wir haben immer noch den Höllenhund und Die Tür Am Ende Des Flurs.«
»Und die Dämonin.« Nessy schrubbte sich zwischen den Zehen. »Vergiss die Dämonin nicht. Sie führt sehr wahrscheinlich etwas im Schilde.« Sie bewunderte den Schimmer ihrer langen, schwarzen Nägel.
»Die hatte ich ganz vergessen«, sagte Yazpib. »Oh, das ist ja schrecklich! Wir sind verloren!«
»Klingt irgendwie ausweglos für mich«, bemerkte die Ertrunkene Frau. »Und in ausweglosen Situationen, habe ich festgestellt, ist es das Beste, einfach aufzugeben. Hat jemand Lust auf ein nettes Ertrinken? Ich mache es auch kurz.«
Nessy tauchte mit dem Kopf unter Wasser, und die Ertrunkene Frau strahlte hoffnungsvoll. Ihr Grinsen schwand, als Nessy wieder auftauchte. Mit finsterem Blick tauchte die Frau selbst ab, um am Boden des Beckens zu schmollen.
Nessy lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Wie kannst du so ruhig sein, Mädel? Begreifst du unsere Lage nicht?«
»Ich glaube, ich verstehe sie sehr gut. Sie ist äußerst heikel, und alles, was wir tun, wird immer das falsche Vorgehen sein. Es nimmt einem viel von dem Druck, wenn man mal darüber nachdenkt. Und jetzt lass mich noch eine Weile mein Bad genießen.«
Yazpib lachte.
»Was hast du denn zu kichern?«
»Sie hat recht. All diese Sorgen nützen überhaupt nichts. Wir sollten lieber anfangen, an möglichen Lösungen zu arbeiten.«
Sir Thedeus’ Jucken lockte ihn an den Rand des Beckens. Über dem heißen Wasser fletschte er die Zähne. »Na schön. Du bist der Zauberer. Fällt dir etwas ein, das wir mit dieser Hexe anstellen können?«
»Wir müssen Margles Ausfallsicherung finden. Jeder Zauberer hat doch eine - für Situationen wie diese -, um sicherzugehen, dass Zauberer, die zu Besuch sind, sich auch gut benehmen, selbst wenn sie so mächtig sind wie Tiama. Ich bin mir sicher, dass mein Bruder eine hat. Wahrscheinlich sogar mehr als eine, wenn man seine misstrauische Veranlagung bedenkt.«
»Wie würde eine dieser Sicherungen denn aussehen?«
»Das ist das Problem. Die Form variiert von Zauberer zu Zauberer sehr, je nach Charakter und den Vorlieben ihres Schöpfers. Meine war ein verzauberter geflügelter Löwe. Kein lebender Zauberer konnte sich ihm widersetzen.«
»Und trotzdem bist du jetzt in diesem Einmachglas.«
»Ich bekam nicht die Chance, ihn zu benutzen. Die arme Kreatur muss inzwischen verhungert sein. Was für eine Schande.«
»Er ist nicht verhungert«, sagte Nessy. »Margle hält ihn sich in einem der Türme.«
Sir Thedeus
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