Zu viele Flueche
bitte hier warten möchtet, Madam, ich sehe nach, ob das Gästezimmer vorbereitet ist.«
Tiama runzelte die Stirn. »Wurde ich denn nicht erwartet? Sollte das Zimmer nicht längst bereit sein?«
»Ja, Madam. Aber der Meister empfängt so wenige Besucher, dass das Zimmer eventuell vernachlässigt worden sein könnte.« Nessy schauderte. Lügen war schon schwierig genug, aber Inkompetenz vorzutäuschen schien ihr nahezu unmöglich. Das Gästezimmer wurde nie benutzt, aber sie hielt es mit einer Gründlichkeit und Hingabe sauber, auf die sie nicht wenig stolz war. »Der Meister würde es mir nie verzeihen, wenn nicht alles für Eure Ankunft perfekt eingerichtet wäre, Madam. Es dauert nur einen Augenblick.«
Nessy drückte die Tür auf, schlüpfte hinein und schloss sie hinter sich wieder. Das Zimmer war makellos hergerichtet, allerdings bis auf eine leichte Staubschicht, und sie machte sich sofort daran, diese wegzuwischen.
Sir Thedeus schlüpfte aus ihrem Hemd und flog zum Bettpfosten. »Diese Hexe wird noch zu einem echten Problem, Mädel.«
Behutsam hob sie die Katze hoch, die auf dem breiten Bett schlief.
Fortune, der Kater, räkelte sich schläfrig. »Es bringt Unglück, eine schwarze Katze zu wecken.«
»Das Risiko gehe ich ein.«
Sie setzte ihn ab, und Fortune streckte sich und streckte sich und streckte sich dann sicherheitshalber noch ein bisschen weiter. »Hast du etwas von einer Hexe gesagt?«
»Aye. Eine fürchterliche Kreatur. Sie hat DAS MONSTER mit einer einzigen Berührung getötet. Mit einer einzigen Berührung!«
Fortune, der sich noch nicht ganz ausgestreckt hatte, gähnte nun. »Was für ein Monster war das? Das, das unter Nessys Bett wohnt, oder das übelriechende, das im Schrank eingeschlossen ist? Oder vielleicht das, das in den Katakomben herumschleicht? Das konnte ich noch nie leiden. Jemand, der herumschleicht, kann nichts Gutes im Sinn haben.«
»Keines davon. Es war DAS MONSTER DAS NICHT SEIN SOLLTE.«
Die Katze leckte sich die Pfote. »Eine einzige Berührung, sagst du?«
»Aye.«
»Gut, dass Margle tot ist. Sonst wäre er sehr verärgert.«
»Aye.«
Nessy streichelte Fortune zwischen den Ohren. »Sag das nie wieder. Jedenfalls nicht, solange sie hier ist.«
Er schnurrte. »Was springt dabei für mich heraus?«
Fortune war ein professioneller Spieler gewesen, ein schneidiger Schurke, eine Legende unter den Gentlemen des Glücksspiels, ein von deren Frauen heißgeliebter Schuft. Auf der Jagd nach der ultimativen Herausforderung hatte er sein Schicksal beim Würfeln in einer einzigen Runde gegen Margles Vermögen gesetzt. Für die meisten wäre dies der reine Wahnsinn gewesen. Aber Fortune vertraute seinem Glück, wie es nur der größte Spieler vermochte. Es hatte ihn vorher nie im Stich gelassen - jedenfalls nicht, wenn es darauf ankam.
Aber es gab immer ein erstes Mal. Margle hatte ihn in eine Katze verwandelt, weil er, abgesehen von seinem Äußeren, immer eine gewesen war. Und wie jede Katze konnte er loyal und ehrenvoll sein, aber seine erste Priorität war immer die eigene Behaglichkeit.
»Ich habe gehört, Hexen mögen schwarze Katzen.«
Sir Thedeus flatterte um Fortunes Kopf herum. »Du verräterischer Bastard!«
»Sie ist keine Hexe. Sie ist eine diabolische Zauberin«, sagte Nessy. »Und ich glaube nicht, dass dieses Exemplar eine Vorliebe für irgendein Wesen mit nur vier Beinen hat. Aber ich gebe dir eine Extraportion Milch, wenn du dich benimmst.«
Fortunes Schwanz peitschte. »Aber eine Schüssel. Nicht nur eine Untertasse.«
Sie schüttelte seine ausgestreckte Pfote. Fortune war ein Kater, der zu seinem Wort stand und seine Abmachungen immer einhielt. Sie nahm an, dass er, was das betraf, ganz wie ein Dämon war, nur mit weniger Interesse am Säen von Zwietracht und Verschlingen von Seelen.
»Verfressener Trottel«, grummelte Sir Thedeus.
»Es bringt Unglück, schwarze Katzen zu beschimpfen.«
Als Nächstes ging Nessy zum Kamin und versuchte, das Feuer zum Auflodern zu überreden. Das war gar nicht leicht, denn es schien sehr stur zu sein. Sie warf mehrere Holzscheite in den Kamin, doch es weigerte sich nach wie vor. Das hatte sie erwartet. Einmal, nur ein einziges Mal, hatte sie in ihrem Zeitplan zurückgelegen und vergessen, ihm sein wöchentliches Holzscheit zu füttern. Da war es fast ausgegangen und hatte ihr das nie verziehen.
»Könntest du nicht bitte nur ein kleines bisschen heller brennen? Bloß so lange, bis die Luft nicht mehr so frostig
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