Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
den Händen und intonierte ihren Levitationszauber. Das Einmachglas erhob sich hoch in die Luft. Der Hund war immer noch schwach. Wenn auch nicht für lange Zeit. Mit neuer Kraft schossen Flammen aus seinen Nüstern. Weil ihm die Kraft zu springen fehlte, stolzierte er zum Rand des Beckens hin und starrte die Ertrunkene Frau an. Er schlug mit einer Pfote auf das Wasser, sodass Dampfwolken aufstiegen. Aber er zögerte, hineinzuspringen und sie sich zu holen.
    Nessy glaubte nicht, dass sie dazu imstande war, sowohl Yazpib als auch die Ertrunkene Frau schweben zu lassen. Selbst wenn sie es gekonnt hätte, wäre das keine dauerhafte Lösung gewesen. Es gab zu viele untote Dinge, um sie alle vor dem Höllenhund schützen zu können. Sie hatte zwar einen Plan, um die Kreatur zu töten, aber sie konnte ihn an diesem Abend nicht ausprobieren. Bis dahin weigerte sie sich, den Hund noch eine Nacht im Schloss herumlaufen zu lassen.
    Ihr mentaler Griff um Yazpibs Glas lockerte sich. Er kippte zur Seite und verschüttete eine kleine Pfütze auf den Boden. »Sei vorsichtig, Nessy!«
    Sein Schrei lenkte die Aufmerksamkeit des Höllenhundes auf sich. Er duckte sich und schlug mit dem Schwanz.
    Sorgfältig und ruhig festigte Nessy ihren Zauber. Eine so einfache Magie war gar nichts für einen Meisterzauberer oder nicht einmal für einen geübten Lehrling. Doch sie hatte ja gerade erst mit ihrem Training begonnen und wusste nicht, wie lange sie die notwendige Konzentration noch aufrechterhalten konnte. Hinter ihren Augen begann es bereits unangenehm zu pochen.
    Yazpib sank tiefer. »Konzentrier dich, Nessy!«
    »Das tu ich doch!« Sie biss die Zähne zusammen.
    Der Hund sprang. Sie schwang das Glas gerade noch einmal aus seiner Reichweite heraus. Die verärgerte Kreatur rülpste einen sengenden Feuerball.
    Nessy senkte die Arme. Gesten machten die Magie zwar einfacher, aber sie brauchte alle vier Gliedmaßen, wenn sie die Oberhand behalten wollte.
    Der Hund schnappte nach dem Glas und erwischte Yazpib beinahe. Der Schmerz hinter ihren Augen hatte sich zwar bis in den Nacken ausgebreitet, doch der Zauber selbst schien ihr leichter zu fallen. Der Hund war schnell, aber sie war schneller. Im Augenblick.
    »Ach du meine Güte«, sagte Yazpib. »Du benutzt mich als Köder. Du benutzt mich als Köder!«
    In ihren Ohren dröhnte es im Rhythmus ihres Herzschlags. Sie hörte ihn kaum. »Es tut mir leid. Dies ist die einzige Möglichkeit.«
    Yazpib äußerte ein paar Bedenken, die nicht bis zu ihr durchdrangen. Sie hörte nur ihr eigenes Herz und das Lärmen der Glocken des Höllenhundes.
    Sie stürmte mit dem Nurgax an ihrer Seite und Yazpib über ihrem Kopf schwebend durch das Bad. Der Hund brüllte und nahm die Verfolgung auf. Als die Glocken in der Ferne schließlich vollständig verklungen waren, wagte es die Ertrunkene Frau aufzutauchen. Und obwohl sie technisch gesehen gar nicht atmen musste, atmete sie trotzdem erleichtert auf.
     
    * * *
     
    Nessy improvisierte nicht gern. Ganz und gar nicht. Wenn sie handelte, dann wusste sie schon lieber, was sie tat, hatte mit Vorliebe alle Einzelheiten vorher ausgearbeitet. Doch es gab so viel, was sie nicht wusste. Sie wusste zum Beispiel nicht, wie lange sie einem Höllenhund davonlaufen konnte. Sie wusste auch nicht, wie lange sie Yazpib schweben lassen konnte, während sie mit voller Geschwindigkeit lief. Und sie wusste ebenso wenig, ob ihr Ziel die Mühe wert sein würde. Doch keine dieser Fragen zählte. Jetzt war es zu spät für Zweifel. Sie hatte ihr Vorgehen festgelegt, und ihre einzige Wahl war, es nun auch durchzuziehen.
    Die Jagd klärte ihren Kopf. Es gab wenig, was schneller war als ein Kobold auf allen vieren, und sie hörte, dass der Hund zurückfiel. Sie wurde langsamer und plante dabei schon einmal ihre Strecke durch das Schloss. Sie konnte nicht den direkten Weg nehmen. Es gab mehrere Geister und die Fröhliche Leiche unterwegs. Sie hielt an, wo sich die Flure kreuzten. Sie kannte das Schloss wie ihre Westentasche, aber es war so schwierig, sich zu konzentrieren, während sie Yazpib schweben ließ.
    Also warf sie einen Blick zurück auf die fauchende Bestie, die sie verfolgte. Sie kam den Korridor entlanggestürmt, eine Furie aus schwarzem Rauch, roten Flammen und langen, spitzen Zähnen. »Ah, Nessy …«
    »Nicht jetzt«, zischte sie, während sie angestrengt durch den Nebel blickte.
    Das Klingeln erfüllte den ganzen Flur. Der Hund brüllte. Die Fackeln flackerten und

Weitere Kostenlose Bücher