Zu viele Flueche
faire Chance gegeben«, sagte das Monster.
»Und ich bin sowieso keine Heldin«, fügte Echo hinzu. »Ich bin Dichterin.«
Sir Thedeus marschierte von einem Ende der Pritsche zum anderen. »Tja, ich schätze, dann kannst du nichts machen außer … nutzlos sein, Mädchen.«
Echo schnappte: »Wenn ich einen Körper hätte, und zwar gleichgültig, was für einen, dann könnte ich sogar sehr nützlich sein!«
»Aye, du könntest ein oder zwei Sonette raushauen, dass die Hexe mit Sicherheit vor Angst schlottern wird. Ich hab noch keine Hexe gesehen, die sich gegen einen Paarreim und eine bemühte Metapher wehren konnte.«
»Nur weil du frustriert bist, hast du noch lange nicht das Recht, auch beleidigend zu werden«, sagte das Monster.
Sir Thedeus knurrte wütend, hielt seine Wut aber im Zaum. Er war nicht böse auf Echo. Ihr Fluch schränkte sie mehr ein als die meisten von ihnen. In Wirklichkeit war er sogar ziemlich angewidert von sich selbst. Als Mensch hatte er sich jeder Herausforderung mit kriegerischem Mut, Schlagkraft und Können gestellt. Als Flughund blieb ihm nur der Mut. Er wusste nicht, wie er ein Problem lösen sollte, das er nicht einfach so lange niederstechen konnte, bis es starb.
»Echo, ich entschuldige mich, wenn ich dich beleidigt hab.«
»Mach dir keine Gedanken. Schließlich ist es für uns alle schwer. Aber meine Metaphern sind nicht bemüht. Außer vielleicht in dem einen Gedicht, wo ich die Liebe mit einem Känguru verglichen habe. Da war ich gerade in meiner Beuteltierperiode. Furchtbares Zeug war das.«
Sir Thedeus breitete die Flügel aus und machte sich fertig, um loszufliegen.
»Wo willst du hin?«, fragte Echo.
»Einen großen, spitzen Stein finden. Kommst du mit, Mädel?« Er flog davon.
»Warte auf mich!« Sie schwebte unsichtbar hinter ihm her.
»Viel Glück«, sagte das Monster unter dem Bett.
Der Rest der Versammlung fuhr mit seiner lebhaften Diskussion fort, und das Monster war versucht, aufzustehen und sich einen ruhigeren Ort zu suchen. Aber es hatte es so bequem unter Nessys Bett… hatte sich dort so gemütlich eingerichtet. Und es wollte nicht, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihn zu finden, wenn sie zurückkam, was es hoffte. Es schloss seine drei grauen Augen und zog sich tief in die Dunkelheit zurück, bis das Gezänk der anderen kaum noch mehr als ein entferntes Störgeräusch war. Es tastete nach seinen Büchern und liebkoste ihre Einbände. So viele davon waren noch ungelesen. Es umklammerte ein dickes, das es gerade erst gefunden hatte und von dem es sicher war, dass es wunderbar unterhaltsam sein würde, auch wenn es den Einband noch nicht gesehen hatte.
Währenddessen tobte neben der Pritsche im Fackelschein die Debatte. Nur der Krötenprinz und die Flickenpuppe beteiligten sich nicht daran, sondern hatten sich aus der Gruppe davongestohlen, um sich zu unterhalten.
»Fühlt Ihr Euch besser?«, fragte er.
»Ja, danke.« Scheu wandte sie den Blick ab - und es war sehr schwierig, scheu zu wirken, wenn man Augen aus Knöpfen besaß. »Und wie geht es Euch, Sir? Macht Euer Magen Euch immer noch Probleme?«
Der Kröterich runzelte die Stirn. »Es ist unangemessen, solche Dinge zu diskutieren, M’lady.«
»Unsinn. Es ist eindeutig, dass Ihr ein Mann von Stand seid, und Euer Unwohlsein ist auch mein Unwohlsein.«
»Dann bin ich zweifellos der glücklichste Krötenprinz in diesem und jedem anderen fluchbelegten Schloss.«
Die Puppe strahlte. Ihr gestickter Mund verzog sich zu einem Lächeln, so breit es in Anwesenheit einer neuen Bekanntschaft angemessen schien. »Ihr seid ein Prinz?«
Stolz blies der Kröterich die Brust auf. »Erstgeborener Sohn und Thronerbe von Neria By The Sea. Und Ihr, M’lady?«
Sie knickste. »Die Prinzessin von Ario Of The Shire.«
»Die Prinzessin von Ario?« Er hopste zweimal vor Freude, dann fing er sich wieder. »Das ist ja eine wunderbare Nachricht. Ich wurde geschickt, um Euch zu retten, meine Prinzessin.« Er hob seine Schwimmhäute. »Leider ist nicht alles so gelaufen wie geplant. Dennoch habe ich die Hoffnung niemals aufgegeben. Liebe findet immer einen Weg. Aber warum haltet Ihr Euch nicht im Porträt-Saal auf, mit den anderen königlichen Herrschaften?«
»Margle sagte, es sei nicht genug Platz für noch ein Porträt. Also hat er mich zu einer Flickenpuppe gemacht, das fand er wohl irgendwie ironisch, nehme ich an.« Sie fingerte an ihren Garnhaaren herum und wischte sich die Fusseln von ihrem grünen Kleid. »Ich
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