Zu viele Flueche
nicht wieder auf.
NEUNZEHN
Obwohl es sich Die Tür Am Ende Des Flurs zur Gewohnheit gemacht hatte, im Schloss umherzuwandern, wartete sie an ihrem eigentlichen Platz auf Nessy und Tiama. Das hatte Nessy auch erwartet.
Tiama blieb zu Beginn des Flurs stehen, so weit entfernt von der Tür, als hielte sie inne, um einen heiligen Moment auszukosten. Nessy sah zu Gareth, dem Wasserspeier, hinauf, der schwieg. Er knirschte nur nervös mit seinen Steinzähnen. Die Tür war merkwürdig still, vielleicht spürte sie, dass ihre Zeit nun endlich gekommen war.
Die Zauberin schritt den Flur entlang. Ein kalter Hauch wehte darin. Nessy spürte den Temperaturabfall, aber die Zugluft selbst berührte sie kaum. Tiamas Gewand schwang sanft. Der Wind wurde mit jedem Schritt stärker, aber Tiama schien sein einziges Ziel zu sein. Jetzt schlug er ihr in Sturmstärke entgegen. Ihr Haar und Gewand wehten hinter ihr und waren kurz davor, sich von ihrem dünnen Körper loszureißen. Der Flur erstreckte sich nach jedem zweiten ihrer Schritte einen Schritt länger, und die Kraft des Windes drohte, Tiama bei ihren langen Ärmeln zu packen und sie wie einen Drachen davonzutragen. Aber sie ging weiter. Langsam. Unaufhaltsam.
Nessy wunderte sich, warum Die Tür so gegen Tiama ankämpfte. Sie wollte geöffnet werden, und Tiama war genau aus diesem Grund hier. Die Tür hätte sie zu sich ziehen müssen, statt sie wegzuschieben. Für Nessy und das Nurgax dagegen erschien der Sturm lediglich als eine kühle Brise. Ein klein wenig kühler als die übliche Zugluft im Schloss, aber nicht zu unangenehm. Und beinahe einladend für ein verbotenes Portal der Verdammnis. Sie hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass sie die Magie nie ganz verstünde. Vielleicht konnte das ohnehin niemand. Möglicherweise täuschten die größten Zauberer nur Verständnis vor und verbargen ihre Unwissenheit hinter überragender Arroganz und Bollwerken von Wutgeschrei. Das erklärte vielleicht auch, warum sie so oft eben durch diese Kräfte, die zu beherrschen sie vorgaben, getötet wurden.
Tiama und Nessy erreichten Die Tür. Die Winde wehrten sich gegen Tiama, als sie eine Hand ausstreckte. Dann passierte etwas höchst Seltsames. Die Tür Am Ende Des Flurs wich vor ihr zurück. Die angenagelten Schriftrollen schlugen aus und zerschlitzten ihr die Hände. Die Schnitte an ihrem linken Arm waren so tief, dass die Hand nur noch an ein paar Hautfetzen an ihrem Handgelenk hielt. Doch kein Blut floss. Nur ein wenig roter Sand und grüner Nebel rieselten aus den Wunden.
Tiama schrie vor Schmerz. Nessy war verblüfft. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob die Zauberin überhaupt Schmerz verspüren konnte. Jetzt heulte Tiama, als werde ihre Seele in Stücke gerissen.
Die Tür heulte ebenfalls, als leide sie mit ihr. In ihren Augen brannte ein schwarzes Feuer, das an ihren Wimpern entlang zu ihren Augenbrauen wanderte und ihre weißen Haare in rauchlosen, tiefschwarzen Flammen aufgehen ließ.
Niemand konnte die Magie durchschauen, beschloss Nessy ein für alle Mal.
Da endeten Tiamas Schreie plötzlich. Ihr Gesicht wurde wieder zu derselben hohlen Maske, die es immer gewesen war. Die Flammen erstarben. Es gab keinen Rauch, aber Nessy roch den Gestank von Asche. Der Sturm legte sich, als Tiama ihre zerfleischten Gliedmaßen in ihre langen Ärmel zog. Sie sagte nichts. Starrte nur schweigend Die Tür an.
Das Nurgax winselte neugierig, aber Nessy beruhigte es mit einer Berührung seiner Schnauze.
Tiamas linke Hand, wiederhergestellt und ohne die Spur einer Verletzung, schob sich wieder aus ihrem Ärmel. Sie streckte sie gerade nach dem Griff Der Tür aus, als Der Flur aufbrüllte. Etwas nicht recht Sichtbares sprang aus Der Tür und traf sie.
Tiama, mit Haut, Haar und Gewand, zerfiel zu rotem Staub.
Die Tür ächzte enttäuscht.
Nessy war nicht zuversichtlich genug zu glauben, dass der Zauber auf Der Tür Tiama getötet hatte. Die Zauberin war dafür viel zu mächtig. Während Nessy wartete, dachte sie darüber nach, warum Tiama solche Probleme mit Der Tür hatte, auch wenn die magische Abwehr beeindruckend war. Vielleicht besaß Margle selbst in totem Zustand noch genug Macht, um Die Tür für immer versiegelt zu halten. Es würde das Schloss zwar nicht vor Tiamas Zorn retten, aber es würde doch zumindest die Welt verschonen.
Der Staub explodierte zu einer Flammensäule, die sich zu Tiamas magerer Gestalt verfestigte. Diesmal versuchte sie gar nicht erst, Die Tür
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