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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Eingreifen deinerseits ganz gut selbst zerstört?«
    Tiama kicherte trocken, als müsse sich das Geräusch erst den Weg aus ihrer Kehle herauskämpfen. »Sehr gut, Nessy. Du bist auf deine Art ziemlich clever. Und ich muss zugeben, dein Argument ergibt in gewisser Weise auch durchaus einen Sinn. Aber es tut nichts zur Sache. Ich werde dieses Schloss und alles darin in Schutt und Asche legen. Und ich werde diesen Schutt und diese Asche tief in die Eingeweide der Erde schicken, sodass niemand weiß, dass sie je existiert haben. Es ist die einzige Möglichkeit, die mir noch bleibt.«
    Sie wirbelte herum und streckte ihre Hand so aus, dass sie nur einen Zoll von Nessys Gesicht entfernt war. »Eine Berührung genügt, das weißt du. Hast du eine Ahnung, wie es ist, niemals die Liebkosung von warmer Haut zu spüren und nur die eisige Zärtlichkeit des Vergessens zu kennen?« Sie zog ihre Hand zurück und sah sie stirnrunzelnd an.
    Mitgefühl wallte in Nessy auf. Tiama war genauso fluchbelegt wie jeder andere in diesem Schloss. Dass der Fluch ihr eigenes Werk war, machte es nicht weniger tragisch.
    Tiamas Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich brauche dein Mitleid nicht, Hund.« Sie wandte sich zu Der Tür um und sprach mit dem Rücken zu Nessy: »Lass uns ein Spiel spielen. Ich habe so selten die Gelegenheit, mich zu amüsieren. Lauf. Lauf und versteck dich hier in deinem Zuhause. Versteck dich vor mir, solange du kannst. Denn wenn ich dich finde - und ich werde dich finden -, dann werde ich die nächsten hundert Jahre damit verbringen, dich immer und immer wieder zu töten. Am Ende wirst du mich und alles, was dir einst lieb war, verfluchen. Und dann werden wir sehen, wer von uns Mitleid nötig hat.«
    Nessy blieb einen Augenblick lang stehen und überlegte. Alle ihre vorherigen Herren hatten endlos von den Qualen gesprochen, die sie ihr antun wollten, aber letzten Endes hatte sie immer erwartet, im Vorbeigehen vernichtet zu werden. Zauberern war ihre Zeit viel zu wertvoll, um sie mit einem niederen Kobold zu verschwenden. Tiamas Rede war zwar sehr hübsch und einer Zauberin würdig, aber es war doch nur eine Lüge.
    »Ich höre dich nicht rennen«, sagte Tiama. »Bist du vor Entsetzen auf der Stelle erstarrt? Ich hatte auf ein bisschen mehr Spaß gehofft.«
    Nessy wusste nicht, was Tiama plante. Sie glaubte nicht, dass Tiama aufzuhalten war, aber Nessy war es ihren Schützlingen schuldig, jede Chance zu ergreifen, die sich bot. Und was auch immer die Gründe dafür sein mochten: Tiama hatte Nessy mehr Zeit verschafft, sich eigene Strategien auszudenken. Sie drehte sich um und ging den Flur entlang.
    Tiama rief ihr nach, als sie um die Ecke bog: »Versteck dich gut! Mach es mir nicht zu leicht!«
    Das Nurgax knurrte.
     
    Nessy wanderte durch das Schloss. Sie dachte nicht daran, sich zu verstecken. Es nützte nichts, darauf zu warten, dass Tiama sich langweilte und ging - was sie sicherlich nicht tun würde. Nessy musste einen Weg finden, die Zauberin zu zerstören oder sie zumindest für immer aus dem Schloss zu entfernen. Ihre Gedanken wanderten zu den gefährlichsten Orten ihres Zuhauses. Die Katakomben waren ein Labyrinth von gefräßigen Kreaturen. Doch fürchterliche Bestien konnten Tiama nichts anhaben. DAS MONSTER DAS NICHT SEIN SOLLTE hatte das bewiesen.
    Es gab den Bodenlosen Abgrund, ein gähnendes Loch, aus dem nichts jemals wieder auftauchte. Dann war da auch noch die Kammer der Klingen, wo Guillotinen und Sägen darauf warteten, alles, was hereinkam, zu zerhacken und aufzuschlitzen. Oder der Unersättliche Glutofen. Der Wandteppich der Leere. Die Halle der Blutfontänen. Das Verlies der Verstümmelung. Der Verschlag der Explodierenden Pocken. Das Problem war nicht, etwas angemessen Lebensgefährliches zu finden noch sie dort hinzulocken. Aber bisher gab es keinen Beweis irgendeiner Art, dass etwas vorhanden war, das mehr als nur ein wenig lästig für die Zauberin sein mochte. Und selbst das war ein wenig zu optimistisch gedacht.
    An diesem Punkt kam Nessy zu dem Schluss, dass sie über die falsche Frage nachdachte. Tiama war nicht aufzuhalten, aber sie spielte diese seltsamen Spiele und verstrickte sich in bizarre Machenschaften. Zauberer waren exzentrisch, aber sie waren nicht generell dumm.
    Sie dachte an Margle. Verglichen mit Tiama war er recht normal und berechenbar gewesen. Nessy konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr die Befehlsgewalt über Die Tür Am Ende Des Flurs übertragen hatte. Dass er

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