Zu viele Flueche
das Letzte hätte sein sollen, das sie erwartete, war ihr nicht mehr danach zumute, überrascht zu sein.
Dan, inzwischen nicht mehr kopflos, schlenderte in den Lichtschein der Fackeln. »Ich habe dich gefunden, das habe ich. Genau da, wo ich dich vermutet hatte.« Er grinste, aber ein blanker Schädel grinste ohnehin immer. »Ich hab dir doch gesagt, der alte Mister Bones und Dan würden wieder die besten Freunde werden, oder nicht? Und das Wort des alten Dan ist so gut wie der Giftzahn einer Viper. Und zweimal so scharf.« Er torkelte vorwärts, die Hände so ausgestreckt wie zupackende Krallen. »Komm und umarme den alten Dan, ich habe so lange darauf gewartet.«
Das Nurgax sprang mit einem wilden Gebrüll vor. Es war das erste Mal, dass das Wesen unverhohlene Feindseligkeit an den Tag legte. Selbst als es Margle gefressen hatte, hatte es das recht unschuldig getan. Aber es hatte Dan nie gemocht. Das verrückte Skelett stieß die Kreatur mit einem einzigen Schlag zur Seite. Das Nurgax fiel mit einem Aufjaulen und einer sich schon jetzt dunkel verfärbenden Beule auf der Schnauze rückwärts.
»Böse, böse. Mich kann man nicht so leicht erledigen wie Margle. Ich war immer ein starker Junge, wenn auch hauptsächlich Haut und Knochen. Jetzt, da ich die Haut verloren habe, könnte man meinen, ich wäre schwächer, aber es scheint, als wäre ich sogar noch stärker. Wunderbar stark.« Dan kicherte. »Stark genug, um alles zu erwürgen, worum ich meine Hände legen kann. Aber Worte … Worte lassen uns so oft im Stich. Komm her, Nessy. Lass es dir vom alten Dan vorführen.«
»Feuer!«, schrie Sir Thedeus.
Dodger drückte den Abzug, und der Bolzen flog passgenau. Er passierte eine Lücke in Dans Brustkorb und bohrte sich in die Steine hinter ihm.
»O verdammt! Du dämlicher Gnom, kannst du überhaupt nicht zielen?«
»Die Zeit ist gekommen, Nessy«, sagte Dan. »Margles Vergeltung ist nah. Ich werde erst dich erwürgen und dann dieses Vieh und danach diesen Flughund. Und nichts kann mich aufhalten.« Er heulte wie ein verrückter Wolf. Sein Schädel zuckte. Er hickste laut.
Der Runenzauber, der in seinen Knochen stecken geblieben war, loderte wie ein Strohfeuer auf. Er hickste noch einmal, diesmal lauter. Ein dritter Schluckauf entlud sich mit solcher Wucht, dass sein Unterkiefer aus dem rechten Gelenk rutschte und halb von seinem Schädel herabhing. Er schob ihn an seinen Platz zurück. »Also, das ist jetzt ärgerlich.«
Dans Knochen klapperten mit jeder krampfartigen Erschütterung. Er umklammerte seinen Bauch, den er - recht betrachtet - gar nicht hatte, und es half, seinen Schluckauf eine Weile zu beruhigen. »Glaub ja nicht, dass das den alten Dan stoppen wird. Hicks. Nicht eine Minute. Hicks. Nicht viel mehr als eine …« Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die nächste Welle an. Zehn Sekunden später, und zwar ohne einen weiteren Pieps von sich gegeben zu haben, richtete er sich auf. »Das hätten wir. So gut wie, so gut wie, wie …«
Eine misstönende Eruption brach aus ihm heraus, die Art von Schluckauf, die betrunkenen Göttern nach einem Jahrtausend an Ausschweifungen vorbehalten war. Dan fiel auseinander.
»Ich mag es nicht, wenn man mich ärgert«, grummelte er. »Vergällt mir mein sonniges Gemüt, jawohl.«
Der Haufen von Knochen sammelte sich rasch selbst wieder zusammen. Geschwindigkeit war wichtiger als Anatomie, und Dan schlingerte unbeholfen auf seinen Händen, während sein Schädel auf dem Ende eines Oberschenkelknochens schwankte. Ein weiterer Schluckauf ließ eine seiner Gliedmaßen abfallen, dann hopste er herum, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
»Einen Augenblick, Nessy. Hicks. Dan ist gleich bei dir … Hicks.«
»Du solltest weglaufen, Nessy, solange du noch kannst«, schlug Echo vor. »Wir wissen nicht, wie lange der Zauber anhält.«
Nessy war es langsam leid, vor ihren Problemen davonzulaufen, aber sie sah keine Alternative. Selbst mit seinem Schluckauf-Fluch war Dan eine große Gefahr, jetzt, da er seinen Körper zurückhatte. Allerdings war er verwundbar, und das Nurgax konnte seinen verrückten Schädel leicht fressen. Aber sie wusste nicht, welche Auswirkungen das auf Mister Bones womöglich hatte, den sie immer noch retten wollte, wenn dies möglich war.
»Sucht euch einen Platz, wo ihr sicher seid«, wies sie die anderen an. »Und haltet euch von Tiama fern.«
»Wir versuchen nur zu helfen«, sagte Echo.
»Ich weiß, aber Tiama zögert, mich zu
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