Zu viele Flueche
töten. Ich glaube nicht, dass sie bei jemand anderem genauso zögern wird.«
»Ich will das sowieso nicht machen«, maulte Gnick. »Eigentlich darf ich die Waffenkammer gar nicht verlassen.«
Sir Thedeus kletterte auf Nessys Schulter. »Wir gehen lieber, Mädel. Das Skelett sieht aus, als würde es sich an den Zauber gewöhnen.«
Dan blickte finster; er hatte sich ein wenig ungeschickt wieder zusammengesetzt und ähnelte jetzt einem Tausendfüßler mit verschiedenen Knochen als Beinen. Sein Becken balancierte wie eine große, weiße Schleife auf seinem Schädel. Der Schluckauf schüttelte die losen Reste.
Gnick und Dodger gingen in eine Richtung, während Nessy, Sir Thedeus auf der Schulter, das Nurgax an ihrer Seite und Echo, die irgendwo neben ihrem Ohr schwebte, in die andere aufbrachen.
»Der alte Dan wird dich finden, süße Nessy!«, rief das Skelett. »Ich werde dich finden!« Ein Schluckauf klang nach, während Knochen klapperten. »Und ich werde höchst unschöne Laune haben, wenn es erst so weit ist!«
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher.
»Also, was machen wir jetzt, Nessy?«, fragte Sir Thedeus.
»Ich weiß nicht genau.«
»Aber du hast doch immer ‘nen Plan, Mädel.«
»Diesmal nicht.« Sie blieb stehen, und der geschockte Sir Thedeus purzelte von ihrer Schulter.
»Du kannst nicht aufgeben! Wir brauchen dich!«
»Er hat recht«, sagte Echo. »Allein taugen wir nicht viel.«
Nessy runzelte die Stirn. »Das ist Unsinn.«
»Es stimmt, Nessy.« Sir Thedeus erklomm ihr Bein, um auf seinen Platz auf ihrer Schulter zurückzukehren. »Keiner von uns ist mehr der Held, der er einmal war.«
»Lächerlich.« Sie pflückte ihn von ihrer Schulter und hielt ihn in ihren hohlen Händen. »Eure Flüche bestimmen euch nur so weit, wie ihr es zulasst. Ich weiß nicht, warum ich euch ständig daran erinnern muss.«
»Aye, aber wir müssen unsere Grenzen trotzdem akzeptieren.«
Sie setzte ihn wieder auf seinen Platz zurück. »Akzeptanz ist die eine Sache. Euch von euren Flüchen bestimmen zu lassen, ist jedoch etwas ganz anderes.«
»Das stimmt wahrscheinlich«, gab Echo zu. »Aber es ist manchmal nicht leicht.«
»Wir werden eure Flüche brechen. Wenn wir mit diesen Problemen fertig sind.«
»Aber wie kannst du sicher sein?«, fragte Echo. »Es gibt so viel zu bewältigen.«
»Weil ich beschließe, sicher zu sein.« Nessy lächelte. »Weil ich die Hoffnung jeden Tag über die Hoffnungslosigkeit stelle.«
»Aber auch das ist nicht immer leicht, Mädel.«
»Es ist ja schön und gut, sich realistische Ziele zu setzen, aber wenn unrealistische Ziele die einzige Wahl sind, die man hat, sollte man sie doch trotzdem verfolgen. Weil es eigentlich gar keine Wahl zu treffen gibt.«
»So habe ich das noch nie gesehen«, sagte Sir Thedeus. »Dann glaubst du also wirklich, wir haben eine Chance?«
»Man hat immer eine Chance.«
Sie bogen um eine Ecke. Tiama die Narbige stand vor ihnen. Ein leises Lächeln deutete sich auf ihren Lippen an. »Ihr habt keine Chance mehr.« Nessy wich zurück.
»Oh, sag mir bitte nicht, dass du jetzt weglaufen willst. Was würde es nützen?«
Und obwohl Nessy ihr zustimmte, drehte sie sich um und rannte den Korridor entlang.
ZWANZIG
Tiamas Gelächter war so kalt und leblos wie die Zauberin selbst. Es jagte Nessy durch die Flure. Nessy hatte ein feines Gehör, wenn es um Echos ging, aber sie konnte nicht genau feststellen, wo es herkam. Im einen Augenblick war es hinter ihr, im nächsten vor ihr. Und manchmal schien es so, als käme es aus allen Richtungen gleichzeitig.
Sie rannte, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Ihr waren wirklich die Ideen ausgegangen. Das war außergewöhnlich. Nessy hatte fast immer einen Plan, selbst wenn es nur die vage Skizze eines solchen war. Aber jetzt wollte ihr nichts einfallen, außer zu rennen und zu hoffen, dass sich eine Lösung irgendeiner Art von selbst präsentieren werde. Hätten Kobolde einen Gott gehabt, hätte sie vielleicht sogar zu ihm gebetet.
An einer Kreuzung blieb sie kurz stehen. Das teuflische Lachen ergoss sich aus den Schatten, um sie zu verwirren.
»Die Hexe ist überall«, flüsterte Sir Thedeus. »Sie kann gar nicht überall sein«, widersprach Echo. Stille.
»Haben wir sie abgehängt?«, fragte Echo.
Ein neues Kichern ertönte. Wahnsinnig fröhlich, unterbrochen von Hicksern.
»Dan.« Sir Thedeus’ große Ohren drehten sich, um die Quelle zu finden.
Das Skelett war sogar noch
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