Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
gefährlicher als Tiama, dachte Nessy. Die Zauberin zögerte, Nessy zu töten, was er nicht tun würde.
    »Neeesssyyyyy.« Er sang ihren Namen wieder und wieder. »Neeesssyyyyy. Hicks.«
    »Er ist da drüben«, sagte Echo, wenn sie die Richtung auch nicht mit einer Geste unterstreichen konnte und ihre Bemerkung deshalb nutzlos war.
    Eine Tür flog auf, Dan kam herausgestürmt. Er hatte eine sonderbare Art zu rennen, die Beine breit und mit wedelnden Armen. Und dazu dieses eigenartige Schluckauf-Kichern.
    Nessy rannte davon. Sie sah nicht zurück, aber langsam wurde das Klackern seiner Knochen auf dem Steinboden schwächer. Sie hielt an, um wieder zu Atem zu kommen.
    Tiama erschien. Ob sie sich tatsächlich anschlich oder einfach nur erschien, konnte Nessy nicht sagen. Sie segelte vorwärts. Ihr ganzer Körper stand in Flammen, schwarzes Feuer kräuselte sich, und sie heulte wie ein Gespenst.
    Nessy rannte weiter; schon bald hatte sie die Zauberin irgendwo im Schloss abgehängt, und nur eine bedrohliche Stille blieb zurück. Dieses Ritual wiederholte sich immer und immer wieder. Tiama oder Dan jagten Nessy kurz, nur um dann in den Schatten zu verschwinden und wieder zu erscheinen.
    Das Nurgax winselte.
    »Warum bringen sie es nicht hinter sich?«, fragte Sir Thedeus.
    Nessy wusste, warum. Kobolden war die Kunst der Hätz nicht fremd, eine Beute so lange zu jagen, bis sie so erschöpft und desorientiert war, dass sie sich irgendwann angreifbar machte. Sie versuchten, sie zu verwirren.
    Doch auch wenn ihr Körper schmerzte und sie ein bisschen müde war - sie kannte ihr Schloss. Gerade befand sie sich in der Säulenhalle: weitläufig und gesäumt von dicken Marmorsäulen. Zwei Türen führten hinaus.
    Sie öffnete die eine. Dan stand dahinter. Er stürzte sich auf sie, und obwohl er sie ganz leicht hätte fangen können, brachte sie es fertig, aus seiner strangulierenden Umarmung zu schlüpfen. Sie riss die zweite Tür auf, durch die sie hereingekommen war. Tiama stand mit düsterem Blick und flammenden Augen im Türrahmen. Jetzt gab es kein Entkommen mehr.
    Tiama und Dan standen auf derselben Seite. Sie arbeiteten zusammen, und Nessy fragte sich, welcher Zweck sie wohl zusammenbringen mochte.
    »Nessy, schau!«, rief Echo. »Hinter uns gibt es einen Ausgang!«
    Nessy schalt sich selbst, dass sie einen so offensichtlichen Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihr Schloss eigentlich besser kennen müssen. Sie stürmte darauf zu. Tiama und Dan schlenderten hinter ihr her, als hätten sie alle Zeit der Welt.
    Die Tür war verbarrikadiert, und Nessy mühte sich ab, die Holzbohle anzuheben. Sie kam ihr schwer wie Blei vor.
    »Beeil dich, Mädel!«, drängte Sir Thedeus.
    Sie hielt inne.
    »Was tust du denn?«
    Sie trat zurück. »Diese Tür gehört nicht hierher.«
    Er drehte sich um und warf einen Blick auf ihre Verfolger, die stetig näher kamen. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um das Glück infrage zu stellen, wenn es uns mal lacht, Mädel!«
    Nessy schien es jedoch der perfekte Zeitpunkt zu sein. Das war genau das, worauf Tiama und Dan so hart hingearbeitet hatten, und sie hätten es beinahe geschafft.
    »Ich weiß, was du bist«, sagte sie.
    Die Tür knurrte und warf ihr Trugbild ab.
    Nessy drehte ihr den Rücken zu und stellte sich der Zauberin und dem Skelett. »Ich öffne sie nicht.« Die Erschöpfung fiel von ihr ab, und eine ruhige Entschlossenheit trat an ihre Stelle. »Ich werde sie niemals öffnen.«
    Dan kicherte. »Ich hab dir doch gesagt, sie würde sich nicht so leicht hereinlegen lassen.«
    Die Tür ächzte.
    »Sie hat einen guten Kopf auf den Schultern. Das Beste, was wir nach Meinung des alten Dan tun können, ist diesen kleinen Hals zu quetschen, bis das Köpfchen abfällt.«
    Tiama hob eine Hand, um ihn zurückzuhalten. »Dein offener Ungehorsam wird immer ermüdender, Nessy.«
    »Und mich ermüden diese endlosen Diskussionen.« Nessy gähnte übertrieben. »Du drohst mir ständig, mich zu vernichten, wenn ich diese Tür nicht öffne. Ich weigere mich aber. Und dennoch bin ich immer noch nicht tot.«
    Das Feuer in Tiamas Augen flammte auf, Rauch quoll aus ihren Augenhöhlen. »Na gut. Die Zeit für vernünftige Diskussionen ist vorbei. Du hast durchaus recht. Ich habe nicht vor, dich zu töten. Tot wärst du auch wertlos für mich. Ich hatte nur gehofft, dies auf eine zivilisierte Weise lösen zu können. Aber jetzt sehe ich, dass du mich zum Handeln zwingst. Du kannst niemandem als dir selbst die

Weitere Kostenlose Bücher