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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ich, dass sie die anderen Leute am Tisch gar nicht registriert hat, sie war zu sehr auf Mister Alkohol konzentriert. Ich schätze, es war ein wichtiger Mann, so wie der fette Typ, der Chubber und der junge Kerl ihn behandelt haben – als würden sie ihn fürchten, aber gleichzeitig brauchen. Nein, der junge Kerl nicht. Er war wie Netty Marciano – mit gespitzten Ohren, um all den Tratsch mitzubekommen.«
    »Hat er?«
    »Nun, die Schöne und Mister Alkohol waren ein Liebespaar, die sich gerade getrennt hatten – das war das, worüber sie ungehalten war, wenn das der richtige Ausdruck dafür ist.« Bart lächelte entschuldigend. »Es ist jetzt nicht mehr nötig, aber ich habe den Großteil meines Lebens damit verbracht, in Euphemismen zu sprechen. Doch ich sage Ihnen, Carmine, sie war stinksauer! Mister Alkohol hat das kaum bemerkt, er war schon geistig weggetreten, vermute ich.«
    »Erinnern Sie sich daran, worüber die beiden geredet haben? Hatte es mit dem Ende ihrer Affäre zu tun? Haben sie Namen genannt?«
    Bart runzelte die Stirn. »Das hat sie, aber ich erinnere mich an keinen mehr. Es waren keine Namen von Leuten, die ich kannte. Außer einem, der mir auffiel, weil es der Name einer Heiligen ist, Philomena, und ich nie gehört hatte, dass eine Frau wirklich so heißt. Die Kellner am Tisch waren wirklich sehr aufmerksam, wahrscheinlich weil Mister Alkohol so wichtig war. Sie sprangen ständig herbei und füllten die Gläser auf. Die Schöne wurde immer betrunkener und fing an zu schwafeln. Schräges Zeug! Über Russland, dass sie Stalins Hand gehalten und Chruschtschow die Glatze geküsst hätte – solche Sachen. Sie fing an, etwas in das Ohr von Mister Alkohol zuzischen, ob er wüsste, was in seiner eigenen Firma los wäre. Ihr Zischen klang wirklich fies, rachsüchtig. Er war kurz davor, ins Alkoholkoma zu fallen, also bezweifle ich, dass er überhaupt irgendetwas davon mitbekommen hat. Der fette Kerl hat versucht, die beiden zu überreden, einen Kaffee zu trinken.«
    Zum ersten Mal seit langem spürte Carmine, wie ihm ein eisiger Schauer über den Rücken kroch. Er starrte Joseph Bartolomeo gebannt an. »Was ist dann passiert?«
    Bart zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, Carmine. Ich habe am anderen Ende einen Tisch mit lauter Leuten entdeckt, die ich kannte und bin schnell weg. Brrr!« Er schüttelte sich. »Ich war noch nie so froh, mich zu Freunden zu setzen, und habe mich danach wirklich gut amüsiert.«
    »Irgendwann später, Bart, müssen Sie vielleicht bei Gericht als Zeuge aussagen. Also vergessen Sie nichts davon.«
    Die grauen Augen weiteten sich. »Warum sollte ich?«
     
    Carmine begleitete Bart zurück zum Nutmeg Insurance Building, schüttelte ihm herzlich die Hand und begab sich dann auf die Suche nach Abe und Corey, denen er dann von seinem Gespräch berichtete.
    Am Ende seines Vortrags tauschten Abe und Corey Blicke aus, in denen sowohl Erleichterung als auch Triumph lagen.
    »Sowie sie wieder nüchtern war«, sagte Carmine, »beichtete Erica ihrem Überwacher, also Odysseus, was sie getan hatte. Ihr denkt, dass das ziemlich dumm war? Katholiken beichten einem Priester, oder? Erica hat noch nicht einmal ohne Erlaubnis von Odysseus gefurzt. Meiner Meinung nach hat sie Odysseus genau erzählt, was passiert ist, und hat behauptet, niemand hätte etwas davon mitbekommen, am wenigstenSkeps. Odysseus wird gewusst haben, dass sie die Wahrheit sagte. Sie war total abhängig von ihm.«
    »Also gut, Erica ist aus der Deckung gekommen, und Odysseus hat davon, am Tag danach, also am vierten Dezember, erfahren«, sagte Corey. »Aber, Carmine, das ist vier Monate her. Erst dann wurden alle ermordet, die etwas mit dem Tisch siebzehn zu tun hatten. Warum hat Odysseus so lange gewartet?«
    »Denk doch mal nach, Corey!«, sagte Carmine geduldig. »Der Mord an elf Menschen ist ein riesiges Unterfangen. Selbst Odysseus brauchte Zeit für die Planung.«
    »Und Zeit, damit die Welt vergessen konnte, dass es jemals ein Wohltätigkeitsbankett gegeben hatte«, sagte Abe. »Odysseus ist ein schlauer Kerl – schlau genug, um zu wissen, dass Mord etwas anderes ist als Spionage. Wenn er einen mehrfachen Mord plante, musste er gewusst haben, dass die Bullen überall herumkriechen würden.«
    »Ich hab’s!«, sagte Corey. »Odysseus wollte überhaupt keinen Mord begehen, aber wenn er musste, hätte er es bevorzugt, seine Opfer, eines nach dem anderen, irgendwie umnebelt zu beseitigen. In einer großen Stadt, kein

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