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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Thema. In Holloman? Unmöglich. Ein paar von seinen Opfern waren ziemlich wichtig, und ihre Tode hätten es bis in die Schlagzeilen der
Post
geschafft. Er konnte nicht sicher sein, dass nicht eines seiner potentiellen Opfer Verdacht geschöpft hätte. Denn
sie
alle wussten, dass sie gemeinsam an dem Tisch gesessen hatten. Wenn er sie schon umbringen musste, dann alle auf einmal.«
    »Ihr habt beide recht«, sagte Carmine und lächelte. »Wenn sie sterben mussten, dann alle auf einmal, selbst die Kellner. Nicht direkt im Anschluss an das Bankett, aber zwei, drei Monate später. Also wartete er ab, ob Ericas Indiskretion Folgenhaben würde, doch er wartete vergeblich. Nichts passierte. Ich kann mir vorstellen, wie sich Odysseus erleichtert zurücklehnte, als der vierte Monat vergangen war. Er war in Sicherheit und würde keine Bullen der Mordkommission in seine kleine Ecke der Welt einladen müssen. Dann bekam er am neunundzwanzigsten März Evan Pughs Brief. In gewisser Weise war Evan ein Himmelsbote. Der eine, der aufgewacht war, war ein weiterer übler Fiesling.«
    »Pugh hat seinen Brief nicht an Erica geschickt?«, fragte Corey.
    »Nein. Ihr besoffenes Geschwätz spielte keine besondere Rolle. Wenn jemand sie beschuldigt hätte, hätte sie ihm ins Gesicht gelacht und alles als Märchen abgetan. Es muss etwas gewesen sein, das sie später in Skeps’ Ohr gezischt hat. Als sie über den Verräter innerhalb von Cornucopia geredet hat. Ich vermute, sie hat seinen Namen genannt.«
    »Aber warum hat Evan Pugh vier Monate gewartet, bevor er in Aktion getreten ist?«, fragte Abe.
    »Ich glaube, die Antwort liegt in Pughs Charakter«, sagte Carmine. »Weil er sadistisch veranlagt war, haben ihn die hässlichen Schwingungen, die nach Ericas Ankunft in der Luft lagen, erregt. Am Ende des Abends ging er zurück ins Paracelsus und widmete sich irgendwelchen anderen Schandtaten. Er vergaß das Ereignis an Tisch siebzehn wieder, bis er durch eine dieser Wendungen des Schicksals daran erinnert wurde. In einer Ausgabe der
New’s Magazine
Ende März erschien ein Artikel über die Generalsekretäre der Sowjetunion seit der großen Säuberungsaktion in den späten Dreißigern. Es kam ungefähr am sechsundzwanzigsten März in den Handel, und Myron hatte eine Ausgabe dabei, als er nach Holloman kam, um uns seine neue Freundin vorzustellen, Erica Davenport. Er schwärmte von dem Artikel und bat mich, ihn zu lesen. Ichhatte keine Zeit, weil wir gerade zwölf Morde zu bearbeiten hatten.«
    »Mein Gott«, rief Corey aus, »Evan Pugh hat den Artikel gelesen!«
    »Ja, und was auch immer der Journalist über einige der Mitglieder des Zentralkomitees geschrieben hatte, stimmte genau mit dem überein, was Erica gesagt hatte. Danach musste er sich an die Dinge erinnert haben, die sie gezischt hatte – eine bedeutsame Aussage von Bart. Viele Zischlaute in dem, was sie sagte, vermute ich. Und denkt mal, was für ein Glück wir hatten! Fünf Monate nach dem Maxwell-Bankett finden wir Bart, und er ist der perfekte Zeuge. Von Berufs wegen ist er es gewohnt, auf alle Dinge zu achten.«
    »Erica hat Skeps erzählt, wer Odysseus ist«, sagte Abe. »Mann!«
    »Ja, und Evan Pugh hat sich daran erinnert.«
    »Pugh kannte die Person?«, fragte Corey.
    »Das bezweifle ich«, meinte Carmine. »Alles, was er brauchte, war der Name. Er war ein Medizinstudent, der nur Bestnoten hatte – er wusste, wie man recherchiert. Nachdem das
New’s Magazine
erschien, muss er geglaubt haben, es sei Weihnachten und Geburtstag auf einmal. Die Chance, jemanden zu ärgern, der viel mehr zu verlieren hatte als nur Geld. Er brauchte selbst kein Geld. Das ist einer der seltsamsten Aspekte dieses Falles – niemand braucht das Geld.«
    »Und dann hat er seinen Brief abgeschickt«, sagte Abe.
    »Und Odysseus war gezwungen, alle umzubringen, die etwas mit Tisch Nummer siebzehn zu tun hatten«, fügte Corey hinzu.
    »Sag mal, Carmine«, meinte Abe und runzelte die Stirn, »warum hat Odysseus nicht einfach einen Auftragskiller engagiert, der sie alle getötet hätte? Warum die ganze Schauspielerei?Gift, Injektionen, Erschießungen, Vergewaltigung, Messer?«
    »Ich glaube, es war der Versuch, es so aussehen zu lassen, als hätten die Morde nichts miteinander zu tun«, erklärte Carmine. »Ja, er hat ein Ego von der Größe Tokios, aber davon wird er nicht beherrscht. Dieser Kerl hat wahrscheinlich innerhalb des KGB den Rang eines Oberst, und er ist kalt wie Eis. Alles, was er seit

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