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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dem dritten Dezember zu tun versucht, ist, Erica Davenports Fehler wieder wettzumachen. Wir müssen annehmen, dass er selbst nie Fehler gemacht hat, und vielleicht war Erica Davenport gar nicht seine eigene Wahl – eher, dass sie der einzige Schläfer war, den Moskau zur Verfügung hatte, um Odysseus zu decken. Frauen haben eine Schwäche, Jungs. Sie verlieben sich anders, als Männer das tun.«
    »Also hat Odysseus versucht, seine Morde zu modifizieren, in der Hoffnung, uns zu verwirren«, sagte Abe nachdenklich.
    »Genau.«
    Es entstand eine Pause.
    »Eine Sache macht mich noch stutzig, Carmine«, sagte Corey dann. »Warum wurde Bart nicht ermordet?«
    Carmine wurde unsicher. »Die beste Antwort, die ich darauf habe, ist, dass Erica seine Anwesenheit gar nicht bemerkt hat. Er ist ein stiller Typ und war quasi unsichtbar für sie. Wenn ihr Barts Anwesenheit gar nicht aufgefallen ist, wird sie ihn auch Odysseus gegenüber nicht erwähnt haben.«
    »Wir müssen Bart trotzdem bewachen lassen«, meinte Corey.
    »Und seine Bedeutung preisgeben? Deswegen habe ich in aller Öffentlichkeit mit ihm Mittag gegessen und habe ihn zurück nach Hause begleitet. Wir haben nicht ausgesehen wie ein Detective und ein Zeuge, wir sahen aus wie alte Freunde, die sich seit längerem wiedergetroffen haben. Ich habe doch malim Nutmeg Insurance Building gewohnt. Odysseus könnte das wissen. Also muss ich auch Freunde dort haben, oder?«
    »Also keine Wache«, sagte Corey.
    »Was ist mit Netty?«, fragte Abe.
    Sie starrten sich betroffen an. Dann zuckte Carmine die Achseln. »Es war ein Mittagessen unter Frauen. Hoffen wir, dass keine einen Draht zu Odysseus hat.«
     
    Am nächsten Tag mussten Carmine, Danny Marciano und John Silvestri an einer der »Zeremonien« des Bürgermeisters teilnehmen, wie der Commissioner sie genannt hatte. Ethan Winthrop konnte so ziemlich schalten und walten, wie er wollte. Daher auch erhielten die Taft und die Travis Highschool dicke Zuschüsse für ihre Musikkapellen, was rundum allen zugute kam: Taft und Travis sammelten weit und breit alle Musiktrophäen ein, während der Bürgermeister die Luft von Holloman mit den Klängen lauter Blasmusik füllen konnte.
    Zu diesen Veranstaltungen gehen zu müssen nervte die Polizeichefs und war einer der wenigen Nachteile, unter denen Carmine nach seiner Beförderung zum Captain zu leiden hatte – Lieutenants brauchten nicht zu gehen, Captains schon. Aber noch schlimmer, bedeutete es, dass er seine Uniform hervorkramen musste. Unter normalen Umständen trug nur Danny Marciano eine Uniform, denn er leitete die uniformierte Polizeitruppe. Silvestri neigte dazu, einen schwarzen Anzug über einem schwarzen Polohemd zu tragen. Carmine blieb bei Khakihosen, einem Hemd ohne Krawatte, einem Tweedjackett mit einem Chubb-Einstecktuch und Slippern.
    Frauen wie Delia Carstairs, Desdemona Delmonico und Simonetta Marciano dachten insgeheim, dass die drei Senior-Officer in ihren Uniformen großartig aussahen; schlank,breite Schultern und markante Gesichter. Netty hatte eine ganze Wand voller Fotos von ihrem Danny in Uniform, mit ein paar von Silvestri und Carmine zur Abrundung des Ganzen. Diese Ansicht wurde von den Märtyrern, die in diese Kleidung gezwängt waren, nicht geteilt.
    Aber was sein musste, musste sein. Carmine, Danny und Silvestri nahmen an der Feier auf dem Holloman Green teil, während beide Highschool-Kapellen marschierten und spielten. Glücklicherweise war es ein schöner, ruhiger Tag. Auf dem Podest standen die wirklich wichtigen Leute, mit dem Bürgermeister und dem Dekan. Die Polizeichefs hatten ihren Platz drei Stufen tiefer, an ihrer Seite der Fire Commissioner und sein Vertreter.
    »Typisch Ethan«, sagte Silvestri zum Chef der Feuerwehr, Bede Murphy, »stellt uns zur Schau wie einen verfluchten Blumenstrauß im Fenster.«
    Carmine hörte nicht zu, der Kragen schnitt in seine Haut ein. Er streckte den Hals, drehte den Kopf, um ein wenig besser Luft zu bekommen. Plötzlich sah er etwas zwischen den obersten Ästen einer Buche in der Nähe aufblitzen. Da! Noch ein Aufblitzen, als würde jemand, der auf dem Ast lag, seine Waffe ausrichten. Ja, es war das gläserne Ende eines Zielfernrohrs, in dem sich die Sonne fing.
    »Runter!«, brüllte er. »Alle runter! Runter! Runter!«
    Mit seiner rechten Hand zog er seine 38er mit dem langen Lauf aus dem Holster und sah im Augenwinkel, dass Silvestri neben ihm das Gleiche tat. Die Reden hatten begonnen, die Kapellen

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