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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Erfahrung. Mr. Smith informiert Mr. Sykes, dass er, in seinem Amt als Vorstandsvorsitzender, ihn zum Geschäftsführer befördert, der direkt dem Vorstand untersteht. Mr. Sykes ist nun dafür verantwortlich, alle Tochterfirmen auf der Ebene der Geschäftsführer zu überwachen, und berichtet nur an den Vorstand.«
    »Da wird ja eine richtige Bombe platzen«, sagte Carmine grinsend. »Und Michael Donald wird sich
richtig
freuen. Ich kann verstehen, warum Smith das nicht auf seinem Schreibtisch herumliegen lassen wollte, obwohl ich mich frage, warum er ihn nicht einfach in die interne Post gegeben hat, bevor er losgefahren ist? Seltsam. Er spielt Napoleonische Kriege nach.«
    »Wer, Mr. Smith?«
    »Nein, Mr. Michael Donald Sykes. Mit seinem neuen Gehalt wird er in der Lage sein, die Krönung seines Helden in Notre Dame nachzustellen, komplett mit Gold und Juwelen.«
    »Wie merkwürdig«, meinte Delia, die immer noch mit dem Brief an Sykes beschäftigt war.
    »Was ist merkwürdig?«
    »Mr. Smiths Art der Gliederung – der er übrigens regelrecht verfallen ist. Ich habe bei der Gliederung immer die Buchstaben des Alphabets den Zahlen vorgezogen, weil, angenommen man benötigt nicht mehr als sechsundzwanzig Unterpunkte, die Spalten gleich breit bleiben. Wenn man stattdessen Zahlen benutzt, werden die Spalten ab der Nummer Zehn einen Buchstaben breiter und verrücken deswegen die Spalte rechts daneben. Wohingegen Mr. Smith weder Zahlen noch Buchstaben benutzt, sondern große, runde Punkte für die Aufzählung –« Sie sog zischend die Luft ein. »Ein großer, runder Punkt!«
    Carmine rollte mit seinem Stuhl um den Tisch herum und warf einen Blick darauf. »Heilige Scheiße!«, rief er und vergaß völlig, dass eine Dame anwesend war.
    »Und da ist noch was, Carmine«, sagte Delia mit zitternder Stimme. »Welche Maschine kann Punkte dieser Größe herstellen? Eine Schreibmaschine sicher nicht und auch sonst nichts, was mir einfällt, außer einer Druckpresse. Die Aufzählungspunkte müssen per Hand aufgebracht worden sein. Wenn es keine Mikropunkte sind, muss sich Mr. Smith die Mühe gemacht haben, Letraset zu benutzen, doch einen Mann, der so fanatisch ordentlich ist wie er, würde das wahnsinnig machen, selbst wenn er seine Sekretärin zwingt, es zu tun.«
    »Eines ist klar, Delia, Mr. Smith ist nicht wahnsinnig«, sagte Carmine mit grimmigem Jubel. »Ich habe den Bastard!«
    »Du meinst, er ist Odysseus?«
    »Oh, das weiß ich schon eine ganze Weile.«
    Er drehte sich zu einem kleinen Tisch, auf dem er einige Objektträger für das Mikroskop, feine Deckgläser, einige zangenartige Pinzetten und ein dünnes, spitzes Skalpell liegen hatte. Es glitt direkt darunter. Der Punkt löste sich und hing auf der Spitze. Carmine ließ ihn auf einen Träger gleiten und legte ein Deckglas darauf. Er löste wahllos insgesamt fünf von elf Punkten auf Sykes Brief ab.
    Mit den fünf Objektträgern auf einem Papptablett ging er in die Rechtsmedizin, Delia an seiner Seite.
    »Sag mir, dass dies hier keine Letraset-Punkte sind«, sagte er zu Patrick und gab ihm das Tablett. »Sag mir, dass sich Buchstaben darauf befinden oder Schemata oder irgendwas, das da nicht hingehört.«
    »Du hast einen echten, einhundertprozentigen, vierkarätigen, erstklassigen Mikropunkt gefunden«, sagte Patsy, nachdem er den ersten Objektträger untersucht hatte. »Eine hundertfache – Mann, was für eine Kamera! Was für ein Reduktionsverhältnis! Aber trotzdem waren mindestens zwölf Aufnahmen nötig, um es so klein zu bekommen. Keine Auflösung ist abhandengekommen, die Schärfe ist perfekt.«
    »Also wissen wir, warum Smith den Brief nicht per Hauspost an Mr. Sykes geschickt hat, bevor er losgefahren ist«, sagte Carmine zu Delia, als sie zurück in sein Büro gingen. »Er musste mit ihm außer Landes reisen. In Zürich hätte er die Mikropunkte abgelöst und durch Letraset-Punkte ersetzt. Wieder zurück in Holloman hätte er Mr. Sykes seine Beförderung persönlich überreicht.«
    »Oh, Carmine, ich freue mich so für dich!«
    »Spar dir deine Verzückung auf, Delia. Jetzt muss ich Ted Kelly anrufen und ihm sagen, was wir gefunden haben. Ich befürchte, unser Teil im Fall Odysseus ist damit beendet.«
     
    Der erstaunte Kelly erschien wenige Minuten später. Es verschlug ihm geradezu den Atem angesichts dessen, was er Carmines Glück nannte.
    »Nein, es war kein Glück!«, blaffte Carmine ihn hitzig an. »Es war die Initiative von Sergeant Corey

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