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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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durchführen.«
    »Muss ich wieder im Pavillon sitzen? Es ist kalt heute«, sagte sie.
    »Nein, Ma’am. Wir durchsuchen den Pavillon, also können Sie in Ihrem Haus bleiben.«
    Carmine ging über das üppige Gras an den Blumenbeeten vorbei zu dem kleinen runden Tempel mit seinen geriffelten, ionischen Säulen, die ein rundes Dach mit Terrakotta-Ziegeln trugen, das aussah wie ein Chinahut. Er ging die Stufen hoch. Die Stufen und der Boden waren aus grünlichem Terrazzo, der Rest des Pavillons aus reinem weißem Marmor. Wer in Amerika beherrschte die Kunst, so etwas zu bauen?, fragte er sich. Niemand, entschied er.
    Eine erste Untersuchung legte kein offenes Versteck frei, aber er hatte ja Abe Goldberg dabei.
    »Denkst du, du kannst ein verstecktes Fach finden?«, fragte Carmine.
    Über Abes helles, sommersprossiges Gesicht breitete sichein Lächeln aus, seine blauen Augen sprühten vor Vergnügen. »Ein Kinderspiel«, erwiderte er.
    Carmine ging von den Stufen herunter und sah Abe bei der Arbeit zu. Erst ließ er von zwei Polizisten den weißen Tisch und die Stühle hinaustragen. Dann stellte er sich in die Mitte des Pavillons und drehte sich, mit dem Kopf zur Decke gewandt, einmal um sich selbst. Dann wiederholte er die Drehung, diesmal mit Blick auf den Boden. Dann ging er alle kreisrunden Stufen einmal ab. Schließlich legte er sich flach auf den Boden und fing an, mit dem Knöchel zu klopfen.
    »Nichts«, sagte er knapp.
    Die Stufen waren in Abschnitte von Bögen mit je dreißig Grad geteilt, was bedeutete, jede volle Stufe bestand aus zwölf Abschnitten. Die Kantenlänge der obersten Stufe betrug ungefähr einhundertfünfzehn Zentimeter pro Abschnitt.
    »Mühselig zu entfernen, aber machbar«, sagte er, nahm eine Brechstange und schob sie unter die Trittstufe der Treppe.
    Bei seinem fünften Versuch fand er die eine, die sich anheben ließ. Sie war genauso glatt eingepasst wie die anderen, aber löste sich, als sie angehoben wurde, und zerbrach in gezackte Stücke.
    »Er hat das Fach normalerweise nicht mit einem Brecheisen geöffnet, siehst du, Carmine? Dieser Teil gleitet eigentlich heraus, auf Rollen, wie eine teure Schublade. Ich hab sie kaputtgemacht«, sagte Abe mit einigem Bedauern. »So eine schöne Arbeit.« Er zuckte die Schultern. »Hat keinen Zweck zu jammern. Wo ist meine Kamera?«
    Das Holloman Police Department benutzte braune Säcke für große Beweismittel, kleine braune Tüten und kleine braune Umschläge. Abes Kamera blitzte vor seinem Auge immer wieder blau auf, Carmine verzog das Gesicht bei dem Geruch, der dem Fach entströmte, dann steckten beide ihre Hände hineinund zogen einen Overall heraus. Die Kamera blitzte mehrfach auf. Das Kleidungsstück war starr vor braunem, getrocknetem Blut, daher brauchten sie eine Weile, um es so klein zu falten, dass es in den Beweismittelbeutel passte.
    »Da ist nichts weiter drin«, sagte Abe enttäuscht.
    »Nun, wir haben es fotografiert, haben die Stufe, den Gleitmechanismus«, sagte Carmine. »Es ist genug, aber ich will das Rasiermesser. Wo ist es?«
    »Du hast gesagt, in einem Schrein, aber man legt nichts, was man verehrt, gemeinsam mit blutiger Kleidung in einen Schrein«, erklärte Abe.
    »Dann ist es hier irgendwo anders, Abe. In einer dieser Säulen. Es muss eine Säule geben, in der sich ein Fach befindet, ungefähr … in Kopfhöhe. So dass er es ansehen kann, ohne es anzufassen.«
    »Keine Chance«, sagte Abe. »Der Marmor wird zu dick sein, um hohl zu klingen. Es muss eine Feder geben, die die Tür öffnet, wenn man sie drückt, aber nicht manuell. Bei dem Gewicht, angenommen die Tür hat die volle Breite einer Säule, muss Smith die Federn elektrisch verkabelt haben. Kabel im Erdreich, unter den Stufen und unter dem Fußboden, in der Säule nach oben. Wahrscheinlich sind alle Säulen innen hohl. Ich wette, er löst den Türmechanismus mit einem Impuls einer Fernbedienung aus, die er in der Hand hält – er ist ein Funker und kennt sicher alle Tricks. Wenn er die Fernbedienung nicht auf dem Weg nach Zürich bei sich hatte – und warum sollte er? –, dann liegt sie in seiner Funkerhütte.«
    »Untersuch die Säulen zuerst mit einer Lupe, Abe. Wenn es eine Tür gibt, dann muss man die Verbindung sehen.«
    »Schau dir die Säulen genau an, Carmine – jede Säule kommt dafür in Frage.«
    »Verdammt!«, sagte Carmine, der die Augen zusammengekniffenhatte. »In der Mitte jeder Säule läuft eine feine Linie entlang.«
    »Wir müssen die

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