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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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haben. Hier ist es die kapitalistische Partei, dort die kommunistische. Macht für Sie keinen Unterschied. Nun, Sie haben beide Meister enttäuscht. Sie sind für sie nicht mehr von Wert.«
    »Was für ein Romantiker Sie sind, Delmonico«, sagte Smith, der seine Verärgerung kaum noch verbergen konnte.
    »Das hat man mir schon früher vorgeworfen, aber ich empfand es nie als Beleidigung.« Carmine lehnte sich vor. »Wissen Sie, was das Romantischste von allem ist? Dass Sie durch das kapitalistische Spielzeug eines Sportwagens entlarvt worden sind. Und beinahe wären Sie davongekommen. Dass Sie es nicht sind, ist einzig und allein Ihr Fehler. Denken Sie darüber nach, wenn Sie auf Ihrer stinkenden Toilette in der Gefängniszelle sitzen! Man wird Sie isolieren müssen, weil die übelsten Mörder oder Kinderschänder Sie für den letzten Dreck halten werden – ein Verräter des eigenen Landes. Oh, aber Sie glauben,Sie werden wegen Mordes ins Gefängnis kommen und nicht wegen Hochverrats, oder? Reicher Kerl, kann die Aufseher bestechen und bekommt besondere Privilegien? Wird nicht passieren, Mr. Smith. Welchem Gefängnis auch immer die Ehre Ihres Besuches widerfährt, wird alles über Ihren Hochverrat wissen.«
    »Hören Sie auf! Halten Sie den Mund!«, brüllte Smith, sein Gesicht so weiß wie das Bettlaken. »Das FBI und die CIA werden es nicht zulassen! Sie brauchen Namen, sie denken, ich kann ihnen Namen liefern. Ich werde sehr bequem untergebracht sein, warten Sie’s nur ab!«
    »Wer ist hier wohl der Romantiker?«, sagte Carmine mit einem Grinsen. »Man wird Sie in der Obhut von Connecticut lassen.«
    »Da liegen Sie falsch!«
    »Da liege ich richtig. Sie werden nie wegen Verrats angeklagt werden, das ist viel zu heikel. Aber eine Gefängnisstrafe wegen Mordes passt allen gut in den Kram, Mr. Smith.«
    Smith schnappte nach Luft. »Und das alles wegen einer Hure?«
    »Darauf können Sie wetten«, sagte Carmine grimmig. »Desmond Skeps fand die Sache mit Dee-Dee und Anna heraus und brachte Dee-Dee mit zum Maxwell-Bankett, um sie Ihnen vor die Nase zu setzen. Ich nehme an, er hat Ihnen die Schuld für den Zerfall seiner Ehe und seiner Affäre mit Erica gegeben – warum, wissen Sie wahrscheinlich genauso wenig wie ich. Er war ein paranoider Typ, und Sie hatten eine ganze Menge Dinge, um die er Sie beneidete. Er wusste nur nicht, dass Sie Odysseus waren – aber Erica wusste das. Sie hat es ihm erzählt. Ihr Glück war, dass er zu betrunken war, um es zu begreifen. Trotzdem war dieses Bankett der Beginn Ihres Absturzes.«
    »Blödsinn, alles Blödsinn«, sagte Smith müde.
    »Kein Blödsinn. Spürsinn. Wie Sie geschwitzt haben müssen! Obwohl es erst so aussah, als wären Sie noch einmal davongekommen, schmiedeten Sie trotzdem Ihre Pläne. Vier Monate vergingen. Vier ganze Monate! Dann erschien Evan Pugh bei Ihnen im Büro, frech wie Rotz, und händigte Ihnen einen Brief aus. Als Sie ihn zu Ende gelesen hatten, war er gegangen. Aber Sie hatten ihn gesehen. Der Plan trat in Aktion.« Carmine machte eine Pause.
    »Ich bin müde und habe Schmerzen«, sagte Smith. »Gehen Sie.«
    »Eine Bärenfalle«, sagte Carmine. »Was sollte diese Falle aussagen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wegen dieser Leute verfolgen Sie mich. Nicht wegen einer Hure. Dee-Dee Hall spielt keine Rolle.«
    »Für mich tut sie das«, meinte Carmine und ging.
     
    »Es war irgendwie unwirklich, John«, sagte Carmine später zu dem Commissioner. »Zuerst dachte ich, Smith würde seine Tochter vergöttern, aber das konnte nicht sein. Niemand, der liebt, würde das Objekt seiner Liebe in ein russisches Lager stecken. Er hätte sie so einfach in ein schickes Irrenhaus wegsperren können – in New York oder L. A.«
    Silvestri kaute an seiner Zigarre, zog eine Grimasse und warf sie in den Papierkorb. »Woher haben Sie die Zeit für diese ganzen Recherchen genommen?«
    Carmine lächelte. »Ein bisschen hier, ein bisschen dort. Es schien so aus der Luft gegriffen zu sein, dass ich mit niemandem darüber reden konnte, bis ich alles eingetütet hatte. Ich denke, Smiths russische Familie waren zaristische Aristokraten, die rechtzeitig das Lager gewechselt haben, um auf der kommunistischen Welle mitzuschwimmen. Lenin fehlten 1917gebildete Helfer, und vielleicht war er willens, die Ahnen einiger eifriger Unterstützer zu übersehen. Smith selbst ist seit dem zehnten Lebensjahr unter dem System aufgewachsen. Wir neigen dazu, zu vergessen, dass die Rote

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