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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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im Gitterbett hingefallen, und ich weiß nicht, was dann passiert ist. Ehrlich, Sir, ich weiß es nicht! Alles, an das ich mich erinnere, ist das Kreischen, das Heulen und das Gespucke. Er hat mich angespuckt! Ich habe das Kissen über ihn gelegt, damit er leiser wurde, aber das wurde er nicht. Selbst dadurch tat das Geschrei in den Ohren weh, doch wenigstens konnte er mich nicht mehr anspucken. Ich habe ihm das Kissen ins Gesicht gedrückt, bis er aufgehört hat zu schreien. Mann, das tat gut. Dieser kleine Pisser hat mich angespuckt!«
    Oh, gütiger Himmel! »Erzähl mir den Rest, Grant.«
    Der Junge sah jetzt besser aus, befreit von einer schrecklichen Bürde. Wussten seine Geschwister davon? Wahrscheinlich nicht, sonst hätten sie ihn nicht verlassen, zumindest nicht Selma.
    »Ich habe das große Licht angeschaltet«, fuhr Grant fort, »und gesehen, dass Jimmy blau war. Ganz blau. Egal, wie doll ich ihn gekniffen habe – er hat sich nicht bewegt. Dann habe ich gemerkt, dass er tot ist. Zuerst war ich echt froh, aber dann habe ich mir gedacht, wenn ich das erzähle, komme ich ins Gefängnis – ich komme doch jetzt ins Gefängnis, oder?«
    »Erzähl einfach, wie alles passiert ist, Grant, und die Sache wird für dich besser laufen. Gefängnisse sind für Erwachsene«, sagte Carmine. »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich habe ihn in ein Laken aus seinem Bett gewickelt undihn die Treppe hinuntergetragen«, sagte Grant etwas entspannter. »Ich bin die Gartentür hinausgegangen, habe ihn runter zum Pequot getragen. Er ist gleich untergegangen, also bin ich zurück zum Haus, habe das Laken zurück in sein Bett gelegt und nach Mum gesehen. Sie hat immer noch geschlafen. Nur, dass sie gar nicht geschlafen hat, oder, Sir? Sie war auch tot.«
    »Ja, schon bevor du das erste Mal hereingekommen bist«, sagte Carmine. »Was hast du gemacht, als du in dein eigenes Schlafzimmer gekommen bist?«
    »Ich habe versucht, den Fußboden im Bad sauberzumachen, und dann bin ich ins Bett gegangen. Ich war total fertig.«
    Keine Skrupel oder Reue, dachte Carmine. Und vielleicht würden die auch nie kommen.

Kapitel drei
    »Es wäre nie passiert, wenn die Mutter nicht so überlastet gewesen wäre«, sagte Carmine zu Patrick. »Warum habe ich das Gefühl, dass Gerald Cartwright geizig ist?«
    »Es wäre auch nie passiert, wenn die Mutter nicht tot gewesen wäre«, sagte Patrick und ordnete die Instrumente auf dem Wagen.
    »Stimmt. Was das Kind ausrasten ließ, war der Gestank von Kot – ein Anzeichen dafür, dass Cathy bereits einige Stunden tot war, wahrscheinlich seit irgendwann vor vier. Ich wusste, dass er etwas verheimlichte, als er nicht zugab, zu seiner Mutter gegangen zu sein, weil sich alle Kinder an ihre Mum wenden, wenn sie sich übergeben haben. Ich hatte kein Mordgeständnis erwartet, aber auch das passte dazu. Der Vater ist selbstsüchtig und karriereorientiert, was dazu geführt hat, dass er häufig nicht zu Hause war. Und die Mutter war plötzlich mit diesem anstrengenden Kind konfrontiert, nachdem sie vorher ihre drei anderen Kinder von vorne bis hinten bedient hatte.«
    »Nun, Jimmys Mord hätte zumindest vermieden werden können, wenn den Eltern klarer gewesen wäre, wie sich die anderen Kinder fühlten. Aber was ist mit dem Mord an der Mutter?«, fragte Patrick.
    »Eine komplett andere Geschichte. Bisher gibt es jedoch keine Spur. Gerald Cartwright mag zwar selbstsüchtig sein, aber er ist kein untreuer Ehemann. Wenn er in seinem französischen Restaurant in Upstate New York war, war er von Familie umgeben gewesen – von ihrer und seiner eigenen. Er gilt als Muster-Ehemann. Und was Cathy anging – wie sollte siedie Zeit für außereheliche Affären finden, bei vier Kindern und davon eines mit einem Down-Syndrom?«
    »Ist sie überhaupt mal rausgekommen?«
    »Wohl nur selten. Sie sind zu Erstaufführungen ins Schuhmanns gegangen, in Filme, die gute Kritiken hatten, Wohltätigkeitsdinner und Country-Club-Veranstaltungen. Wenn der Küchenchef seinen Anfall bekam und Gerald weg musste, bestand er darauf, dass Cathy alleine ging. Das letzte Mal, dass sie aus war, war sie solo bei einem Wohltätigkeitsbankett der Maxwell-Stiftung, etwas, das sie nicht verpassen wollte, da die Maxwells großzügig für die Behinderten-Forschung spenden. Das wurde mir alles lang und breit von Gerald erzählt, der es schaffte, seine sieben Sinne zusammenzuhalten, solange er ein Kissen umarmen konnte.« Carmine schenkte sich Kaffee ein.

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