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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kein Football. Nur Grant, der Jüngste, ähnelte seinem Vater – durchschnittlich in Größe und Gestalt.
    Plötzlich verspürte Carmine das Bedürfnis, zuerst durchdie Zimmer der Kinder zu gehen, bevor er sie verhörte. Er schlüpfte unentdeckt wieder aus dem Hobbyraum hinaus und ging hinüber zu den vier Schlafzimmern am anderen Ende des Obergeschosses.
    Eines war ganz eindeutig ein Gästezimmer, wundervoll eingerichtet und unberührt. Was für Glückspilze diese Kinder waren, dachte er, als er entdeckte, dass jedes ihrer Zimmer sein eigenes Bad hatte. In den drei Kinderzimmern herrschte Chaos: ungemachte Betten, offen stehende Kleiderschränke, alle möglichen Dinge ergossen sich aus den Schubladen. Zumindest hier hatte Cathy Cartwright keinen Erfolg gehabt, die Kinder zur Ordnung anzuhalten. Jedes Kind hatte einen eigenen Fernseher sowie ein Regal voller Bücher und Spielsachen.
    Das Zimmer vom kleinen Grant war das Schlimmste und beinhaltete solche Nettigkeiten wie eine aufgeschlitzte Schultasche, ein in Stücke gerissenes Dormer-Plakat und einige zerfetzte Schulbücher der fünften Klasse. Der Wutausbruch gegen seine Schule war wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt aufgetreten, als die Nachricht von Jimmys Behinderung in der Schule die Runde machte. Das bedeutete, dass schon einige Monate lang niemand mehr versucht hatte, in diesem Zimmer aufzuräumen. Cathy Cartwright hatte den Kampf damals aufgegeben.
    In Grants Badezimmer roch es säuerlich. Auf dem blau gefliesten Boden waren Spuren von Erbrochenem, das nur unbeholfen aufgewischt worden war. Als Carmine den Deckel des Wäschekorbes anhob, sah er einen mit Erbrochenem verkrusteten Schlafanzug, der eindeutig zum Aufwischen benutzt worden war. Wahrscheinlich gab es eine Putzfrau, die noch nicht bis zu Grants Raum vorgedrungen war. Wenn sie überhaupt jemals hineinging.
    Zeit, zurück in den Hobbyraum zu gehen.
    Carmine klopfte laut an. Die drei Gesichter fuhren herum, und alle drei Kinder sprangen auf. Ein Fremder! Und ein Bulle. Selma stellte sofort den Ton leiser.
    »Ich bin Captain Carmine Delmonico von der Polizei Holloman«, stellte Carmine sich vor, zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz. »Dreht eure Stühle zu mir herum und setzt euch.«
    Sie gehorchten, aber mürrisch. Unter der mutigen Fassade lagen Schichten von Angst, Schrecken und Panik.
    »Hast du letzte Nacht irgendetwas gesehen oder gehört, Selma?«, fragte Carmine das Mädchen, das bis aufs Nagelbett abgeknabberte Fingernägel hatte.
    »Nein«, sagte sie direkt.
    »Bist du sicher?«
    »Ja!«, blaffte sie. »Ja, ja, ja!«
    »Itaker!«, sagte Gerald junior im Flüsterton. Da er keine Reaktion bekam, sprach er lauter. »Verdammter Itaker-Bulle!«
    Carmine blickte den Jungen an. »Was ist mit dir, Gerald?«, fragte er.
    »Ich bin der Junior«, sagte er, plötzlich viel unsicherer als seine Schwester. »Nein, ich habe weder etwas gesehen noch gehört. Das tut man nicht auf dieser Seite des Obergeschosses, wenn das Geräusch von Jimmys Seite kommt.«
    Nicht die Seite von seiner Mutter oder seinem Vater. Von Jimmys Ende, als gehöre es Jimmy.
    »Dann macht Jimmy also eine Menge Lärm?«
    »Ja«, sagte Junior unvermittelt und zuckte die Achseln. »Wie ein Schaf oder eine Ziege. Määh.« Äffend machte er ein Schaf nach. »Er wacht oft auf und macht määh.«
    Dann das dritte Kind im Bunde. »Was ist mit dir, Grant?«, fragte Carmine.
    »Ich habe nichts gehört.«
    Carmine lehnte sich vor. »Aber irgendwann warst du wach. Dir war schlecht.«
    Grant zuckte erstaunt zusammen. »Woher wissen Sie das?«
    »Erstens konnte ich es riechen. Zweitens habe ich die Reste gesehen. Du hast deinen Pyjama benutzt, um Erbrochenes aufzuwischen. Der Pyjama ist immer noch in deinem Wäschekorb. Macht hier niemand die Wäsche?«
    »Hey!«, rief Selma und erstarrte. »Sie können nicht in unseren Sachen rumschnüffeln, Sie Itaker!«
    »Ihr älteren Cartwright-Kinder scheint süchtig nach diesem Ausdruck zu sein«, sagte Carmine ernst. »Das ist an der Dormer gar nicht üblich, sonst hätte meine Tochter es mir erzählt. Sie ist in deinem Alter, Selma, sie müsste in einem deiner Kurse sein – Sophia Mandelbaum.« Er beobachtete, wie Selma rot anlief, und bekam einen etwas besseren Eindruck von der Hackordnung am Dormer. Selma war ein Möchtegern, Sophia gehörte zum Establishment. Wie sonderbar, dass es schon so früh damit anfing.
    »Ihr wisst genau, dass eure Mutter und euer kleiner Bruder vorletzte Nacht ermordet

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