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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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worden sind. Warum stellt ihr euch dann so quer? Ihr seht genug Fernsehen, also müsstet ihr die Vorgehensweise der Polizei kennen. Bei einer Ermittlung in einem Mordfall ist gar nichts heilig, Wäschekörbe eingeschlossen. Setzt euch einfach hin und beantwortet meine Fragen. Oder ich muss euch mit in die Stadt nehmen und euch in einem Verhörraum der Polizei befragen. Ist das klar?«
    Die drei Kinder nickten.
    »Also, Grant, dir war schlecht?«
    »Ja«, sagte er mit einem Flüstern.
    Ein Instinkt regte sich. Carmine blickte Selma und Junior an. »Danke, ihr beiden könnt gehen. Aber die Polizistin sollteangekommen sein, holt sie bitte direkt herein. Ich kann Grant nichts tun, wenn sie dabei ist, oder?«
    Offensichtlich wollte Selma bleiben, doch sie war nicht mutig genug, es zu sagen. Sie seufzte und folgte Junior hinaus. Die Polizistin kam kurz darauf herein.
    »Setz dich dort drüben hin, Gina. Du bist der Anstandswauwau«, sagte Carmine und wandte sich dann an Grant. »Okay, Grant, erzähl mir, was passiert ist.«
    »Ich habe mich mit Twinkies vollgestopft – es gab so spät Abendessen!« Der Junge schaute verärgert. »Mum braucht ständig so lange mit Jimmy – wir bekommen gar kein regelmäßiges Abendessen mehr. Und dann gab es« – er verzog das Gesicht – »Spaghetti. Ich hab mich mit Twinkies vollgestopft, und als die alle waren, habe ich einen Boston Cream Pie gefunden.«
    Wie lange würde es dauern, bis diese Kinder begriffen, dass ihre Mutter wirklich tot war?
    »Hast du überhaupt geschlafen, Grant?«
    »Oh, sicher! Ich habe ein paar dumme Filme auf WOR gesehen – immer noch schwarz-weiß! – und muss so gegen Mitternacht davor eingeschlafen sein. Dann bin ich aufgewacht und habe mich schlecht gefühlt, aber habe angenommen, dass es wieder weggehen würde. Es wurde aber schlimmer. Ich bin in mein Badezimmer gerannt, habe es dann nicht mehr geschafft. Platsch! Über den ganzen Fußboden. Danach habe ich mich besser gefühlt und bin wieder ins Bett gegangen.«
    Das Verhalten des Jungen hatte sich verändert. Die Aufsässigkeit war verflogen, und die braunen Augen, die Carmine vorher fixiert hatten, wichen plötzlich seinem Blick aus. Die Wahrheit war herausgekommen, aber noch nicht die ganze.
    »Unsinn!«, blaffte Carmine. »Du bist nicht wieder ins Bettgegangen und auch nicht wieder eingeschlafen. Was hast du gemacht? Die Wahrheit!«
    Aus dem Gesicht des Jungen wich alle Farbe; er schluckte, seine Kehle krampfte sich zusammen. »Ich erzähle die Wahrheit! Ehrlich! Ich bin ins Bett gegangen und bin wieder eingeschlafen.«
    »Nein, bist du nicht. Was hast du wirklich gemacht, Grant?«
    In einem verzweifelten Schwall kam alles heraus. »Ich bin in Mums Schlafzimmer gegangen, um ihr zu sagen, dass ich auf den Boden gespuckt habe.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Das Licht war an – die Lampe auf ihrem Nachttisch. Das Zimmer stank nach Scheiße – ich meine, es stank so richtig.«
    Carmine wartete darauf, dass der Junge weiter erzählte, aber das tat er nicht. »Du kannst jetzt nicht mehr aufhören, Grant. Ich will alles wissen.«
    »Jimmy stand in seinem Gitterbett und brüllte wie am Spieß, also bin ich hin, um Mum zu wecken. Aber ich konnte nicht, Sir! Ich habe sie geschüttelt und in ihr Ohr gebrüllt, doch sie hat einfach weiter geschlafen. Dann habe ich das Glas auf ihrem Tisch gesehen und wusste, sie hatte sich selbst ausgeschaltet. Das hat sie oft gemacht. Na, super! Jimmy schrie wie verrückt. Ich habe ihn angebrüllt, er soll seinen Mund halten, aber der kleine Pisser hat es noch nicht mal bemerkt. Widerlich! Er musste Tonnen in seine Windel geschissen haben, so hat es gestunken.«
    Carmines Blicke trafen sich mit denen von Gina. Sie schaute fragend, und er antwortete ihr mit einem kaum sichtbaren Schütteln des Kopfes. »Mach weiter, Grant, du kannst mir jetzt gut auch noch den ganzen Rest erzählen. Es ist besser für dich, wenn alles herauskommt.«
    Zu guter Letzt kehrten die braunen Augen, resigniert undvoller Tränen, zu ihm zurück. Grant hob die Schultern, als kämpfe er gegen eine große Last. »Ich ging zum Gitterbett und ließ die Seite herunter. Ich vermutete, dass Jimmy sich voll eingeschissen hatte, und das würde Mum eine Lehre sein, sich nicht selbst auszuschalten, wenn sie im selben Bett wie der vollgekackte Jimmy aufwachen würde. Aber der kleine Pisser brüllte nur noch lauter. Dann hat er mir eine geknallt. Hat mir ins Gesicht gespuckt! Ich habe zurückgeschlagen. Er ist

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