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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gar keine Zeit für ein gesellschaftliches Leben. Vielleicht beschweren sich andere Frauen über gehässige Freundinnen oder erzählen von Schnäppchen, die sie irgendwo gemacht haben, aber nicht Cathy. Und irgendeinen Mann hat sie noch nie erwähnt.«
    »Also haben Sie keine Vorstellung, warum sie ermordet wurde?«
    »Nein, absolut nicht.«
    Carmine stand auf. »Fällen Sie schnell eine Entscheidung mit Ihrem Geschäft und holen Sie jemand von der Familie her. Ansonsten hat auch Junior bald Probleme mit dem Gesetz.«
    Gerald Cartwright wurde bleich wie ein Laken und senkte seinen Kopf.
    Junior klebte an dem gigantischen Bildschirm im Hobbyraum nebenan. Als Carmine vorbeikam, winkte er ihn streng zu sich.
    »Los, Junge, schalte das ab. Bis sie Unterstützung bekommt, braucht deine Schwester Hilfe in der Küche.«
    Der Junge tat wie befohlen, allerdings mürrisch, und folgte Carmine mit schleppendem Schritt die Treppe hinunter.
    Der Käse war gerieben, aber der Parmesan hatte sich als widerspenstig erwiesen. Selma lutschte an ihren blutigen Knöcheln.
    »Junior, hol ein Pflaster«, befahl Carmine und besah sich die Schürfwunde. »Regel Nummer eins beim Reiben: Pass auf deine Hände auf, wenn der Käse zu Ende geht.«
    Er streute Salz über die Makkaroni und zeigte Selma, wie man eine passable Käsesauce herstellte, ließ sie dann die Hälfte des Parmesankäses mit Brotkrumen mischen und sie über die Makkaroni mit Käsesauce geben. Ab in den Ofen damit. Dann ließ er sich auf einem Küchenhocker nieder, nahm sich Cathys Cartwrights Kochbuch
The Joy of Cooking
und wählte ein halbes Dutzend Rezepte für Selma aus. Sie zeigte eine gewisse Begeisterung, da sie bei ihrem ersten Versuch ein genießbares Essen zustande gebracht hatte.
    »Weißt du, ob deine Mutter irgendwelche Feinde hatte, Selma?«, fragte Carmine, während er durch die Seiten des Kochbuches blätterte.
    Das Mädchen schaute ungläubig. »Nein!« Der erste Anflug von Trauer erreichte ihre Augen. »Wie sollte sie Zeit für Feinde gehabt haben, Captain?«
    Er legte das Kochbuch zur Seite, glitt vom Hocker und drückte kurz ihre Schulter. Dann fiel sein Blick auf Junior, der gerade durch die Tür verschwinden wollte; seine Lippen wurden schmal.
    »Und du«, sagte Carmine zu Junior, als der die Gartentür öffnete, »wirst in Zukunft deinen Teil zur Hausarbeit beitragen. Wenn Selma kocht, wirst du dich um die Wäsche kümmern.«
    Zack. Die Tür schloss sich unter Juniors wütendem Protest.
    Als er zu seinem Wagen zurückging, grinste Carmine. Er mischte sich nur selten persönlich in eine Familie ein, aber die Cartwrights waren ein Sonderfall. Nicht ein, sondern zwei Morde. Sie würden überleben, aber eher dank Selma als durch einen der beiden Gerards. Obwohl sie überhaupt keine Erfahrung hatte, hatte sie bereits angefangen zu kochen, als Carmine ankam.

Kapitel vier
    Carmine fuhr zurück ins Präsidium und zu einem Schreibtisch, auf dem sich die Akten türmten, setzte sich und dankte dem Himmel für seine Sekretärin, Delia Carstairs, die zufällig auch Commissioner John Silvestris Nichte war. Delia war ein Kleinod, das er zusammen mit seiner Ernennung zum Captain geerbt hatte. Einfache Lieutenants hatten keine Sekretärin.
    Delia kam aus ihrem winzigen Büro zu ihm, winzig nur deshalb, weil alle vier Wände von monströsen Aktenschränken eingenommen wurden.
    »Es wurde langsam Zeit«, sagte sie und verteilte weitere Papiere auf die verschiedenen Stapel.
    Sie war dreißig Jahre alt, klein und auf eine Art und Weise gekleidet, die sie selbst schick fand, Carmine dagegen eher fürchterlich. Heute trug sie ein Kostüm aus einem bunten Stoff, dessen Rock ihr nur knapp bis zu den Knien reichte. Zwei gänzlich unförmige Beine, die man sonst nur an großen Klavieren sah, trugen einen Körper wie ein Tönnchen und viel zu viel Modeschmuck. Auf ihrem Gesicht lag zentimeterdick Make-up, ihr wuscheliges Haar hatte einen unnatürlich rotblonden Ton, und ihre hellbraunen Augen waren von so viel Farbe umgeben, dass selbst Cleopatra neidisch geworden wäre. Delia war als einziger Spross einer Verbindung zwischen Commissioner Silvestris Schwester und einem Oxford-Professor in England geboren und aufgewachsen.
    Beide Eltern verzweifelten an ihr. Doch Delia brauchte keine wie auch immer geartete elterliche Führung; sie wusste ganz genau, was sie tun und wo sie das tun würde. Als Jahrgangsbeste absolvierte sie ein Sekretärinnen-Kolleg in London undstieg, sowie sie ihre

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